MFG - Fortnite in vier Fragen
Fortnite in vier Fragen


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Fortnite in vier Fragen

Text Thomas Winkelmüller
Ausgabe 09/2019

Österreich ist Weltmeister. Im Juli diesen Jahres gewinnt der Kärntner Aqua aka David Wang gemeinsam mit seinem dänischen Teamkollegen Nyhrox die Fortnite-WM im New Yorker Arthur Ashe Stadion – derselbe Ort, wo wenige Wochen später Dominic Thiem bei den US Open aufgeschlagen hat.

Aqua ist seitdem nicht nur Millionär, sondern hat Videospiele so wieder zum heiß diskutierten Thema im Land gemacht. Um kurz und bündig zu verstehen, worin genau ein Österreicher nun Weltmeister ist und warum das wichtig ist, hat MFG Felix Schniz, den Mitbegründer und Studienprogrammleiter des interdisziplinären Masterprogramms „Game Studies and Engineering“ der Universität Klagenfurt vier Fragen zu Fortnite gestellt.
Was macht Fortnite zu einem so leicht zugänglichen Videospiel, dass es so beliebt ist?
Jeder Mensch ist einzigartig – und durch die Interaktivität des Mediums Videospiel kann jeder Spieler auf ganz eigene Art Freude und Begeisterung daraus ziehen. Fortnite schafft es, ein sehr großes Spektrum an Spielerinteressen abzudecken: Es ermöglicht sportlichen Wettbewerb unter den Spielern, es bietet Möglichkeiten, eine bunte und vielseitige Spielwelt zu entdecken und kreativ zu bearbeiten, und es ist schließlich auch eine soziale Plattform, auf der man Spieler aus aller Welt kennenlernen kann. Hinzu kommt natürlich Fortnites aktueller popkultureller Hype. Überall wird über den Titel berichtet und gerade unter Jugendlichen will man natürlich Teil des Phänomens sein.
Auf welchem Geschäftsmodell beruht denn dieser Hype und warum funktioniert es so gut?
Fortnite ist auf Grund seines Spieldesigns und seiner Vermarktung unglaublich zugänglich. Durch die cartoonhafte Darstellung hat es eine niedrige Altersfreigabe, das Spielprinzip ist schnell zu erlernen und durch die kurze Spieldauer – eine Partie dauert maximal 25 bis 30 Minuten –  kann man schnell einsteigen. Zudem ist Fortnite ein sogenannter free-to-play Titel, es kostet also nichts in der Anschaffung, sowie auch ein cross-platform Titel: Egal welche Spielkonsole man besitzt oder ob man auf dem PC spielt, man ist mit den Spielern aller anderen Plattformen verbunden.
Fortnite ist also grundsätzlich gratis. Sein Geld macht Epic Games aber primär durch In-Game-Käufe. Ist das in diesem Fall ein ethisch vertretbares System oder reine Abzocke?
Microtransactions im Allgemeinen, also In-Game Verkäufe über kleine Beträge, betrachte ich generell kritisch. Fortnites In-Game Einkäufe tragen sich über die sogenannten V-Bucks ab. Diese spielinterne Währung kann man gegen echtes Geld erstehen, aber auch durch das Meistern von Aufgaben im Spiel erlangen, ohne dass Geld ausgegeben werden muss. Im Austausch für V-Bucks bekommen Spieler dann kosmetische Upgrades für ihren Avatar, also die eigene Spielfigur, oder einen der regelmäßig veröffentlichten Battle Passes, der neben einer Auswahl kosmetischer Upgrades auch einen wechselnden Satz an Herausforderungen mit sich bringt, über die Spieler wiederum V-Bucks verdienen können. Nichts von beidem bringt jedoch spielmechanische Vorteile. Das ist in meinen Augen zwar weniger kritisch als die Pay-to-Win Mechaniken anderer Spiele, in denen man unfair gegenüber Spielern benachteiligt ist, die mehr Geld in ein Spiel investieren, gleichzeitig kann aber auch das ständige Präsentieren neuer kosmetischer Gegenstände – vergleichbar etwa mit Markenkleidung oder vergleichbaren Statussymbolen – sozialen Druck erzeugen. In-Game Einkäufe verlangen darum ein besonderes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Fortnite Spielern muss klar sein, dass der Impuls zum Geld-Ausgeben immer gegeben ist und sich auch kleinere Ausgaben schnell summieren.
Zum Abschluss: Sind Videospiele heute ein ganz normaler Teil unseres Medienkonsums geworden?
Kurzum: Ja! Videospiele sind heute ein essenzieller Bestandteil unserer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Realität. Die Videospielbranche macht jährlich mehr Umsatz als die gesamte Filmindustrie, Videospiele inspirieren Fangemeinschaften weltweit und bringen, ebenso global, Spieler im Rahmen ihres Hobbies zusammen – sei es im privaten Raum, in Jugendhäusern, an akademischen Einrichtungen oder aber auch in großen Eventlocations wie bei der jüngsten Fortnite Weltmeisterschaft. Wir reden hier nicht von einer Jugend-, sondern von einer gesamtgesellschaftlichen Leidenschaft für das Spiel.
HARDFACTS
Fortnite ist ein gratis Multiplayer-Shooter für alle Konsolen und Geräte, der sich besonders bei jungen Menschen großer Beliebtheit erfreut. Der Name kommt von einer früheren Version des Spieles, in der nachts Forts gebaut werden mussten, um dann Zombies abzuwehren. Durch die In-Game-Währung V-Bucks können sich Spieler in der aktuelleren Version des Spiels neue, meistens zeitlich limitiert verfügbare Outfits, Gleiter, Spitzhacken und Emotes, also zum Beispiel Tänze oder Begrüßungen, kaufen. Einen Vorteil im Spiel bekommt dadurch aber niemand. Fortnite ist ein sogenannter Battle-Royale-Titel. Das bedeutet: Bis zu 100 Spieler landen auf einer virtuellen Insel. Dort sammeln sie Waffen und bekämpfen sich gegenseitig. Je nach Spielmodus gewinnen der oder die letzten überlebenden Spieler.

... analoge Beiträge:

Foto Kölnmesse/Gamescom

Drei junge Männer sitzen am Sofa und starren wie gefesselt in Totenstille auf den Bildschirm vor ihnen. Einer dreht den Lautstärkeregler weiter nach oben. Er will sichergehen, dass Richard – er steuert gerade den Avatar in Fortnite – jeden Schritt hört, den sein letzter überlebender Kontrahent machen könnte. Im Spiel sitzt Richard mit dem Rücken zur Wand im ersten Stock eines Hauses, das goldene Sturmgewehr im Anschlag und siehe da: Sie hören wie jemand langsam die Treppen nach oben  ...