MFG - 20 Jahre St. Adler
20 Jahre St. Adler


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

20 Jahre St. Adler

Text Johannes Reichl
Ausgabe 06/2024

Kinder, wie die Zeit vergeht! Am 9. Juli 2004 wurde Matthias Stadler zum Bürgermeister St. Pöltens gewählt. Gut ein halbes Jahr später führten wir unser erstes Interview mit dem damaligen Rookie und luden die Leser zum „Bürgermeistersehtest“ ein.


Folgte man der Aufforderung „Machen Sie ein paar Schritte zurück und sehen Sie selbst, wie ein Bürgermeister an Kontur gewinnt“, wurde auf einem roten Bild allmählich das Konterfei des jungen, vielen noch unbekannten Stadtoberhauptes sichtbar. Heute ist Stadler längst eine starke Marke und ein gestandener Hauptstadtbürgermeister – by the way der dienstälteste aller aktuell im Amt Befindlichen. Ein Plausch zum 20er.

Schwenken wir 20 Jahre zurück, wie ist das damals abgelaufen mit der Eroberung des Bürgermeisteramtes?
Die Weichen dafür wurden eigentlich schon im Februar ein Jahr davor gestellt, als mich Bürgermeister Willi Gruber fragte, ob ich den Kulturstadtrat machen möchte. Damals fügte er kryptisch hinzu „das ist erst der Anfang, wir haben ja noch mehr mit dir vor“. Heute, im Rückblick, habe ich den Eindruck, dass er mich quasi testen und beobachten wollte, ob ich für höhere Weihen tauge.

Was er damit meinte, wurde dann ja ein Jahr später bei einer legendären SP-Fraktionssitzung gelüftet.
Ja. Willi hatte eine Sitzung ins Kulturhaus Wagram einberufen – sein Kommen hat sich dann aber, weil er an dem Tag mit Pröll die Übergabe des Krankenhauses und Theaters endverhandelte, sehr verzögert, und die Mitglieder wurden allmählich unruhig und fragten „Weißt du, warum wir hier sind?“ – und ich konnte ja noch nichts verraten. Als er mich dann als seinen Nachfolger vorschlug und die ganze Fraktion das mitgetragen hat – das war schon ein sehr emotionaler Moment, vor allem dieser Vertrauensvorschuss, dafür bin ich noch heute dankbar, weil im Vorfeld ja auch andere im Gespräch für die Funktion waren.

Gut ein halbes Jahr später, am 9. Juli 2004, erfolgte dann die offizielle Angelobung im Gemeinderat. Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Das war natürlich ein unvergesslicher Moment, vor allem, weil auch meine Familie dabei war – und ohne Familie ist vieles gar nicht möglich in der Politik. Ich hab mich auch an meine Kindheit zurück erinnert – da bin ich auf meinem Schulweg in die Daniel Gran Schule noch bei den Baracken vorbeigekommen – dort, wo jetzt die FH steht. Und da hab ich schon als Kind gedacht, okay, wie die Leute dort leben, ist nicht so schön, und mir geht’s viel besser, das ist eigentlich ungerecht. Und die Kreisky-Ära hat dann viel verbessert, ich hatte Freifahrt, neue Schulbücher, während meine Geschwister noch die alten zerfledderten und bekritzelten ihrer Vorgänger übernehmen mussten, und ich konnte als viertes Kind trotzdem studieren, was mir eine ganz neue Welt und Perspektiven eröffnete. All das hat mich sehr geprägt und der Sozialdemokratie nahe gebracht, auch ihrem demokratischen Grundverständnis, und als Bürgermeister könnte ich diese Ideen jetzt konkret umsetzen. Zugleich ist mir in der Sitzung aber auch so richtig bewusst geworden: Okay, jetzt übernimmst du wirklich die Gesamtverantwortung. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Hat Ihnen das Angst gemacht?
Nein. Das war kein negatives Gefühl, ich wollte ja gestalten, die Stadt weiterentwickeln. Aber du spürst in dem Moment einfach das Gewicht des Amtes, weißt, dass du jetzt der bist, der entscheiden muss. Welche Tragweite das hat, damit wurde ich ja dann bald konfrontiert, als die Glanzstoff brannte … 

