Retro
Ausgabe
Freunde, nicht die trübe Ungewissheit irgendeiner Zukunft, nein, Retro ist in. Wer nicht für Retro ist, der ist heute schon von gestern! Im Anschluss an die Postmoderne jetzt Retro-Design als Stil-Code. Wiedererinnerung an Verlorenes, bittersüß.
Genießen sie das alles doch wehmütig: die Schaufensterpuppen aus den Achtzigerjahren bei diesem oder jenem City-Textilianer, den liebenswürdig umständlichen Fleischer im Gourmettempel, der uns irgendwie doch bald schmerzlich abgehen wird; Erinnerungsstücke wie das Lagerhaus als spielerisch-melancholisches Zitat eines Kolchosenladens vor der Wende, die Liturgie in der Prandtauerkirche, das Gespräch mit einem Vertreter der Lehrergewerkschaft allenfalls. Und das Postamt in der Wiener Straße, das mittags, wenn am meisten los ist in der Stadt, für zwei Stunden zusperrt – die ausreichende Mittagsruhe als Denkmalpflege öffentlichen Beamtentums, fürwahr.
Ein Retro-Konzept verfolgt möglicherweise auch unser Festspielhaus, man hat sichtlich vor, irgendwann Robert L. Stevensons „Schatzinsel“ ex 1883 zu inszenieren. Mit dem hölzernen Palisadenzaun vor der kühlen Kada-Glasfassade ist man ja Gott sei Dank noch knapp vor Wintereinbruch fertig geworden.
Am attraktivsten aber verkörpert die Retrowelle wohl unser Ballett St.Pölten. Ob nun im klassischen Pas de deux oder ganz wild im Stil jener Zeit, als die Marika Röck noch selber sprang und nicht geworfen werden musste, ob als pyramidale Schlussapotheose eines Bühnenauftritts oder auf dem Marktplatz eines Gastspielortes – stets breiten sie, schulterfrei, weit ihre schönen Arme aus, und ihren zarten Mündchen entströmt (mehrheitlich auf moldawisch) die Verheißung: „Nie mehr Achselschweiß!“
Genießen sie das alles doch wehmütig: die Schaufensterpuppen aus den Achtzigerjahren bei diesem oder jenem City-Textilianer, den liebenswürdig umständlichen Fleischer im Gourmettempel, der uns irgendwie doch bald schmerzlich abgehen wird; Erinnerungsstücke wie das Lagerhaus als spielerisch-melancholisches Zitat eines Kolchosenladens vor der Wende, die Liturgie in der Prandtauerkirche, das Gespräch mit einem Vertreter der Lehrergewerkschaft allenfalls. Und das Postamt in der Wiener Straße, das mittags, wenn am meisten los ist in der Stadt, für zwei Stunden zusperrt – die ausreichende Mittagsruhe als Denkmalpflege öffentlichen Beamtentums, fürwahr.
Ein Retro-Konzept verfolgt möglicherweise auch unser Festspielhaus, man hat sichtlich vor, irgendwann Robert L. Stevensons „Schatzinsel“ ex 1883 zu inszenieren. Mit dem hölzernen Palisadenzaun vor der kühlen Kada-Glasfassade ist man ja Gott sei Dank noch knapp vor Wintereinbruch fertig geworden.
Am attraktivsten aber verkörpert die Retrowelle wohl unser Ballett St.Pölten. Ob nun im klassischen Pas de deux oder ganz wild im Stil jener Zeit, als die Marika Röck noch selber sprang und nicht geworfen werden musste, ob als pyramidale Schlussapotheose eines Bühnenauftritts oder auf dem Marktplatz eines Gastspielortes – stets breiten sie, schulterfrei, weit ihre schönen Arme aus, und ihren zarten Mündchen entströmt (mehrheitlich auf moldawisch) die Verheißung: „Nie mehr Achselschweiß!“