Der Held im roten Jaguar
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Er ist der berühmteste FBI-Agent aller Zeiten. Im Dezember dieses Jahres feiert er mit Heftroman Nr. 3.000 (!) seinen 60. Geburtstag: G-Man Jerry Cotton. Fan Thomas Fröhlich gratuliert begeistert und stellt erfreut fest, dass er damit ganz und gar nicht allein ist.
Ich liebe ihn. Ehrlich. Also nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken. Eher klassisch kumpelmäßig – ein Freund, den man schon seit der Kindheit kennt und der einen selten bis nie enttäuscht hat, obwohl man sich vielleicht eine Zeit lang gar nicht so sehr um ihn gekümmert hat, wie er es verdient hätte. Diese Liebe begann in den Mittsiebzigern, als ich mich in meinen frühen Teenagerjahren von Donald Duck langsam – und nur vorübergehend – zu entfernen begonnen und Thomas Bernhard noch nicht in mein literarisches Koordinatensystem Eingang gefunden hatte. Der smarte G-Man Jerry Cotton lud mich ein, mit ihm gemeinsam in seinem roten Jaguar – jeweils 68 Seiten lang – zu den spannendsten Abenteuern zu kurven, garniert mit tollen Frauen (Dynamit in grüner Seide), Bourbon auf Staatskosten (G-Man heißt nämlich Governmental Man, also Beamter) sowie den obligaten Schüssen aus dem Geigenkasten, wenn wir wieder einmal in einer Mordnacht in Manhattan unterwegs waren.
Auch der Popjournalist und Trash-Kenner Peter Hiess erinnert sich gern: „Wie hätte man in den 70er Jahren als Gymnasiast schon erfahren, dass es ein FBI gibt, wie es in Manhattan oder den USA überhaupt aussieht und wie viel Schlechtes auf der Welt lauert – wenn nicht durch die Jerry Cotton-Heftln und -Taschenbücher, die Woche für Woche neue Erkenntnisse über den aktuellen Stand des Verbrechens lieferten.“ Hiess konkretisiert: „Und es war eine ganz andere, viel spannendere und unmittelbarere Welt als die der Literatur, die man in der Schule vorgesetzt bekam oder sich selbst aus der Städtischen Bücherei auslieh. Damals – als es weder die blöden Handys noch die viel blöderen Gratiszeitungen gab – las man in Bus und Straßenbahn noch ungeniert Heftln, auch wenn einem die Lehrer und/oder Eltern von derartigem ‚Schund‘ abrieten – Heftromane gehörten eben zur Volkskultur.“ Doch das Böse schläft nicht: „Seit damals hat sich viel geändert: Jerry wurde politisch korrekt – keine Zigaretten mehr, kein Whiskey, keine leichtfertigen Affären, die Welt wurde ein Stück langweiliger.“ Aber: „Die ‚klassischen‘ Abenteuer des – neben Twin Peaks-Agent Cooper und dem Akte X-Team Mulder/Scully – besten FBI-Agenten aller Zeiten sind immer noch lesenswert. Und das nicht aus nostalgischen Gründen, weil Nostalgie ja generell verboten gehört ...“
Dem kann die St. Pöltner Richterin und Vizepräsidentin des Landesgerichts Andrea Humer nur beipflichten: „Ich kenne Jerry Cotton seit meinem elften Lebensjahr und bin ihm seither treu geblieben. Ich habe während meiner Schulzeit die Hefte regelmäßig gelesen – vorige Woche habe ich mir wieder zwei Ausgaben gekauft.“ Warum? „Mich fasziniert die Unverwüstlichkeit, wird er doch in jeder Ausgabe mindestens einmal so verprügelt, dass ihm die Lichter ausgehen, er ruiniert mindestens drei Maßanzüge und demoliert regelmäßig seinen Jaguar.“ Apropos Unverwüstlichkeit: Der obgenannte Hiess hat anhand der ersten 1.000 Hefte einmal hochgerechnet, dass Cotton aufgrund diverser Schläge auf den Hinterkopf etwa 70 Jahre in tiefer Bewusstlosigkeit zugebracht haben muss. Mit der im Dezember zu erwartenden Nummer 3.000 wären wir dann bei einem 210 Jahre durchgehenden Blackout, was für einen 60-Jährigen keine unwesentliche Leistung darstellt.
