Sackpfeifer und Psycho-Bader
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Andreas Adam ist Arzt für psychotherapeutische Medizin, praktischer Arzt, Musiker, Lehrender, Autor, Sammler von Musikinstrumenten, Reisender und Genießer. Mit dem Renaissance--und-darüber-hinaus-Quartett „Die Tandler“ bespielt er im Rahmen des St. Pöltner Barock-Festivals am 15. Juni unter dem Titel „Bauernhöfe, Tanzböden, Hafenkneipen“ mit Musik aus vier Jahrhunderten das Vinzenz Pauli. Genug Gründe für Thomas Fröhlich, den Vielseitigen in dessen Wohnung aufzusuchen.
Betritt man Andreas Adams Wohnung in der Wiener Straße, fällt einiges sofort in Auge und Nase: wunderschönes Mobiliar, zum Teil von ihm selbst getischlert, der wohlige Geruch von Holz und eine nicht geringe Anzahl an Musikinstrumenten, von der Ziehharmonika bis zur Viola d‘amore in Regalen, auf dem Boden und anderswo. Ein paar der Fenster geben den Blick auf einen pittoresk anmutenden Innenhof frei, den schon so mancher Höfefest-Besucher kennen lernen durfte, da Adam seine Privaträumlichkeiten regelmäßig für Lesungen und Konzerte zur Verfügung stellt (und die teilnehmenden Künstler auch noch ausgiebig bewirtet). An den Wänden hängen Plakate seiner Auftritte mit diversen Musikgruppen, auf den Tischen liegen Donald Duck-Comics (dem Begriff Quacksalber ist er selbst durchaus gewogen): nicht unbedingt die Atmosphäre, die man bei einem Psychiater erwartet.
„Ich bin auch kein Psychiater, sondern Arzt für psychotherapeutische Medizin“, korrigiert der Hausherr sogleich. Nebst vielem anderem, wie der Schreiber dieser Zeilen im Geiste ergänzt.
Wir kennen einander ja schon länger – nach einer im wahrsten Sinne einschneidenden OP bat ich ihn vor etwa zwei Jahren in seiner Funktion als Psycho-Doc für ein paar Wochen um seinen Beistand als Coach. Und wurde Zeuge seiner therapeutischen Philosophie: „Katalyse statt Analyse!“ Wie das zu verstehen sei? „Ich halte nichts vom ewigen Herumkrabbeln in der Vergangenheit. Shit has happened. Ist so. Es kommt drauf an, was ich im Hier und Jetzt damit tu‘.“ Etwas drastischer formuliert: „Die Scheiße der Vergangenheit kann dann auch zum Dünger der Zukunft werden.“ Man merkt, er ist keiner, der sich hinter unverständlichen Fachausdrücken oder schwammigem Ärzte-Speech versteckt. Adam ist Freund und Verfechter einer klaren Sprache, die ruhig einmal deftig daherkommen darf: „Obwohl man das natürlich auch lernen muss.“ Er erinnert sich an seine frühen Jahre als Arzt: „Da hab‘ ich einmal in einer Balintgruppe, einer berufsfokussierten Selbsterfahrung, angefangen, ebenso geschwollen daherzureden wie die anderen. Da meinte eine Kollegin, ‚gestern sitzen wir noch hüllenlos am Ratzersdorfer See mit einer Flasche Wein … und heut‘ red‘st so deppat!‘ Das hat gesessen.“ Probleme, Sachverhalte, Inhalte solle man gedanklich gleichsam in eine Destillationsbirne füllen – daraus ergebe sich dann die Essenz und die bedinge eben auch eine klare Sprache. „Aber das ist halt ein Lernprozess. Ich lerne immer noch.“
Apropos „Flasche“: Er kredenzt ein Achtel eines samtigen Roten. Das Interview fängt fein an.