… und Sie als junger Bürgermeister und damit oberste Behörde entscheiden mussten, ob evakuiert werden muss oder nicht.
Du trägst in dem Moment Verantwortung für 50.000 Leute in der Stadt bzw. jene, die in dem Stadtteil leben, und du weißt, dass dein Handeln Konsequenzen hat, so oder so. Ich war damals klarerweise noch nicht sehr erfahren, hatte aber das Glück – und das ist bis heute so – von Experten umgeben zu sein, die ihr Handwerk verstehen, die dich beraten und dir, wenns gut geht, zwei, drei Möglichkeiten aufzeigen. Manchmal läuft es aber schlicht auf ein Entweder-Oder raus.

Dann geht’s einem wohl, wie es Randy Newman einmal gesungen hat: It’s lonely at the top. Wie einsam fühlt man sich in solchen Momenten?
Du versuchst jedenfalls, die richtige Entscheidung zu treffen, gehst alles durch, holst vielleicht noch mal eine Meinung ein. Aber am Ende des Tages ist eines klar: Du bist es, der entscheiden muss. Das nimmt dir niemand ab.

Die Glanzstoff beschäftigte Sie dann ja noch länger, weil die nächste Frage war: Wiedereröffnung oder Schließung, auch eine harte Nuss in dieser 20-jährigen Ära. 
Absolut. Die Debatte darüber hat sich damals über Monate hingezogen, es gab viele Gespräche, auch mit externen Fachleuten, Rechtsgelehrten, Gutachtern. Schließlich wurde die Fabrik nicht mehr aufgesperrt. Rückblickend muss ich sagen, dass ich auch heute wieder so entscheiden würde, wenngleich die Glanzstoff natürlich in einem ganz besonderen Spannungsfeld stand – kaum ein Betrieb hatte unsere Stadt so mitgegprägt, sie war ein wichtiger Arbeitgeber, zugleich waren da die Probleme mit der Geruchsbelästigung, die schwer auf der Stadt lasteten. Es hingen also viele Emotionen dran, auch Existenzen, für die wir eine Lösung finden mussten. Andererseits hat das Schließen auch neue Perspektiven eröffnet, etwa im Hinblick auf das Image der Stadt, und dass hier ein 24 ha großes Areal mitten in der Stadt liegt, das man strategisch entwickeln kann – das hat mich schon damals fasziniert und tut es bis heute.

Sie gelten ja prinzipiell eher als strategisch-reflektierter Politikertyp, was Ihnen unterschiedlich ausgelegt wird: Die einen sagen, Stadler geht verantwortungsvoll mit seinem Amt um, andere meinen, er ist ein perfekter Taktiker und sitzt manches bewusst aus, und dritte orten Entscheidungsschwäche. Wie kommen Sie – vielleicht abgesehen von den erwähnten Extremfällen – zu Ihren Entscheidungen?
Das hängt schlicht von der Materie ab. Wie zuvor besprochen, gibt es Entscheidungen, die du rasch fällen musst, manchmal in Sekunden. Dann wiederum gibt es, nennen wir sie Grundsatzentscheidungen: Wie entwickeln wir die Stadt weiter, welche Schwerpunkte setzen wir, nach welchen politischen Werten und Grundsätzen soll das ablaufen, für wen machen wir was? Das sind Prozesse, die länger dauern, wo du Strategien entwickelst, dich mit Fachleuten austauscht, Parteikollegen. Das beschäftigt dich rund um die Uhr, bis in den Urlaub hinein.