„Ganz besonders mag ich auch seine Männerfreundschaft zu Phil“, ergänzt Humer dann noch. Wie es zu der kam? Und wie das überhaupt alles angefangen hat?
Zu diesem Zweck tauchen wir jetzt ein wenig in die Literaturgeschichte ein: Im Jahre 1954 erschien der erste Cotton, erfunden vom Krimi-Autor Delfried Kaufmann. Zu Beginn ein wenig als geerdeter und charmanter Gegen-Bond mit einem bewusst lächerlichen Namen (Jeremias Baumwolle!) konzipiert, avancierte er im Nachkriegsdeutschland und -österreich alsbald zum Lieblingskrimihelden Nr. 1. Die Begeisterung ging sogar so weit, dass eine der wenigen deutschsprachigen Veröffentlichungen des FBI in den 60ern versicherte, dass ein Mr. Jerry Cotton kein tatsächlicher Mitarbeiter der Behörde sei – die Autogrammanfragen aus unseren Breiten hatten wohl ein exorbitantes Ausmaß erreicht.
Biografisches ist schnell erzählt: Aus dem kleinen Dorf Harpers Village stammend begibt sich der sich zu Höherem berufen fühlende Jerry in die Großstadt – New York –, wo er alsbald ohne seine 54 Dollar Reisegeld da steht. Er wird Türsteher vor der Bar eines mit der Mafia verbandelten Ungustls – bis ihm eines Tages eine Razzia der Bundespolizei die Augen öffnet und sich der Agent Phil Decker seiner annimmt. Phil ist belesener, gebildeter, urbaner als das Landei Jerry; doch nach entsprechender Ausbildung findet Jerry Gnade vor seinem Boss, Mr. High, dem Übervater der Special Agents-Familie. Fortan trifft er Phil jeden Morgen vorm ersten Auftrag des Tages „an ihrer Ecke“, vermutlich in Manhattan oder in Brooklyn gelegen. Zudem legt sich Anzugträger Cotton (mit einem Beamten-Gehalt!) umgehend einen in den ersten Heften noch als giftgrün beschriebenen, später knallroten Jaguar E, das Sexsymbol unter den Sportwagen, zu. Fertig ist der smarte Action- und Frauenheld. Prinzipiell ein anständiger Kerl, ist Jerry allerdings vor allem in den 60ern und 70ern kein Kostverächter in Sachen holder Weiblichkeit – und man fragt sich gelegentlich, wann er neben andauernden Knockouts einerseits und Anbahnungen heißer Nächte andererseits überhaupt zum Arbeiten kommt. Doch er schafft das nachweislich problemlos. Und auch heute macht er immer noch eine gute Figur, selbst wenn die Storys dieser Tage ein klein wenig braver als in den Roaring 60ies daher kommen. Der ebenfalls 1954 geborene St. Pöltner Polizist Alois Stöckl zieht dennoch die neueren Storys vor: „In den 60ern hat Cotton keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Seit 2000 lese ich ihn wieder sporadisch.“ Entgegen Hiess‘ Verdikt habe das bei ihm doch auch ein wenig mit Nostalgie zu tun. Anders Ernest Kienzl, Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes: „Jerry Cotton ist Weltliteratur“, erklärt er mir lachend, aber überzeugt. „Ich habe immer eine ältere Ausgabe im Nachtkastlladl liegen.“
Auch die Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten Eva Riebler erinnert sich: „Bereits 1975 war auf der Salzburger Uni im Fach ‚Neue Literatur‘ Jerry Cotton ein Proseminar-Thema. Der Autor wurde eingeladen, aber da bis zu vierzehn Autoren an den Storys arbeiten, ist der Autor ziemlich relativ zu sehen!“ Dafür schmückte einige Jahre danach der rote Jaguar Rieblers Garage.