Das Lernen sah bei Adam immer schon etwas anders aus: Der St. Pöltner ist seit seiner Geburt im Jahre 1959 zu 90 Prozent sehbehindert. „Was ich nicht sehen kann, kann ich mir vorstellen und so anderen ganz gut verklickern.“ Das sei in seinem Beruf kein Nachteil. „Einer meiner Augenärzte meinte, als ich noch klein war, zu meinem Vater, der sich verständlicher Weise Sorgen machte, wie‘s mit mir weitergehen sollte und schon alles Mögliche plante, ‚lassen Sie ihn seinen Weg selber suchen – er wird ihn finden.‘“ Adam, der aufgrund seiner Behinderung keinen Führerschein (dafür aber den Hochsee-Skipperschein für Segelschiffe) besitzt, geht seitdem im wahrsten Sinne des Wortes seinen Weg, nicht nur als begeisterter Fußgänger. „Es gibt im Ausseerland für Leute, die nix weiterbringen, den Spruch ‚Der is‘ z‘wenig z‘weit Z‘Fuaß ‚gangen‘.“ Im Gehen entdecke man sehr viel, auch über sich selbst. „Es entmüllt das Gehirn. Nach einem längeren Marsch hab‘ ich schon so manches Problem lösen können.“
Sein Weg führte ihn erst einmal nach Wien, wo er Medizin studierte. Er erlebte 1990 seine Approbation zum Arzt für Allgemeinmedizin, 1997 zum Arzt für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin und 1998 zum Notarzt. Viele Zusatzqualifikationen sollten noch dazu kommen, deren Auflistung hier wohl den Rahmen etwas sprengen würde. Seit 1993 ist er Arzt für Psychotherapie und Psychosomatik in freier Praxis in St. Pölten mit Arbeitsschwerpunkten wie Depression, sexueller Missbrauch, Supervision oder Musiktherapie. Davor verbrachte er famulierender Weise einige Auslandsaufenthalte im Ospedale Civico Lugano im Schweizer Tessin. „Tessin – ein Sehnsuchtsort! Da war mein Vater auf Herrmann Hesses Spurensuche mit schuld. Ich war noch jung – und es kannte mich dort auch keiner: Da war ich nicht einfach der seltsam Sehende mit den dicken Brillen und diversen Altlasten wie hierzulande.” Die Liebe zum Italienischen wurde dort mitentfacht und hält bis heute. Natürlich gab es auch immer Menschen, die ihm halfen und ihn unterstützten, und der Erfindung der Kontaktlinse ist er auch nicht undankbar, „aber wollen musst Du schon selber!” Adam, der seit 26 Jahren in Lebensgemeinschaft mit der Psychotherapeutin Karin Ohrenberger lebt, spricht mehrere Sprachen („mehr oder weniger”), und spielt noch mehr Musikinstrumente, („mehr oder weniger”): „Allerdings rein autodidaktisch. Ich kann ja die Noten nicht einmal wirklich sehen.” Zuhören, lernen und erfinden ist die Devise. „Musik ist ja Ausdruck der Seele. Ich ‚spiele‘ Musik. Und ich mag analoge Instrumente, die man riechen kann.” Musik sei eine Ressource, in der man Dinge direkt sagen könne, anders als mit Worten. Und ist deshalb auch in der Therapie hochwillkommen.
Zu seiner Instrumentensammlung war’s dann auch nicht mehr weit: „Manche lasse ich mir bauen, manche restauriere ich. Das ist jetzt keine akademische Beschäftigung – einfach kindliche Freude!” Handwerk schärfe den Blick für die kleinen Dinge: „Das Glück liegt dann buchstäblich vor dir, wenn du etwas gestaltest.” Und Holz sei eben ein wunderbarer Werkstoff. Die Welt des (nicht immer freiwilligen) Autodidaktentums nicht als Stigma, sondern lustvoll zu erleben, war und ist erklärtes Ziel. Vor Kurzem erst ließ er sich eine Piva Bergamasca, eine Sackpfeife aus der Lombardei, bauen. Nachdem er sie in Italien abgeholt hatte, wanderte er mit selbiger dann den Comer-See entlang und gelangte sogar zu Strassenmusiker-Ehren. „Ich hab’ da mit einem zusammen gespielt, dem das Instrument offenbar gefallen hat, er auf der diatonischen Knöpferlharmonika, ich auf der Sackpfeife. Das war völlig improvisiert – aber es hat funktioniert.” Wie viele Instrumente er schon besitzt? „Keine Ahnung – ich bin kein Erbsenzähler.”