In den Urlaub?
(lacht) Ja, meine Mitarbeiter haben schon immer Angst, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme, weil ich dann meistens voll neuer Ideen sprühe und zahlreiche Fotos mitbringe. Man ist ja quasi ständig im Bürgermeister-Modus, schaut, wie es anderswo abläuft, was man im positiven Sinne vielleicht auch kopieren oder auf St. Pölten bezogen adaptieren kann. Das können mitunter vermeintlich banale Dinge sein, wie zuletzt etwa Unterboden-Müllinseln, die ich ursprünglich einmal in einem reichen Viertel im Frankreich-Urlaub entdeckt habe. 

2004 hätten viele wohl noch gesagt: „Wos brauch ma des?“ Sie haben damals St. Pölten überhaupt in einer „eigenartigen“ Phase übernommen. Nach der Anfangseuphorie in Folge der Hauptstadterhebung 1986 ist die Stadt irgendwann in eine Art Stagnation geschlittert.
Also vorweg muss man festhalten, dass die Hauptstadterhebung einen Boost für unsere Dynamik bis heute ausgelöst hat. Das ist eine absolute Erfolgsgeschichte, die aber auch zeigt, wie rasch sich der Zeitgeist, Ansichten und Einstellungen ändern. Als ich 2004 Bürgermeister wurde, konnte das Wachstum gar nicht schnell genug gehen. Der Tenor war, in St. Pölten ist nichts los, da geht nix weiter, wir dümpeln bei 50.000 Einwohnern herum. Heute sehen das manche genau umgekehrt, da heißt es plötzlich, es wird zu viel gebaut, wir wachsen zu schnell. 

Und bauen wir zu viel, wachsen wir zu schnell?
(lacht) Ich hatte erst unlängst eine witzige Episode, als ein Herr meinte: „Bürgermeister, in den Wohnungen, die ihr alle baut, wohnt doch gar niemand!“ Und da habe ich ihm geantwortet: „Also ich habe gerade drei Stunden lang 380 Schlüssel an neue Mieter einer Wohnhausanlage übergeben – die wirkten alle sehr real.“ Und wissen Sie, was in den Sprechstunden vor 20 Jahren eines der vordringlichsten Themen war? Wohnen! Wir hatten damals – das kann sich heute ja keiner mehr vorstellen – 1.000 vorgemerkte Wohnungssuchende in der Stadt! Das konnten wir zum Glück in den Griff bekommen.
Dass St. Pölten wächst, steht außer Frage: Früher haben wir mit den 50.000 gerauft, jetzt haben wir 60.000 Hauptwohnsitzer und ein solides Wachstum – und natürlich spürt man das, selbstverständlich muss da die Infrastruktur nachziehen, muss man eine gesunde Balance finden. Aber auf die Entwicklung, davon bin ich überzeugt, können wir wirklich stolz sein! St. Pölten wird heute auch anders wahrgenommen als noch vor 20 Jahren. Das merke ich etwa bei Städtetagen, wenn du nach Wien, Linz, Graz fährst und dir die Kollegen zu der einen oder anderen Sache gratulieren. Da haben wir schon ganz andere Zeiten erlebt, das tut schon gut. 

Wenn wir schon beim Stolz sind. Können Sie vielleicht ein, zwei Dinge anführen – mehr würde angesichts 20 Jahren hier den Rahmen sprengen – die sie als Erfolg verbuchen würden?
Was mich wirklich stolz macht, ist die Tatsache, dass die Stadt am stärksten in der Kernstadt gewachsen ist. Vor 20 Jahren gab es hier in Sachen Wohnbevölkerung noch eine extreme Ausdünnung. Mittlerweile konnten aber 2.400 Leute angesiedelt werden, was entscheidend zum Prosperieren der Innenstadt, der Gastro, der Geschäfte beiträgt, wenngleich sich auch diese in stetem Wandel befindet. So zogen, nicht zuletzt aufgrund der digitalen Herausforderungen, in letzter Zeit viele Dienstleister zu, oder denken wir an die Pädagogische Hochschule, die ins ehemalige Alumnat übersiedelt. 

