Schluss mit der Ankündigungspolitik
Text
Thomas Schöpf
Ausgabe
Er kam, sah, siegte bald, und hat sich den Betreuerstab seines Vertrauens zusammengestellt. Gerald Baumgartner hat die vielen jungen „Wölfe“ des Vereins wieder bissig gemacht, wünscht sich Vollzeit-Spartentrainer und meidet Wörter wie Aufstieg, Meistertitel und Wunschspieler tunlichst.
Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass ein St. Pölter Fußballverein in die höchste heimische Liga aufgestiegen ist. Dem VSE gelang dies 1988 unter Trainer Thomas Parits mit Ex-Weltstar Mario Kempes (1978 Weltmeister mit Argentinien und WM-Torschützenkönig) und einem Haufen Nobodys wie z. B. den bei Rapid, Austria bzw. Admira ausgemusterten Leopold Rotter, Hans-Peter Frühwirth und Herbert Maul.
Seit dem SKN St. Pölten die NV Arena geschenkt wurde, ist der Aufstieg wieder ein lanciertes Thema. Vor Saisonbeginn 2013/2014 ging es der Klub ungewohnt offensiv an und sprach vom „Gipfelsturm 4.1 – 4 Etappen, ein Ziel.“ Doch schon vor Ende des ersten Viertels mit drei Siegen und fünf Niederlagen war klar: Das wird nix! Trainer Martin Scherb, vom Naturell alles andere als ein Ankündigungsweltmeister, musste nach über sechs Jahren den Sessel räumen – im heimischen Fußball eine Ewigkeit und bester Beweis für seine gute Arbeit.
Seither schwingt Gerald Baumgartner das Szepter und hat mittlerweile mit Co-Trainer Renato Gligoroski, Konditrainer Christoph Reisinger, Tormanntrainer Mario Weibold und Scout Ernst Scherr die Männer seines Vertrauens um sich. „Sie arbeiten alle weit über das, was in ihren Arbeitsverträgen steht, hinaus, aber sie sind leider keine Profis. Noch. Im Training bin ich manchmal mit 24 Spielern allein am Platz, weil sie arbeiten sind“, spricht Baumgartner einen Problemherd offen an. Im internationalen Fußball sind vollbeschäftigte Spartentrainer normal, hierzulande eher die Ausnahme.
Die Worte „Meister“ oder „Titelkampf“ nimmt Baumgartner im Gespräch mit dem MFG-Magazin kein einziges Mal in den Mund. Er will „die Spieler Woche für Woche weiterentwickeln“ und „ihre Mentalität schulen“. Nur, wer mit Druck umgehen könne, werde erfolgreich. Dass der 49-jährige Ex-Spieler (u. a. Austria Salzburg und Austria Wien) ein guter Fußball-Lehrer ist, hat er letzte Saison mit Regionalligist Pasching eindrucksvoll bewiesen. Mit den Oberösterreichern holte er als erster Drittligist den Österreichischen Cup, mit Auswärtssiegen bei Rapid (1:0), Red Bull Salzburg (2:1) und im Finale im Happel Stadion gegen Meister Austria (1:0). Und das, wie er selbst sagt, mit von anderen Klubs „ausgemusterten Spielern“ wie dem Spanier Casanova (zuvor bei Ried), Daniel Sobkova (Grödig und LASK) oder Martin Grasegger (Grödig und Ried). Letzteren hat er im Jänner nach St. Pölten geholt, wie auch Lukas Kragl (LASK) und Bernhard Fucik (Vienna und Admira). Fucik ist noch verletzt, Grasegger in der Defensive universell einsetzbar und Kragl für Baumgartner ein Außenspieler oder Stürmer: „Er ist enorm motiviert und dankbar, dass er nach zuletzt wenigen Einsätzen für Austria Lustenau hier noch einmal eine Chance bekommt.“
Es gilt also ähnliches wie 1988 – vielleicht schaffen es gerade die vermeintlich „gestrandeten Talente“ St. Pölten wieder irgendwann einmal in die oberste Spielklasse zu schießen. Ein Weltstar à la Kempes ist von der Traisen-Metropole allerdings genauso weit entfernt wie Cordoba. Bezeichnenderweise ist mit Andreas Dober ein Außenverteidiger Führungsspieler der „Wölfe“, der mit 19 Jahren 2005 in Wembley beim 0:1 Österreichs gegen England einer der Besten war, nachher nur mehr zwei Mal für sein Land gespielt hat und zwischenzeitlich knapp vor dem Karriereende stand. Beim 27-Jährigen zeigt sich Baumgartner diplomatisch: „Er hat große Qualitäten. Manchmal muss ich bei ihm halt die Leine etwas kürzer halten.“
Das Sagen neben Kapitän Michael Ambichl und Dominik Hofbauer hat jedenfalls Abwehrchef Tomasz Wisio, der mit 32 fast schon der Methusalem unter den SKNlern ist und Stationen wie Bielefeld, Ergotelis oder Red Bull Leipzig auf seiner Visitenkarte stehen hat. Der Rest der Wolfsbande ist fast ausschließlich zwischen 19 und 23 Jahre alt, also lernfähig.
Die Vorbereitung ist, obwohl diesmal kein Trainingslager im Ausland drin war, zur vollen Zufriedenheit Baumgartners verlaufen. Sein Nahziel ist „in der ausgeglichenen Liga so rasch wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben“ und dann „schauen, was vielleicht nach vorne geht“. Mitte April steht das Highlight im Cup mit dem Viertelfinale in Ried an. Baumgartner ist in diesem Bewerb schon zwölf Spiele in Folge siegreich (sieben Mal mit Pasching, davor drei Mal mit den Red Bull Salzburg Juniors und zwei Mal mit dem SKN). Aber über Ried möchte er auch keine Worte verlieren. „Das wäre ja grob fahrlässig, jetzt schon an dieses Spiel zu denken“, und philosophiert kaum einen Atemzug später über die tägliche Arbeit und „aggressives Pressing, schnelle Balleroberungen und das Umschaltspiel.“ Womit wir auch wieder beim Spartentraining wären ...