In einem irrt Riebler allerdings: Nicht vierzehn, sondern mehr als hundert Autoren waren und sind im Laufe der Zeit – großteils anonym – mit dem Schreiben der Cotton-Romane beschäftigt. Und es sind nicht die schlechtesten dabei. Derzeit befindet sich etwa der österreichische Krimi-Routinier Joseph Preyer unter den Verfassern, dessen Stil man sofort an den eingestreuten Literaturzitaten (Shakespeare!) erkennt. Trotz der verschiedenartigen Schriftsteller-Persönlichkeiten und der damit Hand in Hand gehenden unterschiedlichen Qualitätsstufen bleibt Jerry Cotton eine wunderbare Projektionsfläche und ein treffendes Spiegelbild des jeweiligen Zeitgeistes. Die süffisanten Flapsigkeiten der 1950er bis 70er Jahre, die nicht selten an TV-Serien wie Die 2 oder Jason King erinnern („Ich parkte meine Faust an seinem Kinn.“ oder „Ihr Plan ist so schlecht, den sollte man ausstopfen und ins Museum stellen!“), mussten spätestens zu Beginn des 21. Jahrhunderts einer erhöhten Ernsthaftigkeit weichen – spannend zu lesen und ein herrlicher Eskapismus auf Zeit sind die Romane aber nach wie vor. Mit den Jerry Cotton Classics, also der Neuauflage früherer Großtaten, kann man sich ja außerdem die gute, alte, politisch unkorrekte Cotton-Inkarnation (mit Tschick zum Frühstück, Whiskey zum Mittagessen und heftigem Geschmuse zum Nachtisch) nach Belieben ins Haus holen.
Und zum Drüberstreuen nicht zu vergessen: die schön schnoddrigen Filme mit Rock Hudson-Spezi George Nader in der Titelrolle …
Ehrlicherweise muss man allerdings eines zugeben: Jerry Cotton ist ein Phänomen, das Menschen unter 30 kaum noch zu interessieren scheint. Die große Zeit der Romanhefte ist sowieso vorbei – und der immer korrekt gekleidete Jerry ist ein im besten Sinne altmodischer Held: mentale Nabelschauen, wie wir sie etwa von den permanent traumatisierten Ermittlern nordländischer Herkunft gewohnt sind, gehen ihm völlig ab. Wo diese nach getaner Arbeit zum Psychiater schlurfen, wechselt unser Special Agent grad einmal den Anzug – Gott und Bastei Lübbe sei Dank!
Ich werde G-Man Jerry Cotton jedenfalls auf einen Geburtstags-Drink einladen, mich für 60 Jahre gute und bleihaltige Unterhaltung bedanken und ihm Liebesgrüße aus St. Pölten ausrichten.
Und diesmal bin ich mir sicher: Bei einem Bourbon wird‘s nicht bleiben.
Auch der Popjournalist und Trash-Kenner Peter Hiess erinnert sich gern: „Wie hätte man in den 70er Jahren als Gymnasiast schon erfahren, dass es ein FBI gibt, wie es in Manhattan oder den USA überhaupt aussieht und wie viel Schlechtes auf der Welt lauert – wenn nicht durch die Jerry Cotton-Heftln und -Taschenbücher, die Woche für Woche neue Erkenntnisse über den aktuellen Stand des Verbrechens lieferten.“ Hiess konkretisiert: „Und es war eine ganz andere, viel spannendere und unmittelbarere Welt als die der Literatur, die man in der Schule vorgesetzt bekam oder sich selbst aus der Städtischen Bücherei auslieh. Damals – als es weder die blöden Handys noch die viel blöderen Gratiszeitungen gab – las man in Bus und Straßenbahn noch ungeniert Heftln, auch wenn einem die Lehrer und/oder Eltern von derartigem ‚Schund‘ abrieten – Heftromane gehörten eben zur Volkskultur.“ Doch das Böse schläft nicht: „Seit damals hat sich viel geändert: Jerry wurde politisch korrekt – keine Zigaretten mehr, kein Whiskey, keine leichtfertigen Affären, die Welt wurde ein Stück langweiliger.“ Aber: „Die ‚klassischen‘ Abenteuer des – neben Twin Peaks-Agent Cooper und dem Akte X-Team Mulder/Scully – besten FBI-Agenten aller Zeiten sind immer noch lesenswert. Und das nicht aus nostalgischen Gründen, weil Nostalgie ja generell verboten gehört ...“