Bildung steht sicher auch auf Ihrer „Habenseite“ – das Thema war Ihnen ja von Anfang an ein besonderes Anliegen.
Weil ich darin stets einen Schlüssel für Fortschritt und Prosperität gesehen habe. Zu meinem Amtsantritt waren wir im Hochschulbereich noch Niemandsland, heute zählt allein die Fachhochschule, die ich ehemals als Geschäftsführer mit aufgebaut habe, 4.000 Studenten. Mit den Privatunis kommen wir auf gut 5.000, und gerade der Umzug der ehemaligen PÄDAK mit ihren knapp 300 Studierenden von Krems nach St. Pölten zeigt, wie attraktiv wir als Standort mittlerweile geworden sind. Auch die Etablierung etwa des ÖBB Campus oder der Polizeischule ist dem geschuldet. Heute spielen wir auf Bildungsebene tatsächlich in einer ganz anderen Liga als noch vor 20 Jahren, wobei das nichts an meiner Forderung ändert, dass St. Pölten auch eine vollwertige Universität braucht.
 
Switchen wir sozusagen auf die andere Seite: Was würden Sie unter der Rubrik „Niederlage, Enttäuschung, Herausforderung“ verbuchen?
Was jedenfalls geschmerzt hat, war die Absiedlung der Kunstsparte des Museum Niederösterreich in die neue Landesgalerie Krems, da haben wir uns leider nicht durchsetzen können. Dafür begreife ich aktuell die Realisierung der „Tangente“ sowie die Investitionen in die Kultur-Infrastruktur, etwa für das Kinderkunstlabor, die ehemalige Synagoge oder auch den Domplatz – wo die Leute ja mit jeder Veranstaltung immer besser begreifen, was er kann – durchaus auch ein bisschen als Wiedergutmachung!
Als Stadt insgesamt hatten wir vor allem in finanzieller Hinsicht manch herausfordernde Zeit zu überstehen, wenn ich nur an die Finanz- und Bankenkrise sowie die SWAP-Geschäfte denke. Auch aktuell ist es nicht einfach. Und selbstverständlich war die Corona-Pandemie eine Ausnahmezeit, darüber könnte ich ja ein eigenes Buch schreiben.

Inwiefern? 
Weil es im Grunde genommen keinerlei ernsthafte Unterstützung und Expertise seitens des Bundes gab. Was uns da als Kommunen teilweise zugemutet wurde, war wirklich jenseitig und eine komplett neue, ja ernüchternde Erfahrung für mich. Ich kann mich etwa noch gut an eine Sitzung mit dem Gesundheitsministerium erinnern, wo ich fast aufgestanden und gegangen wäre, weil derart abgehoben und weltfremd doziert wurde, dass man sich als Bürgermeister fragte, ob die Herren überhaupt irgendeinen Schimmer von dem haben, was wir eigentlich machen und wie das bei uns abläuft. 
Oder wenn ich an das Thema Materialbeschaffung, Stichwort Masken, oder auch die Einrichtung von Impf- und Teststraßen denke. Da haben wir das meiste selbst auf die Beine gestellt, weil vom Bund schlicht nichts gekommen ist. Eine ungute Erfahrung, die ich heute teils auch im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen machen muss, wo einen bisweilen das Gefühl beschleicht: „Die pfeifen einfach auf uns!“  

Weil Sie die SWAP-Geschäfte erwähnt haben – war das für Sie persönlich die schwierigste Herausforderung in den letzten 20 Jahren? 
Formulieren wir es so: Sieben Jahre lang mit einer Klagsdrohung konfrontiert zu sein, als Beschuldigter geführt zu werden – auch wenn es sich natürlich zerschlagen hat – das wünsche ich niemandem. Das steckt man auch nicht so einfach weg. Aber auch das muss man in einem Politikerleben zur Kenntnis nehmen, dass es bisweilen Kritik gibt, Vorwürfe, die du nicht nachvollziehen kannst, wo du dich vielleicht von der Opposition, von den Medien ungerecht behandelt fühlst – das gehört dazu. Und man muss – jetzt ganz allgemein gesprochen – akzeptieren, dass man es als Bürgermeister nicht allen recht machen kann. 

