Reflex-Reflux
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Interessante Reaktion des offiziellen St. Pöltens auf einen reißerischen Artikel in der Tageszeitung „Österreich“: „20 Prozent Ausländer in St. Pölten“ titelte das Boulevard-Blatt. Noch am selben Tag stellte der Magistrat richtig: „Es sind nur 12 Prozent“ – und bestätigte, nährte, festigte damit genau das Vorurteil, das „Österreich“ vorgegeben hat, nämlich: „Es ist schlecht, wenn viele Ausländer in einer Stadt wohnen.“ Weil weniger, vermittelt diese populistische Zahlenspielerei, weniger ist besser.
Dieser Stadt-Reflex löst bei mir einen Reflux aus, stößt mir sauer auf. Und nicht nur mir.
Ich frag mich ja grundsätzlich, wer in St. Pölten ein Ausländer ist: Der mit dem nichtösterreichischen Pass? Der mit einem nichtösterreichischen Elternteil? Der mit dem böhmischen Großvater? Der nicht hier geboren wurde, aber schon hier zur Schule ging? Der als Kulturmanager die Welt bereist und jetzt gerade in der niederösterreichischen Hauptstadt jobbt? Der deutsche Manager bei Voith? Der Asylwerber? Also – alles klar. Die Ansage hängt mit selektiver Wahrnehmung zusammen. Und: „Die Ausländer“ ist eine undifferenzierte Aussage, nicht klar definiert, kann daher auch nicht gewertet werden, weder positiv noch negativ.
Bewertet werden kann im Gegensatz dazu die Qualität von Integration – also: das Mitleben (lassen) von Menschen, für die unser Wertesystem nicht selbstverständlich ist.
Darüber können wir alle diskutieren, das können wir bewerten – ob die Integrationsangebote passen, ob diese angenommen werden, und auch, ob sie in ausreichender Quantität vorhanden sind.
Dieser Stadt-Reflex löst bei mir einen Reflux aus, stößt mir sauer auf. Und nicht nur mir.
Ich frag mich ja grundsätzlich, wer in St. Pölten ein Ausländer ist: Der mit dem nichtösterreichischen Pass? Der mit einem nichtösterreichischen Elternteil? Der mit dem böhmischen Großvater? Der nicht hier geboren wurde, aber schon hier zur Schule ging? Der als Kulturmanager die Welt bereist und jetzt gerade in der niederösterreichischen Hauptstadt jobbt? Der deutsche Manager bei Voith? Der Asylwerber? Also – alles klar. Die Ansage hängt mit selektiver Wahrnehmung zusammen. Und: „Die Ausländer“ ist eine undifferenzierte Aussage, nicht klar definiert, kann daher auch nicht gewertet werden, weder positiv noch negativ.
Bewertet werden kann im Gegensatz dazu die Qualität von Integration – also: das Mitleben (lassen) von Menschen, für die unser Wertesystem nicht selbstverständlich ist.
Darüber können wir alle diskutieren, das können wir bewerten – ob die Integrationsangebote passen, ob diese angenommen werden, und auch, ob sie in ausreichender Quantität vorhanden sind.