MFG - Viktoria attraktiv wie noch nie
Viktoria attraktiv wie noch nie


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Viktoria attraktiv wie noch nie

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 06/2024

SKN-Gründungsmitglied Raphael Landthaler pendelt seit einem Jahr von St. Pölten nach Pilsen und hat dort schon jede Menge Europacup-Abenteuer erlebt. Seine Viktoria wird für junge Talente immer attraktiver.

Ligadritter, Cupfinalist, Europacup-Viertelfinalist, dabei 8 Mio Euro Prämien der UEFA eingestreift, durchschnittlich über 9.000 Zuschauer bei den Heimspielen, eine Vereins-Rekordserie von 13 Siegen in Folge, die Abwehrspieler Robin Hranac und Sampson Dweh im Team der Saison der UEFA Conference Leage, gleich vier Spieler bei der EURO: Das ist die Bilanz von St. Pöltens erfolgreichstem Unternehmer in der Fußball-Branche, Raphael Landthaler, im ersten Jahr im Vorstand beim tschechischen Spitzenklub Viktoria Pilsen. „Ja, könnte schlimmer sein“, lacht der 49-Jährige. Bei seinem Herzensklub SKN St. Pölten ist Gründungsmitglied Landthaler nun doch nicht eingestiegen. Deshalb war nach dem Gespräch mit dem MFG-Magazin im Cafe Pusch, unweit seines Büros in der St. Pöltner Innenstadt, nicht die NV Arena seine nächste Stadion-Destination, sondern Wembley.
Für Mitglieder im mächtigsten europäischen Fußball-Gremium, der „European Club Association“ (ECA), gab’s von der UEFA VIP-Karten für das Champions-League-Finale von Borussia Dortmund gegen Real Madrid (0:2). Im Board der ECA (Vorsitzender ist Nasser Al-Khelaifi von Paris SG, Vize Jan-Christian Dreesen von Bayern München) vertritt Landthaler seit September 2023 die tschechischen Klubs in der „Division 3“. Der Aufstieg in die „Division 2“ steht unmittelbar bevor, da Tschechien in der UEFA-Fünfjahreswertung auf Platz zehn geklettert ist. Österreich nimmt aktuell Rang zwölf ein. „Nachdem Sparta und Slavia ausgeschieden sind, war das ganze Land hinter uns. Die TV-Einschaltquoten sind hier auch viel höher als in Österreich, obwohl das meiste im Pay-TV läuft“, so Landthaler, der auch schon im Vorstand der heimischen Bundesliga saß und Finanz-Chef von Rapid war. Der ehemalige Rapid-Präsident Martin Bruckner sitzt im Aufsichtsrat von Pilsen, Ex-Keeper Raimund Hedl fungiert als Investor.

Daumendrücker im ganzen Land
Die Gruppenphase der Conference League gewann Pilsen als einziger Klub überhaupt ohne Punkteverlust und ging in dieser Zeit bewerbs­übergreifend auch gleich 13 Mal in Folge als Sieger vom Platz. „Da haben wir auch auswärts gegen Slavia gewonnen und später daheim noch Sparta bezwungen. Das ist für unsere Fans ganz besonders wichtig“, weiß Landthaler. 
An die beiden Hauptstadtklubs ist kaum ran zu kommen, Pilsen klar die Nummer 3. Das viertplatzierte  Banik Ostrau hat wiederum gleich 21 Punkte Rückstand auf Viktoria aufgerissen. Die 1:2-Niederlage im Cupfinale gegen Sparta „tat weh, ist jetzt aber auch kein Weltuntergang“, so Landthaler. Richtig stolz ist er, dass Teamchef Ivan Hasek mit Verteidiger Robin Hranac (24 Jahre), den Mittelfeldspielern Lukas Cerv und Pavel Sulc (beide 23) und Stürmer Thomas Chory (29) gleich vier Pilsener in den EM-Kader einberufen hat. „Die besten jungen tschechischen Spieler wissen mittlerweile, dass sie bei uns bessere Chancen auf viel Spielzeit haben als bei Sparta oder Slavia“, sagt Landthaler. Gehören tut Pilsen als nicht börsennotierte Aktiengesellschaft dem österreichisch-schweizerischen Unternehmen „FCVP GmbH“ mit dem Schweizer Investor Martin Dellenbach im Hintergrund, der auch beim TSV Hartberg an den Schalthebeln sitzt und Obmann von Zweitligist SV Lafnitz ist. Nimmt man noch die zweite Mannschaft von Pilsen dazu können Landthaler und Co. jungen Talenten bei den erwähnten Klubs theoretisch pro Saison in Summe 130.000 Spielminuten bieten, um sie dann im Idealfall in eine Top-Liga zu verkaufen. 
Die heißeste Pilsener Aktie ist Mittelstürmer Rafiu Duronsinmi. Den 21-jährigen Nigerianer haben gleich mehrere Premier-League-Klubs im Visier. Im Winter war auch Eintracht Frankfurt an ihm dran, entschied sich dann aber für ÖFB-Teamstürmer Sasa Kalajdzic. 

Lieber die Austria
Als Ligadritter wird Viktoria Pilsen das nächste Europacup-Abenteuer in der 3. Qualifikationsrunde der Europa League starten. Mögliche Gegner am Weg in die Gruppenphase der Europa League oder Conference League sind Rapid beziehungsweise  Austria. Landthaler schmunzelt: „Wenn wir die Austria raushauen, wäre mir das natürlich lieber.“