MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Thomas Fröhlich

Thomas Fröhlich
Redakteur, Kolumnist
Der Kultivierte. Er spielt zwar nicht Geige wie sein Held Sherlock Holmes, dafür genial mit der Feder, ob nun als Autor von Theaterstücken und Büchern auf der schaffenden Seite, oder als Kulturredakteur auf der journalistischen. Mag keine Hunde, dafür liebt er das Gruseln, v.a. aber jene Künstler, die er mit Tiefgang portraitiert.

Foto Konstiantyn - stock.adobe.com

Genervt

Liebe Zwangsveganer, Kampfabstinenzler, Anti-Rauch-auch-im-Freien-Jihadisten und Gender-Paranoiker (ja, ich pfeif auf Binnen-I und Trans-Sternderln)! Wenn ihr euer Leben im Fair-Trade-Sack und in verklebter Asche verbringen, euch nur noch von linksdrehendem Fallobst ernähren und der organisierten Sprachverhunzung huldigen wollt, so tut das doch bitte, wenn‘s euch Spaß macht (falls sowas wie Spaß in eurem Leben überhaupt existiert)! Aber bastelt nicht aus euren medial und  ...


Foto Matthias Köstler

Der Brotberufene

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Um zwei in der Früh steht er auf. Bis um etwa halb sechs arbeitet er in der Bäckerei, danach geht’s ins Geschäft. Von sieben Uhr bis zehn ist er dann wieder in der Bäckerei tätig. Kurz niederlegen, um ein Uhr mittags ins Geschäft, üblicherweise bis 18 oder 19 Uhr, danach noch kurz in die Bäckerei. Dann ins Bett fallen, Licht aus. Same procedure as every day. Ohne Pause.
„Man muss gern arbeiten“, meint Norbert Fröstl lapidar. Und  ...


Foto Timna Rosenthaler

Lichtspiele

Kann sich noch jemand an die alten Leuchtschriften erinnern, die üblicherweise über Kinoeingängen angebracht waren? 
Die meisten derer, die diese Zeilen hier lesen, wohl nicht – zu lange ist das her. Ich erinnere mich, als Kind (und auch noch als Jugendlicher) in staunender Vorfreude unter 
diesen durchgeschritten zu sein – und plötzlich war ich in einem anderen Universum. Der Kinosaal drinnen dunkelte schon verheißungsvoll – Abenteuer jenseits des  ...


Foto freshidea - stock.adobe.com

Lies dich woke!

Eigentlich freue ihn das Schreiben nimmer, beklagte sich neulich ein befreundeter niederösterreichischer Genre-Autor, der auch öfters in St. Pölten Lesungen abhält, bei einem Treffen in kleiner Runde. Regelmäßig bekomme er vom Verlag Listen von Dos und Don’ts, die unbedingt einzuhalten seien: eine Weiße mit Rastazöpfen etwa gehe gar nicht – kulturelle Aneignung: pfui! Keine diskriminierenden Ausdrücke mehr, auch wenn sie der/die geschilderte Böse (als Zeichen der  ...


Foto freshidea - stock.adobe.com

Psychostasis

Im Rahmen der Biennale in Venedig konnte man bis Ende Mai den gleichnamigen Kurzfilm der Künstlerin Holly Zausner sehen: Eine Frau in mittleren Jahren durchstreift die Stadt (die Serenissima) – sie befindet sich offenbar in einem Limbo zwischen Leben und Tod („Psychostasis“ beschreibt jenen Zustand, in dem die Seele seitens des Göttlichen gleichsam „gewogen“ wird). Immer wieder zieht es sie in Museen, Bibliotheken, Kirchen und Konzertsäle, in denen die Musik (der Erinnerung)  ...


Foto Florian Simon Linke

Sagenhaft!

„Bei Michael Ziegelwagner ist man in guter Gesellschaft, lernt was und amüsiert sich doch.“ 
(Harry Rowohlt, 2011)

St. Pölten hat ja tatsächlich keine Sagentradition. Aber als ich wieder einmal durch die Stadt ging, fiel mir dieser Haken am Eck des Hauses Herrenplatz Nr. 6 auf, der wie ein zu hoch gehängter Garderobehaken aussieht. Ich dachte, woher kommt das? Das könnte doch ein Freiluft-Haken für die Jacke eines Riesen  ...


Foto Chlorophylle - stock.adobe.com

Nostalgisch

„Nostalgia is a weapon.“ (Douglas Coupland). Im Film „Last Night in Soho“ geht die 60ies-Verliebtheit der Protagonistin so weit, dass sie mittels einer Zeitreise im von ihr geliebten Jahrzehnt landet. Dort wird sie erst vom Glamour einer untergegangenen Ära geblendet, um hernach schmerzlich herauszufinden, dass nicht alles Gold war, was immer noch glänzt: Nostalgie als gefährlicher und gleichzeitig verführerischer Eskapismus, wenn man so will. Und doch verhält sich Nostalgie  ...


Foto Renate Kienzl/zVg

So ein Wirbel!

Und obwohl sich der „Blätterwirbel“ frisch wie eh und je präsentiert, darf man inzwischen durchaus von einer lieb gewonnen Tradition sprechen, die auch die St. Pöltner Bevölkerung jedes Mal mit sehr guten Auslastungen und ebensolcher Stimmung quittiert.
Angefangen hat’s, ja wie so oft, im Wirtshaus – im damals noch existierenden EGON, um genau zu sein, an einem lauschigen Augustabend des Jahres 2005. Eine Gruppe, bestehend aus Kunstschaffenden und -vermittlern, sollte hier auf  ...


Foto Polina Raulina - stock.adobe.com

Un-endlich

Manches Leben dauert wohl ewig. Zumindest denken wir das, wenn Menschen einfach so sehr zu unserem Umfeld zählen, sodass dieser Ort für uns gleichsam an Gegenwart verlieren tät‘, wenn wir sie nicht mehr um uns hätten. Weil sie etwa diese Stadt mit ihrer Person beseelen. Und dann, plötzlich, gibt es sie nicht mehr. Lapidar heißt das: verstorben. Gleich drei Menschen, die uns im besten Sinne bereichert haben, sind in den letzten Monaten von uns gegangen: Musiker Toni Wegscheider,  ...


Foto zVg

Love me Gender

Vor Kurzem machte ich mir um den ZiB-Moderator Tarek Leitner echte Sorgen. Leidet er etwa unter Atemnot? Hat er gar was auf der Lunge oder an den Stimmbändern? Wortkompositionen wie Patient[stop]Innen oder Ärzt[stop]Innen kamen im Sekundentakt über seine Lippen. Aber nein: Was sich nach einem medizinischen Notfall anhört, nennt man Gendern. Und offenbar soll nun auch das gemeine Volk im Staatsfunk mit derlei beglückt werden, Kulturauftrag und so. Die Überlegung, Ungleichbehandlung  ...