Sandwiches, nicht Burger!
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Erinnern sie sich an den Film Subway? Ein erblondeter Christopher Lambert hetzt durch die Pariser Métro. Was das mit Wolfgang Leeb zu tun hat? Nicht allzuviel, außer zweierlei: Der Blondschopf ist auch sein Markenzeichen, und Subway spielt in seinem Leben ebenfalls keine unwesentliche Rolle, wenngleich sein Weg nicht in den Pariser Untergrund, sondern direkt nach Milford in Connecticut und St. Pölten führte.
Wir treffen den Unternehmer an einem der wenig schönen Maitage im Café Schubert. Leeb kommt mit leichter Verspätung und gewinnendem Lächeln auf den Lippen, ein weiteres Markenzeichen des Mitvierzigers: Stets gut gelaunt, kontaktfreudig, dynamisch. Ein Gestus, der sich auch in seiner Kleidung ausdrückt – Jeans, Poloshirt, dazu ein trendiges Blouson.
Leeb is a DJ
Angefangen hat eigentlich alles als DJ. „Von 1979 bis etwa 1985 hab ich das recht aktiv betrieben.“ Auf seinem musikalischen Speiseplan standen 80’er Heroes á la Duran Duran „aber auch die Bee Gees waren damals ganz fett“, schmunzelt Leeb und fügt schwelgerisch hinzu, „wobei wir damals weniger gemischt, sondern mehr angesagt haben.“ Der gelernte Sportartikelverkäufer wollte alsbald sein musikalisches Hobby zum Beruf machen und Radiomoderator werden. „Aber das hat nicht geklappt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als 15 jähriger hochnervös vor Gotthard Rieger vorgesprochen habe.“ Eine der wohl wenigen beruflichen Niederlagen in seinem Leben. So blieb Plan B: Ein Job in der Schallplattenindustrie sollte es werden. Dieser führte zunächst in die Niederungen der Ebene – Leeb wird Schallplattenverkäufer bei Hartlauer. Zwei Jahre später wechselt der dynamische Jungspund zu LIBRO. Hand in Hand mit dem kometenhaften Aufstieg der Buchhandelskette geht auch Leebs Karriereweg steil bergauf. „Ich hab als Schallplatteneinkäufer für 22 Filialen begonnen. Am Schluss waren es 122!“ Zuletzt wird er Einkaufsleiter des gesamten Unternehmens „das war das höchste Level, darüber gab es nur mehr meinen Mentor.“ Dessen Name ruft ein Aha-Erlebnis hervor: André Rettberg. Hochgejubelter Wirtschaftswunderwuzzi, vom TREND dereinst zum „Manager des Jahres“ gekürter Überflieger, wie späterhin tief gefallener und fallengelassener Engel, dessen Prozess auch fast 10 Jahre nach der 332 Millionen Euro schweren LIBRO-Pleite noch immer nicht eröffnet worden ist, und der auch seine an einer Nebenfront ausgefasste achtmonatige Haftstrafe wegen Verschleierung des Privatvermögens noch immer nicht antreten musste. Was das für ein Mensch war? „Ein absoluter Topmanager – bis zu einem gewissen Punkt zumindest – der sich alles selbst beigebracht hat. Und ein Workaholic. Wir haben 14-16 Stunden am Tag gemeinsam gearbeitet, sieben Tage die Woche.“ Für Leeb spätestens nach seiner Heirat und dem im Anmarsch befindlichen Filius ein nicht mehr tragbarer Arbeitsalltag und der Moment, sich beruflich neu zu orientieren. Er macht sich selbständig, und er macht das, was er am besten kann: einkaufen.
Basierend auf seinem über Jahre erarbeiteten Know How und seinem dichtgestrickten Netzwerk vertreibt er Tonträger, Spielfilmvideos, DVD‘s, Software und zuletzt – nachdem er zwischenzeitig nocheinmal für zwei Jahre von LIBRO als Zentraleinkäufer angeheuert wird, „aber es war nicht mehr dasselbe, das Unternehmen war zu dem Zeitpunkt schon extrem in Bewegung“ – Videospiele. „Mit Two Worlds haben wir 2007 sogar einen Nr. 1 Verkaufstitel gelandet“, erinnert er sich. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon Generalimporteur für Handelsketten wie LÖWA, Hofer, Spar, Zielpunkt, BILLA etc. gewesen, kurzum macht Business im großen Stil. Dennoch erkennt er ab 2005 die Zeichen der Zeit. „Es war absehbar, dass die internationalen Firmen über kurz oder lang eigene Niederlassungen für ihren Vertrieb aufbauen“, kurzum auf Zwischenhändler zusehends verzichten werden.