Dem kann die St. Pöltner Richterin und Vizepräsidentin des Landesgerichts Andrea Humer nur beipflichten: „Ich kenne Jerry Cotton seit meinem elften Lebensjahr und bin ihm seither treu geblieben. Ich habe während meiner Schulzeit die Hefte regelmäßig gelesen – vorige Woche habe ich mir wieder zwei Ausgaben gekauft.“ Warum? „Mich fasziniert die Unverwüstlichkeit, wird er doch in jeder Ausgabe mindestens einmal so verprügelt, dass ihm die Lichter ausgehen, er ruiniert mindestens drei Maßanzüge und demoliert regelmäßig seinen Jaguar.“ Apropos Unverwüstlichkeit: Der obgenannte Hiess hat anhand der ersten 1.000 Hefte einmal hochgerechnet, dass Cotton aufgrund diverser Schläge auf den Hinterkopf etwa 70 Jahre in tiefer Bewusstlosigkeit zugebracht haben muss. Mit der im Dezember zu erwartenden Nummer 3.000 wären wir dann bei einem 210 Jahre durchgehenden Blackout, was für einen 60-Jährigen keine unwesentliche Leistung darstellt.
„Ganz besonders mag ich auch seine Männerfreundschaft zu Phil“, ergänzt Humer dann noch. Wie es zu der kam? Und wie das überhaupt alles angefangen hat?
Zu diesem Zweck tauchen wir jetzt ein wenig in die Literaturgeschichte ein: Im Jahre 1954 erschien der erste Cotton, erfunden vom Krimi-Autor Delfried Kaufmann. Zu Beginn ein wenig als geerdeter und charmanter Gegen-Bond mit einem bewusst lächerlichen Namen (Jeremias Baumwolle!) konzipiert, avancierte er im Nachkriegsdeutschland und -österreich alsbald zum Lieblingskrimihelden Nr. 1. Die Begeisterung ging sogar so weit, dass eine der wenigen deutschsprachigen Veröffentlichungen des FBI in den 60ern versicherte, dass ein Mr. Jerry Cotton kein tatsächlicher Mitarbeiter der Behörde sei – die Autogrammanfragen aus unseren Breiten hatten wohl ein exorbitantes Ausmaß erreicht.
Biografisches ist schnell erzählt: Aus dem kleinen Dorf Harpers Village stammend begibt sich der sich zu Höherem berufen fühlende Jerry in die Großstadt – New York –, wo er alsbald ohne seine 54 Dollar Reisegeld da steht. Er wird Türsteher vor der Bar eines mit der Mafia verbandelten Ungustls – bis ihm eines Tages eine Razzia der Bundespolizei die Augen öffnet und sich der Agent Phil Decker seiner annimmt. Phil ist belesener, gebildeter, urbaner als das Landei Jerry; doch nach entsprechender Ausbildung findet Jerry Gnade vor seinem Boss, Mr. High, dem Übervater der Special Agents-Familie. Fortan trifft er Phil jeden Morgen vorm ersten Auftrag des Tages „an ihrer Ecke“, vermutlich in Manhattan oder in Brooklyn gelegen. Zudem legt sich Anzugträger Cotton (mit einem Beamten-Gehalt!) umgehend einen in den ersten Heften noch als giftgrün beschriebenen, später knallroten Jaguar E, das Sexsymbol unter den Sportwagen, zu. Fertig ist der smarte Action- und Frauenheld. Prinzipiell ein anständiger Kerl, ist Jerry allerdings vor allem in den 60ern und 70ern kein Kostverächter in Sachen holder Weiblichkeit – und man fragt sich gelegentlich, wann er neben andauernden Knockouts einerseits und Anbahnungen heißer Nächte andererseits überhaupt zum Arbeiten kommt. Doch er schafft das nachweislich problemlos. Und auch heute macht er immer noch eine gute Figur, selbst wenn die Storys dieser Tage ein klein wenig braver als in den Roaring 60ies daher kommen. Der ebenfalls 1954 geborene St. Pöltner Polizist Alois Stöckl zieht dennoch die neueren Storys vor: „In den 60ern hat Cotton keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Seit 2000 lese ich ihn wieder sporadisch.