Seit dem SKN St. Pölten die NV Arena geschenkt wurde, ist der Aufstieg wieder ein lanciertes Thema. Vor Saisonbeginn 2013/2014 ging es der Klub ungewohnt offensiv an und sprach vom „Gipfelsturm 4.1 – 4 Etappen, ein Ziel.“ Doch schon vor Ende des ersten Viertels mit drei Siegen und fünf Niederlagen war klar: Das wird nix! Trainer Martin Scherb, vom Naturell alles andere als ein Ankündigungsweltmeister, musste nach über sechs Jahren den Sessel räumen – im heimischen Fußball eine Ewigkeit und bester Beweis für seine gute Arbeit.
Seither schwingt Gerald Baumgartner das Szepter und hat mittlerweile mit Co-Trainer Renato Gligoroski, Konditrainer Christoph Reisinger, Tormanntrainer Mario Weibold und Scout Ernst Scherr die Männer seines Vertrauens um sich. „Sie arbeiten alle weit über das, was in ihren Arbeitsverträgen steht, hinaus, aber sie sind leider keine Profis. Noch. Im Training bin ich manchmal mit 24 Spielern allein am Platz, weil sie arbeiten sind“, spricht Baumgartner einen Problemherd offen an. Im internationalen Fußball sind vollbeschäftigte Spartentrainer normal, hierzulande eher die Ausnahme.
Die Worte „Meister“ oder „Titelkampf“ nimmt Baumgartner im Gespräch mit dem MFG-Magazin kein einziges Mal in den Mund. Er will „die Spieler Woche für Woche weiterentwickeln“ und „ihre Mentalität schulen“. Nur, wer mit Druck umgehen könne, werde erfolgreich. Dass der 49-jährige Ex-Spieler (u. a. Austria Salzburg und Austria Wien) ein guter Fußball-Lehrer ist, hat er letzte Saison mit Regionalligist Pasching eindrucksvoll bewiesen. Mit den Oberösterreichern holte er als erster Drittligist den Österreichischen Cup, mit Auswärtssiegen bei Rapid (1:0), Red Bull Salzburg (2:1) und im Finale im Happel Stadion gegen Meister Austria (1:0). Und das, wie er selbst sagt, mit von anderen Klubs „ausgemusterten Spielern“ wie dem Spanier Casanova (zuvor bei Ried), Daniel Sobkova (Grödig und LASK) oder Martin Grasegger (Grödig und Ried). Letzteren hat er im Jänner nach St. Pölten geholt, wie auch Lukas Kragl (LASK) und Bernhard Fucik (Vienna und Admira). Fucik ist noch verletzt, Grasegger in der Defensive universell einsetzbar und Kragl für Baumgartner ein Außenspieler oder Stürmer: „Er ist enorm motiviert und dankbar, dass er nach zuletzt wenigen Einsätzen für Austria Lustenau hier noch einmal eine Chance bekommt.“
Es gilt also ähnliches wie 1988 – vielleicht schaffen es gerade die vermeintlich „gestrandeten Talente“ St. Pölten wieder irgendwann einmal in die oberste Spielklasse zu schießen. Ein Weltstar à la Kempes ist von der Traisen-Metropole allerdings genauso weit entfernt wie Cordoba. Bezeichnenderweise ist mit Andreas Dober ein Außenverteidiger Führungsspieler der „Wölfe“, der mit 19 Jahren 2005 in Wembley beim 0:1 Österreichs gegen England einer der Besten war, nachher nur mehr zwei Mal für sein Land gespielt hat und zwischenzeitlich knapp vor dem Karriereende stand. Beim 27-Jährigen zeigt sich Baumgartner diplomatisch: „Er hat große Qualitäten. Manchmal muss ich bei ihm halt die Leine etwas kürzer halten.“
Das Sagen neben Kapitän Michael Ambichl und Dominik Hofbauer hat jedenfalls Abwehrchef Tomasz Wisio, der mit 32 fast schon der Methusalem unter den SKNlern ist und Stationen wie Bielefeld, Ergotelis oder Red Bull Leipzig auf seiner Visitenkarte stehen hat. Der Rest der Wolfsbande ist fast ausschließlich zwischen 19 und 23 Jahre alt, also lernfähig.
Die Vorbereitung ist, obwohl diesmal kein Trainingslager im Ausland drin war, zur vollen Zufriedenheit Baumgartners verlaufen. Sein Nahziel ist „in der ausgeglichenen Liga so rasch wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben“ und dann „schauen, was vielleicht nach vorne geht“. Mitte April steht das Highlight im Cup mit dem Viertelfinale in Ried an. Baumgartner ist in diesem Bewerb schon zwölf Spiele in Folge siegreich (sieben Mal mit Pasching, davor drei Mal mit den Red Bull Salzburg Juniors und zwei Mal mit dem SKN). Aber über Ried möchte er auch keine Worte verlieren. „Das wäre ja grob fahrlässig, jetzt schon an dieses Spiel zu denken“, und philosophiert kaum einen Atemzug später über die tägliche Arbeit und „aggressives Pressing, schnelle Balleroberungen und das Umschaltspiel.“ Womit wir auch wieder beim Spartentraining wären ...