MILford calling
Leeb beginnt nach Alternativen Ausschau zu halten. „Und da bin ich – mehr per Zufall – über ein Subway-Inserat im Wirtschaftsblatt gestolpert, in dem man Franchisepartner gesucht hat.“ Mit dem US-amerikanischen Fastfood-Riesen, der aktuell 32918 Restaurants in 92 Ländern betreibt, hat er bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich etwas am Hut. „Aber mir hat das Grundkonzept getaugt, dass vor deinen Augen dein Gericht so zubereitet wird, wie du es haben möchtest, mit viel frischem Salat und Gemüse. Sozusagen eine gesündere Alternative zu anderen Anbietern – das war für mich ein schlüssiges Konzept.“ So schlüssig, dass er 2008 seine eigene Filiale in St. Pölten eröffnet – die erst vierte in Österreich überhaupt!
Dem geht eine Reise in die Konzernzentrale in Milford voraus, wo er Franchisekurse belegt und „Subway“ sozusagen von der Pieke auf lernt. „Ich wollte mir das bewusst dort anschauen, wo die Idee herkommt, wo Subway ein ‚gelerntes’, alltägliches Produkt ist.“ Was ihn in den USA neben der schlüssigen Subway-Firmenphilosophie sowie dem konsequenten, einheitlichen Markenauftritt besonders beeindruckt, ist aber vor allem Subway-Gründer Fred DeLuca – nebstbei mit einem geschätzten Vermögen von 1,7 Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Welt. „Ich durfte ihn bis dato mehrmals persönlich treffen. Eine absolut beeindruckende Persönlichkeit! Er ist ein sehr feinsinniger Mensch, hört gut zu, hat einen scharfen Verstand und extreme Ausstrahlung. Die wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen trifft nach wie vor er!“
Zurück in Österreich setzt Leeb die Erfahrungen um. Obwohl er im Vorfeld der Lokal-Eröffnung mit Unkenrufen á la, „in St. Pölten funktioniert das nie“ konfrontiert wird, ist er von Anfang an vom Erfolg seines Restaurants sowie dem Standort in der Brunngasse entlang des Schülertrampelpfades überzeugt. „Für mich war klar, dass ich das Lokal hier in meiner Heimatstadt eröffne!“ Nach einem regelrechten Anfangshype „wir haben am ersten Tag über 600 Sandwiches verkauft“, und einer mageren Zwischenphase, ist das Lokal nunmehr voll auf Erfolgskurs und platzt aus allen Nähten. „Ich habe kein Büro, selbst für meinen Laptop ist zuwenig Platz“, nimmts Leeb mit Humor und schmiedet bereits Expansionspläne. „Vielleicht eröffne ich mittelfristig ein zweites Lokal in St. Pölten.“ Mögliche Orte scoutet er bereits, fix ist aber noch nichts. Jedenfalls möchte er in der Hauptstadt quasi Platzhirsch bleiben „immerhin habe ich Subway nach St. Pölten gebracht.“
Er wird aber auch nach Wien im übertragenen Sinne Subway bringen. Seit dem Frühling ist Leeb nämlich Subway Development Manager für die Bundeshauptstadt. „Meine Aufgabe ist es, den Wiener Markt aufzubauen sowie die Franchise-Partner zu unterstützen und zu begleiten.“ Das heißt vorab überhaupt einmal potentielle Betreiber zu finden, diesen bei der Suche nach geeigneten Mietobjekten behilflich zu sein, die Lokale – in Abstimmung mit der Zentrale in den USA – zu planen, bei der Personalsuche unter die Arme zu greifen und das Personal zu schulen, damit die Standards umgesetzt werden, deren Einhaltung Leeb ebenfalls zu kontrollieren hat.
Um den Job zu ergattern – in Österreich gibt es gerade einmal drei (!) Development Manager – musste Leeb ein ausgefeiltes Konzept samt Business- und Expansionsplan erarbeiten. Dieses fand in Milford Anklang, so dass der Österreicher in die Konzernzentrale eingeladen wurde, um seine Ideen persönlich vor 15 der höchsten Subway-Manager zu präsentieren. Mit Erfolg! Leeb wurde mit der Mission beauftragt, eine alles andere denn einfache. So sollen laut Plan in den nächsten 10 Jahren unter seiner Obhut 41 weitere Subway-Restaurants in Wien entstehen – aktuell gibt es eines! Warum gerade 42 insgesamt? „Das ist um eines mehr als Mc Donalds“, schmunzelt Leeb und verweist auf die Firmenphilosophie „Marktführerschaft!“
Der Mann liebt Herausforderungen. Der Erfolg ist ihm durchaus zuzutrauen. So bleibt mir zuletzt nur mehr das Versprechen, „dass ich jetzt einmal auf einen Burger vorbeischaue!“ Ein herrlicher Fastfood Faux Pas, den Leeb aber gelassen nimmt. „Sandwiches!“, bessert er mich mit einem Lächeln auf den Lippen aus. Genau!