“ Entgegen Hiess‘ Verdikt habe das bei ihm doch auch ein wenig mit Nostalgie zu tun. Anders Ernest Kienzl, Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes: „Jerry Cotton ist Weltliteratur“, erklärt er mir lachend, aber überzeugt. „Ich habe immer eine ältere Ausgabe im Nachtkastlladl liegen.“
Auch die Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten Eva Riebler erinnert sich: „Bereits 1975 war auf der Salzburger Uni im Fach ‚Neue Literatur‘ Jerry Cotton ein Proseminar-Thema. Der Autor wurde eingeladen, aber da bis zu vierzehn Autoren an den Storys arbeiten, ist der Autor ziemlich relativ zu sehen!“ Dafür schmückte einige Jahre danach der rote Jaguar Rieblers Garage.
In einem irrt Riebler allerdings: Nicht vierzehn, sondern mehr als hundert Autoren waren und sind im Laufe der Zeit – großteils anonym – mit dem Schreiben der Cotton-Romane beschäftigt. Und es sind nicht die schlechtesten dabei. Derzeit befindet sich etwa der österreichische Krimi-Routinier Joseph Preyer unter den Verfassern, dessen Stil man sofort an den eingestreuten Literaturzitaten (Shakespeare!) erkennt. Trotz der verschiedenartigen Schriftsteller-Persönlichkeiten und der damit Hand in Hand gehenden unterschiedlichen Qualitätsstufen bleibt Jerry Cotton eine wunderbare Projektionsfläche und ein treffendes Spiegelbild des jeweiligen Zeitgeistes. Die süffisanten Flapsigkeiten der 1950er bis 70er Jahre, die nicht selten an TV-Serien wie Die 2 oder Jason King erinnern („Ich parkte meine Faust an seinem Kinn.“ oder „Ihr Plan ist so schlecht, den sollte man ausstopfen und ins Museum stellen!“), mussten spätestens zu Beginn des 21. Jahrhunderts einer erhöhten Ernsthaftigkeit weichen – spannend zu lesen und ein herrlicher Eskapismus auf Zeit sind die Romane aber nach wie vor. Mit den Jerry Cotton Classics, also der Neuauflage früherer Großtaten, kann man sich ja außerdem die gute, alte, politisch unkorrekte Cotton-Inkarnation (mit Tschick zum Frühstück, Whiskey zum Mittagessen und heftigem Geschmuse zum Nachtisch) nach Belieben ins Haus holen.
Und zum Drüberstreuen nicht zu vergessen: die schön schnoddrigen Filme mit Rock Hudson-Spezi George Nader in der Titelrolle …
Ehrlicherweise muss man allerdings eines zugeben: Jerry Cotton ist ein Phänomen, das Menschen unter 30 kaum noch zu interessieren scheint. Die große Zeit der Romanhefte ist sowieso vorbei – und der immer korrekt gekleidete Jerry ist ein im besten Sinne altmodischer Held: mentale Nabelschauen, wie wir sie etwa von den permanent traumatisierten Ermittlern nordländischer Herkunft gewohnt sind, gehen ihm völlig ab. Wo diese nach getaner Arbeit zum Psychiater schlurfen, wechselt unser Special Agent grad einmal den Anzug – Gott und Bastei Lübbe sei Dank!
Ich werde G-Man Jerry Cotton jedenfalls auf einen Geburtstags-Drink einladen, mich für 60 Jahre gute und bleihaltige Unterhaltung bedanken und ihm Liebesgrüße aus St. Pölten ausrichten.
Und diesmal bin ich mir sicher: Bei einem Bourbon wird‘s nicht bleiben.