Sackpfeifen finden unter anderem auch bei den Auftritten der Musikgruppe „Die Tandler” Verwendung. „‘Die Tandler‘ sind kein akademisches Originalklangensemble, wir folgen vielmehr der autodidaktisch-musikantischen Tradition der früheren Spielleute und deren in steter Veränderung begriffenen Interpretation“, erklärt er. Adam switcht manchmal sehr bewusst und mit einem unnachahmlichen Grinser im Gesicht zwischen Direktheit und fortgeschrittenem Dozieren: „Auf gut Deutsch: Es klingt immer anders. Einige der Instrumente wurden daher folgerichtig vornehmlich im Wirtshaus erlernt.“ Was ihm besonders sympathisch sei. „Bei dem Auftritt im Vinzenz Pauli bringen wir auch Texte von Carl Michael Bellmann zu Gehör. Der war verhinderter Pastor, heiliger Trinker und Ordensbegründer.“ Adam selbst ist ebenfalls kein Kind von Traurigkeit. Auch Literatur dürfe ruhig anzüglich sein, lästerlich, die Dinge unverblümt beim Namen nennend. Vor allem, wenn er selbst zur Feder (oder zum Laptop) greift und mit der Sprache ähnlich wie mit Instrumenten spielt: „Das nennt man Leben.“
„Ich bin auch kein Psychiater, sondern Arzt für psychotherapeutische Medizin“, korrigiert der Hausherr sogleich. Nebst vielem anderem, wie der Schreiber dieser Zeilen im Geiste ergänzt.
Wir kennen einander ja schon länger – nach einer im wahrsten Sinne einschneidenden OP bat ich ihn vor etwa zwei Jahren in seiner Funktion als Psycho-Doc für ein paar Wochen um seinen Beistand als Coach. Und wurde Zeuge seiner therapeutischen Philosophie: „Katalyse statt Analyse!“ Wie das zu verstehen sei? „Ich halte nichts vom ewigen Herumkrabbeln in der Vergangenheit. Shit has happened. Ist so. Es kommt drauf an, was ich im Hier und Jetzt damit tu‘.“ Etwas drastischer formuliert: „Die Scheiße der Vergangenheit kann dann auch zum Dünger der Zukunft werden.“ Man merkt, er ist keiner, der sich hinter unverständlichen Fachausdrücken oder schwammigem Ärzte-Speech versteckt. Adam ist Freund und Verfechter einer klaren Sprache, die ruhig einmal deftig daherkommen darf: „Obwohl man das natürlich auch lernen muss.“ Er erinnert sich an seine frühen Jahre als Arzt: „Da hab‘ ich einmal in einer Balintgruppe, einer berufsfokussierten Selbsterfahrung, angefangen, ebenso geschwollen daherzureden wie die anderen. Da meinte eine Kollegin, ‚gestern sitzen wir noch hüllenlos am Ratzersdorfer See mit einer Flasche Wein … und heut‘ red‘st so deppat!‘ Das hat gesessen.“ Probleme, Sachverhalte, Inhalte solle man gedanklich gleichsam in eine Destillationsbirne füllen – daraus ergebe sich dann die Essenz und die bedinge eben auch eine klare Sprache. „Aber das ist halt ein Lernprozess. Ich lerne immer noch.“
Apropos „Flasche“: Er kredenzt ein Achtel eines samtigen Roten. Das Interview fängt fein an.