Angefangen hat eigentlich alles als DJ. „Von 1979 bis etwa 1985 hab ich das recht aktiv betrieben.“ Auf seinem musikalischen Speiseplan standen 80’er Heroes á la Duran Duran „aber auch die Bee Gees waren damals ganz fett“, schmunzelt Leeb und fügt schwelgerisch hinzu, „wobei wir damals weniger gemischt, sondern mehr angesagt haben.“ Der gelernte Sportartikelverkäufer wollte alsbald sein musikalisches Hobby zum Beruf machen und Radiomoderator werden. „Aber das hat nicht geklappt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als 15 jähriger hochnervös vor Gotthard Rieger vorgesprochen habe.“ Eine der wohl wenigen beruflichen Niederlagen in seinem Leben. So blieb Plan B: Ein Job in der Schallplattenindustrie sollte es werden. Dieser führte zunächst in die Niederungen der Ebene – Leeb wird Schallplattenverkäufer bei Hartlauer. Zwei Jahre später wechselt der dynamische Jungspund zu LIBRO. Hand in Hand mit dem kometenhaften Aufstieg der Buchhandelskette geht auch Leebs Karriereweg steil bergauf. „Ich hab als Schallplatteneinkäufer für 22 Filialen begonnen. Am Schluss waren es 122!“ Zuletzt wird er Einkaufsleiter des gesamten Unternehmens „das war das höchste Level, darüber gab es nur mehr meinen Mentor.“ Dessen Name ruft ein Aha-Erlebnis hervor: André Rettberg. Hochgejubelter Wirtschaftswunderwuzzi, vom TREND dereinst zum „Manager des Jahres“ gekürter Überflieger, wie späterhin tief gefallener und fallengelassener Engel, dessen Prozess auch fast 10 Jahre nach der 332 Millionen Euro schweren LIBRO-Pleite noch immer nicht eröffnet worden ist, und der auch seine an einer Nebenfront ausgefasste achtmonatige Haftstrafe wegen Verschleierung des Privatvermögens noch immer nicht antreten musste. Was das für ein Mensch war? „Ein absoluter Topmanager – bis zu einem gewissen Punkt zumindest – der sich alles selbst beigebracht hat. Und ein Workaholic. Wir haben 14-16 Stunden am Tag gemeinsam gearbeitet, sieben Tage die Woche.“ Für Leeb spätestens nach seiner Heirat und dem im Anmarsch befindlichen Filius ein nicht mehr tragbarer Arbeitsalltag und der Moment, sich beruflich neu zu orientieren. Er macht sich selbständig, und er macht das, was er am besten kann: einkaufen.
Basierend auf seinem über Jahre erarbeiteten Know How und seinem dichtgestrickten Netzwerk vertreibt er Tonträger, Spielfilmvideos, DVD‘s, Software und zuletzt – nachdem er zwischenzeitig nocheinmal für zwei Jahre von LIBRO als Zentraleinkäufer angeheuert wird, „aber es war nicht mehr dasselbe, das Unternehmen war zu dem Zeitpunkt schon extrem in Bewegung“ – Videospiele. „Mit Two Worlds haben wir 2007 sogar einen Nr. 1 Verkaufstitel gelandet“, erinnert er sich. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon Generalimporteur für Handelsketten wie LÖWA, Hofer, Spar, Zielpunkt, BILLA etc. gewesen, kurzum macht Business im großen Stil. Dennoch erkennt er ab 2005 die Zeichen der Zeit. „Es war absehbar, dass die internationalen Firmen über kurz oder lang eigene Niederlassungen für ihren Vertrieb aufbauen“, kurzum auf Zwischenhändler zusehends verzichten werden.
