MFG - Schulte: „Wir wollen ein Endspiel in Norwegen“
Schulte: „Wir wollen ein Endspiel in Norwegen“


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Schulte: „Wir wollen ein Endspiel in Norwegen“

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 12/2023

Nach dem Herbstmeistertitel können sich die SKN-Frauen voll auf die Champions League konzentrieren, die einer Wintermeisterschaft gleichkommt. Das Heimspiel gegen Slavia Prag (13. Dezember, 18.45) wird wegweisend.

Acht Meistertitel und zehn Cupsiege in den letzten elf Jahren. Saisonübergreifend nur eine Niederlage aus den letzten 91 Bundesliga-Spielen, ausgerechnet in der Heimatgemeinde von Obmann Wilfried Schmaus in Rohrbach an der Gölsen gegen die SPG Altach/Vorderland (0:1). Der SKN St. Pölten gibt im heimischen Frauenfußball ähnlich den Ton an wie Hypo Niederösterreich im Frauenhandball. Mit einem feinen Unterschied: Der SKN ist nicht von einem Großsponsor abhängig; und langsam aber stetig gewachsen. 
Mit 2.816 Zuschauern in der NV Arena gegen AS Roma (Oktober 2022) halten die „Wölfinnen“ auch den Zuschauerrekord für Frauen-Europacupspiele in Österreich. Bei ihrem letzten Auftreten in der europäischen Königsklasse beim achtfachen Champion Olympique Lyon spielten Kapitänin Jennifer Klein und Co. allerdings vor über 6.000 Besuchern. Im Schnitt verfolgen laut UEFA diese Spiele gar 11.000 Fans im Stadion. Da ist also noch viel Luft nach oben. Zum letzten Finale zwischen Barcelona und Wolfsburg (3:2) pilgerten 33.147 ins Philips Stadion in Eindhoven.

Selbst ist die SKN-Frau
„Lyon hat alleine im Staff 25 Personen, wir sechs und zwei, die zwei Mal in der Woche da sind“, weiß Tanja Schulte, die seit rund zweieinhalb Jahren Sportliche Leiterin der „Wölfinnen“ ist. Davor war die Organisation der SKN-Frauen mehr oder weniger eine „One-Man-Show“ von Obmann Wilfried Schmaus. Die Bochumerin, die die UEFA-A-Trainerlizenz hat, sieht sich als „Bindeglied“ zwischen Schmaus und Langzeit-Erfolgstrainerin Liése Brancão. „Was Herr Schmaus hier aufgebaut hat, ist sensationell und in der Art und Weise einmalig in Europa“, weiß Schulte. Im Gespräch mit dem MfG-Magazin im „Wölfinnen“-Büro am Ratzersdorfer See stellt sie auch gleich klar: „Was viele gar nicht wissen: Wir sind ein komplett eigenständig geführter Frauen-Verein,  nutzen vom SKN nur den Namen und das Logo,  bekommen jedoch keinen Etat und sind somit für jeden Euro, den wir ausgeben auch selbst verantwortlich, dass er wieder eingenommen wird. Lediglich die Nutzung der Kabine und des Kraftraumes im Stadion ist ein Zugeständnis der SKN-Profis, für das wir sehr dankbar sind.  Es ist jedoch immer mit einer gewissen ‚Angst’ verbunden.“ 
Von den 16 Klubs in der Gruppenphase der UEFA Women’s Champions League wird außer dem SKN nur der schwedische Frauen-Meister BK Häcken eigenständig geführt, alle anderen sind an die Männer-Vereine gekoppelt, werden also von selbigen auch finanziell unterstützt. In der UEFA-Fünfjahresrangliste ist der SKN mittlerweile sogar bis auf Platz 12 vorgedrungen und lässt damit alle exklusiven Frauen-Klubs hinter sich.

Ein Schritt zurück und zwei vor
In Spielerinnenkreisen und Beraterkreisen ist Österreichs Serienmeister dank seiner internationalen Auftritte längst eine große Nummer geworden. „Unsere Außenspielerin aus der Schweiz, Ella Touon, ist ein Paradebeispiel“, sagt Schulte, „sie spielte jahrelang mit Essen im unteren Mittelfeld der deutschen Bundesliga, hier kann sie in der Champions League einlaufen. Wenn man so will, hat sie einen Schritt zurück gemacht und dann zwei vorwärts.“ Im Idealfall können Touon und Co. (inklusive Testspiele) mit dem SKN sogar fast so viele internationale Spiele wie österreichische Bundesliga-Spiele (18) bestreiten.
Vor der Gruppenphase schalteten die Niederösterreicherinnen PAOK Saloniki und in Hin- und Rückspiel Valur Reykjavik aus. Jetzt ist das Ziel „ein Endspiel in Norwegen“, sagt Schulte. Soll heißen, es gilt jetzt in zwei Spielen den tschechischen Meister Slavia Prag hinter sich zu lassen, um am letzten Spieltag der Gruppenphase auswärts SK Brann (Bergen) auzubremsen. Letztes Jahr holten die „Wölfinnen“ gegen Slavia in zwei Spielen vier Punkte. „Wir hätten eigentlich beide Spiele gewinnen müssen. Sie sind in unserer Range. Mit einer guten Unterstützung unserer Fans wollen wir sie jetzt einmal daheim knacken.“ Die zwei Gruppenersten bekommen Tickets fürs Viertelfinale. Was alles möglich ist, hat Vorjahresfinalist VfL Wolfsburg heuer leidvoll erfahren. Die „Wölfinnen“ aus Deutschland wurden vom FC Paris schon vor der Gruppenphase rausgebissen. 

MEISTERINNEN
SKN St. Pölten 
gegründet 6. Juli 2000
(vormals ASV Spratzern, FSK St. Pölten-Spratzern)
Meistertitel (8) 2015 bis 2023 
(20 abgebrochen)
Cupsiege (9) 2013 bis 2023 
(20 abgebrochen, 21 kein Bewerb)

Obmann:
Wilfried Schmaus (seit 2008)

Sportliche Leiterin: 
Tanja Schulte (seit 2021)

Trainerin:
Celia Liése Brancão (seit 2016)

Champions-League-Gruppenspiele 2023/24
SKN – SK Brann 1:2
Olympique Lyon – SKN 2:0
SKN – Slavia Prag (13.12.)
Slavia Prag – SKN (21.12.)
SKN – Olympique Lyon (25.1.)
SK Brann – SKN (31.1.)

Kader Champions League 2023/24
Tor: Carina Schlüter (D), Natalia Piatek (POL), Amelie Kandlhofer, Melissa Abiral
Abwehr: Jennifer Klein, Anna Johanning (D), Leonarda Balog (KRO), Alexandra Bíroová (SLK), Adina Hamidovic, Julia Tabotta, Ella Touon (CH), Diana Lemešová (SLK)
Mittelfeld: Aldiana Amouchie (D), Mária Mikolajová (SLK), Claudia Wenger, Isabelle Meyer (CH), Ella Mastrantonio (ITA), Sarah Mattner (D), Sophie Hillebrand, Mateja Zver (SLO)
Sturm: Rita Schumacher (D), Valentina Mädl, Melanie Brunnthaler, Mariella Falkensteiner