Das Lernen sah bei Adam immer schon etwas anders aus: Der St. Pöltner ist seit seiner Geburt im Jahre 1959 zu 90 Prozent sehbehindert. „Was ich nicht sehen kann, kann ich mir vorstellen und so anderen ganz gut verklickern.“ Das sei in seinem Beruf kein Nachteil. „Einer meiner Augenärzte meinte, als ich noch klein war, zu meinem Vater, der sich verständlicher Weise Sorgen machte, wie‘s mit mir weitergehen sollte und schon alles Mögliche plante, ‚lassen Sie ihn seinen Weg selber suchen – er wird ihn finden.‘“ Adam, der aufgrund seiner Behinderung keinen Führerschein (dafür aber den Hochsee-Skipperschein für Segelschiffe) besitzt, geht seitdem im wahrsten Sinne des Wortes seinen Weg, nicht nur als begeisterter Fußgänger. „Es gibt im Ausseerland für Leute, die nix weiterbringen, den Spruch ‚Der is‘ z‘wenig z‘weit Z‘Fuaß ‚gangen‘.“ Im Gehen entdecke man sehr viel, auch über sich selbst. „Es entmüllt das Gehirn. Nach einem längeren Marsch hab‘ ich schon so manches Problem lösen können.“
Sein Weg führte ihn erst einmal nach Wien, wo er Medizin studierte. Er erlebte 1990 seine Approbation zum Arzt für Allgemeinmedizin, 1997 zum Arzt für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin und 1998 zum Notarzt. Viele Zusatzqualifikationen sollten noch dazu kommen, deren Auflistung hier wohl den Rahmen etwas sprengen würde. Seit 1993 ist er Arzt für Psychotherapie und Psychosomatik in freier Praxis in St. Pölten mit Arbeitsschwerpunkten wie Depression, sexueller Missbrauch, Supervision oder Musiktherapie. Davor verbrachte er famulierender Weise einige Auslandsaufenthalte im Ospedale Civico Lugano im Schweizer Tessin. „Tessin – ein Sehnsuchtsort! Da war mein Vater auf Herrmann Hesses Spurensuche mit schuld. Ich war noch jung – und es kannte mich dort auch keiner: Da war ich nicht einfach der seltsam Sehende mit den dicken Brillen und diversen Altlasten wie hierzulande.” Die Liebe zum Italienischen wurde dort mitentfacht und hält bis heute. Natürlich gab es auch immer Menschen, die ihm halfen und ihn unterstützten, und der Erfindung der Kontaktlinse ist er auch nicht undankbar, „aber wollen musst Du schon selber!” Adam, der seit 26 Jahren in Lebensgemeinschaft mit der Psychotherapeutin Karin Ohrenberger lebt, spricht mehrere Sprachen („mehr oder weniger”), und spielt noch mehr Musikinstrumente, („mehr oder weniger”): „Allerdings rein autodidaktisch. Ich kann ja die Noten nicht einmal wirklich sehen.” Zuhören, lernen und erfinden ist die Devise. „Musik ist ja Ausdruck der Seele. Ich ‚spiele‘ Musik. Und ich mag analoge Instrumente, die man riechen kann.” Musik sei eine Ressource, in der man Dinge direkt sagen könne, anders als mit Worten. Und ist deshalb auch in der Therapie hochwillkommen.
Zu seiner Instrumentensammlung war’s dann auch nicht mehr weit: „Manche lasse ich mir bauen, manche restauriere ich. Das ist jetzt keine akademische Beschäftigung – einfach kindliche Freude!” Handwerk schärfe den Blick für die kleinen Dinge: „Das Glück liegt dann buchstäblich vor dir, wenn du etwas gestaltest.” Und Holz sei eben ein wunderbarer Werkstoff. Die Welt des (nicht immer freiwilligen) Autodidaktentums nicht als Stigma, sondern lustvoll zu erleben, war und ist erklärtes Ziel. Vor Kurzem erst ließ er sich eine Piva Bergamasca, eine Sackpfeife aus der Lombardei, bauen. Nachdem er sie in Italien abgeholt hatte, wanderte er mit selbiger dann den Comer-See entlang und gelangte sogar zu Strassenmusiker-Ehren. „Ich hab’ da mit einem zusammen gespielt, dem das Instrument offenbar gefallen hat, er auf der diatonischen Knöpferlharmonika, ich auf der Sackpfeife. Das war völlig improvisiert – aber es hat funktioniert.” Wie viele Instrumente er schon besitzt? „Keine Ahnung – ich bin kein Erbsenzähler.”