MILford calling
Leeb beginnt nach Alternativen Ausschau zu halten. „Und da bin ich – mehr per Zufall – über ein Subway-Inserat im Wirtschaftsblatt gestolpert, in dem man Franchisepartner gesucht hat.“ Mit dem US-amerikanischen Fastfood-Riesen, der aktuell 32918 Restaurants in 92 Ländern betreibt, hat er bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich etwas am Hut. „Aber mir hat das Grundkonzept getaugt, dass vor deinen Augen dein Gericht so zubereitet wird, wie du es haben möchtest, mit viel frischem Salat und Gemüse. Sozusagen eine gesündere Alternative zu anderen Anbietern – das war für mich ein schlüssiges Konzept.“ So schlüssig, dass er 2008 seine eigene Filiale in St. Pölten eröffnet – die erst vierte in Österreich überhaupt!
Dem geht eine Reise in die Konzernzentrale in Milford voraus, wo er Franchisekurse belegt und „Subway“ sozusagen von der Pieke auf lernt. „Ich wollte mir das bewusst dort anschauen, wo die Idee herkommt, wo Subway ein ‚gelerntes’, alltägliches Produkt ist.“ Was ihn in den USA neben der schlüssigen Subway-Firmenphilosophie sowie dem konsequenten, einheitlichen Markenauftritt besonders beeindruckt, ist aber vor allem Subway-Gründer Fred DeLuca – nebstbei mit einem geschätzten Vermögen von 1,7 Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Welt. „Ich durfte ihn bis dato mehrmals persönlich treffen. Eine absolut beeindruckende Persönlichkeit! Er ist ein sehr feinsinniger Mensch, hört gut zu, hat einen scharfen Verstand und extreme Ausstrahlung. Die wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen trifft nach wie vor er!“
Zurück in Österreich setzt Leeb die Erfahrungen um. Obwohl er im Vorfeld der Lokal-Eröffnung mit Unkenrufen á la, „in St. Pölten funktioniert das nie“ konfrontiert wird, ist er von Anfang an vom Erfolg seines Restaurants sowie dem Standort in der Brunngasse entlang des Schülertrampelpfades überzeugt. „Für mich war klar, dass ich das Lokal hier in meiner Heimatstadt eröffne!“ Nach einem regelrechten Anfangshype „wir haben am ersten Tag über 600 Sandwiches verkauft“, und einer mageren Zwischenphase, ist das Lokal nunmehr voll auf Erfolgskurs und platzt aus allen Nähten. „Ich habe kein Büro, selbst für meinen Laptop ist zuwenig Platz“, nimmts Leeb mit Humor und schmiedet bereits Expansionspläne. „Vielleicht eröffne ich mittelfristig ein zweites Lokal in St. Pölten.“ Mögliche Orte scoutet er bereits, fix ist aber noch nichts. Jedenfalls möchte er in der Hauptstadt quasi Platzhirsch bleiben „immerhin habe ich Subway nach St. Pölten gebracht.“
Er wird aber auch nach Wien im übertragenen Sinne Subway bringen. Seit dem Frühling ist Leeb nämlich Subway Development Manager für die Bundeshauptstadt. „Meine Aufgabe ist es, den Wiener Markt aufzubauen sowie die Franchise-Partner zu unterstützen und zu begleiten.“ Das heißt vorab überhaupt einmal potentielle Betreiber zu finden, diesen bei der Suche nach geeigneten Mietobjekten behilflich zu sein, die Lokale – in Abstimmung mit der Zentrale in den USA – zu planen, bei der Personalsuche unter die Arme zu greifen und das Personal zu schulen, damit die Standards umgesetzt werden, deren Einhaltung Leeb ebenfalls zu kontrollieren hat.
Um den Job zu ergattern – in Österreich gibt es gerade einmal drei (!) Development Manager – musste Leeb ein ausgefeiltes Konzept samt Business- und Expansionsplan erarbeiten. Dieses fand in Milford Anklang, so dass der Österreicher in die Konzernzentrale eingeladen wurde, um seine Ideen persönlich vor 15 der höchsten Subway-Manager zu präsentieren. Mit Erfolg! Leeb wurde mit der Mission beauftragt, eine alles andere denn einfache. So sollen laut Plan in den nächsten 10 Jahren unter seiner Obhut 41 weitere Subway-Restaurants in Wien entstehen – aktuell gibt es eines! Warum gerade 42 insgesamt? „Das ist um eines mehr als Mc Donalds“, schmunzelt Leeb und verweist auf die Firmenphilosophie „Marktführerschaft!“
Der Mann liebt Herausforderungen. Der Erfolg ist ihm durchaus zuzutrauen. So bleibt mir zuletzt nur mehr das Versprechen, „dass ich jetzt einmal auf einen Burger vorbeischaue!“ Ein herrlicher Fastfood Faux Pas, den Leeb aber gelassen nimmt. „Sandwiches!“, bessert er mich mit einem Lächeln auf den Lippen aus. Genau!