Sackpfeifen finden unter anderem auch bei den Auftritten der Musikgruppe „Die Tandler” Verwendung. „‘Die Tandler‘ sind kein akademisches Originalklangensemble, wir folgen vielmehr der autodidaktisch-musikantischen Tradition der früheren Spielleute und deren in steter Veränderung begriffenen Interpretation“, erklärt er. Adam switcht manchmal sehr bewusst und mit einem unnachahmlichen Grinser im Gesicht zwischen Direktheit und fortgeschrittenem Dozieren: „Auf gut Deutsch: Es klingt immer anders. Einige der Instrumente wurden daher folgerichtig vornehmlich im Wirtshaus erlernt.“ Was ihm besonders sympathisch sei. „Bei dem Auftritt im Vinzenz Pauli bringen wir auch Texte von Carl Michael Bellmann zu Gehör. Der war verhinderter Pastor, heiliger Trinker und Ordensbegründer.“ Adam selbst ist ebenfalls kein Kind von Traurigkeit. Auch Literatur dürfe ruhig anzüglich sein, lästerlich, die Dinge unverblümt beim Namen nennend. Vor allem, wenn er selbst zur Feder (oder zum Laptop) greift und mit der Sprache ähnlich wie mit Instrumenten spielt: „Das nennt man Leben.“
Rimbaud statt Ringel?
Er grinst: „Wahrscheinlich bin ich ein bissl der Hofnarr der Szene, der Dinge ausspricht, welche sich andere zwar denken, aber nicht auszusprechen getrauen.“ Dennoch werden Adams Vorträge und Publikationen vom Fachpublikum geschätzt. Vergleiche mit dem Soziologen Roland Girtler sind nicht ganz falsch. Zudem ist Adam auch immer wieder im Rahmen seiner regelmäßigen Tätigkeit als Rettungsarzt mit schweren Lebenskrisen und Tod konfrontiert: „Wer Menschen bei solchen Dingen zur Seite steht, der muss selbst zuvor gelebt haben, muss leben und hinsichtlich der Zukunft einen gewissen versöhnlichen Optimismus hegen.“
Apropos Leben. Es ist 19 Uhr und das Café Schubert ruft. Ein Bier und eine Pfeife im Raucherbereich tun nach einem Arbeitstag Not.
Zwischen zwei Tabakzügen meint er dort dann: „Eine sehr kranke Patientin sagte einmal sinngemäß zu mir, ‚einen Teil meiner Lebenskraft beziehe ich daraus, meine Schwäche einzugestehen‘. Das ist für mich ein großartiges Motto.“ Und obgleich der St. Pöltner „Bader“ Andreas Adam zu Beginn etwas skeptisch bezüglich dieses MFG-Beitrags war, meint er abschließend: „Wenn die Story den Sinn hat, den Lesern begreiflich zu machen, dass ein Leben mit Defizit auch eine Chance ist, dann druckt’s es halt!“
Gut. Machen wir. Und gehen dann zu Fuß nach Haus. Versprochen.
Er grinst: „Wahrscheinlich bin ich ein bissl der Hofnarr der Szene, der Dinge ausspricht, welche sich andere zwar denken, aber nicht auszusprechen getrauen.“ Dennoch werden Adams Vorträge und Publikationen vom Fachpublikum geschätzt. Vergleiche mit dem Soziologen Roland Girtler sind nicht ganz falsch. Zudem ist Adam auch immer wieder im Rahmen seiner regelmäßigen Tätigkeit als Rettungsarzt mit schweren Lebenskrisen und Tod konfrontiert: „Wer Menschen bei solchen Dingen zur Seite steht, der muss selbst zuvor gelebt haben, muss leben und hinsichtlich der Zukunft einen gewissen versöhnlichen Optimismus hegen.“
Apropos Leben. Es ist 19 Uhr und das Café Schubert ruft. Ein Bier und eine Pfeife im Raucherbereich tun nach einem Arbeitstag Not.
Zwischen zwei Tabakzügen meint er dort dann: „Eine sehr kranke Patientin sagte einmal sinngemäß zu mir, ‚einen Teil meiner Lebenskraft beziehe ich daraus, meine Schwäche einzugestehen‘. Das ist für mich ein großartiges Motto.“ Und obgleich der St. Pöltner „Bader“ Andreas Adam zu Beginn etwas skeptisch bezüglich dieses MFG-Beitrags war, meint er abschließend: „Wenn die Story den Sinn hat, den Lesern begreiflich zu machen, dass ein Leben mit Defizit auch eine Chance ist, dann druckt’s es halt!“
Gut. Machen wir. Und gehen dann zu Fuß nach Haus. Versprochen.
"Der ist z’wenig z’weit z’Fuaß gangen." ANDREAS ADAM
"Die Scheiße der Vergangenheit kann der Dünger der Zukunft sein." ANDREAS ADAM