Was sind umgekehrt die Seelentröster im Leben eines Bürgermeisters?
Das können vermeintliche Kleinigkeiten sein. Ich habe diese Woche etwa einem Ehepaar zur diamantenen Hochzeit gratuliert, da haben wir eine halbe Stunde lang nett geplaudert, und wenn dir dann die Ehepartner sagen, dass sie dich und deine Arbeit schätzen, dann freut dich das natürlich. Da nehme ich viel Positives für die Arbeit mit, das motiviert. Ebenso, wie wenn man – zumal mit diesen Mehrheiten – immer wieder von den Bürgern gewählt wird. Das ist schon eine Auszeichnung, und man denkt sich, ‚okay, soviel kann ich nicht falsch gemacht haben‘. Das hat aber nichts mit Arroganz zu tun – ich war nie ein Mensch, der abhebt oder glaubt, etwas Besseres zu sein, nur weil er diese Funktion ausüben darf – sondern da ist vor allem Dankbarkeit für den Riesenvertrauensvorschuss, dem man sich immer wieder aufs Neue als würdig erweisen möchte. 

Das heißt noch keine Anzeichen von Cäsarenwahn oder Putinscher Isolation, wo nur mehr Ja-Sager und Stiefellecker um einen herumschwänzeln?
(lacht) Ich hoffe nicht! Ich hatte diesbezüglich ein prägendes Erlebnis bei meiner ersten Sitzung als Stadt­oberhaupt beim Städtebund, wo ich all die großen Kapazunder kennenlernte, und im Laufe der Gespräche wurde mir plötzlich bewusst: He, viele von ihnen sind ja gar nicht mehr ins Tagesgeschäft involviert, die haben alles delegiert. Da wusste ich sofort, dass ich das persönlich anders handhaben möchte, weil es mir wichtig ist, dass ich Bescheid weiß, informiert bin, involviert werde – sonst wirst du schnell abhängig, bist vom Informationsfluss abgeschnitten. 
Mich hat etwa auch immer gestört, wenn langdienende Politiker gegen Ende ihrer Amtszeit immer öfter auf einem eigenen Tisch platziert wurden, nur mit ausgewählten Leuten um sich, wodurch sie aber – teils wohl bewusst – kaum mehr Kontakt zu Außenstehenden hatten. Wie möchtest du als Politiker dann aber fundierte Entscheidungen treffen, wenn du isoliert bist? Auf welcher Basis? 

Sind Sie deshalb so viel unterwegs – nach dem „Bürgerwilli“, wie ihr Vorgänger von der Bevölkerung genannt wurde, quasi der „Bürgermatthi“?
Es ist einfach wichtig, dass du draußen bei den Leuten bist, dich mit ihnen austauscht, damit du weißt, wo der Schuh drückt, was die Menschen bewegt. Ebenso öffnen dir auch die Sprechstunden die Augen für die Nöte und Abgründe der Menschen, da erlebst du oft Extremfälle, die dich noch nachts im Bett beschäftigen, wie man helfen kann, und was es heißt, wenn jemand sagt „Herr Bürgermeister, ich kann zu niemandem gehen, ich hab sonst niemanden, aber Ihnen vertrau ich.“ Also ja, du musst in Kontakt bleiben, dich austauschen, da sein – deshalb fahre ich jetzt auch zum Fußballmatch Spratzern gegen Rohrendorf! 

Aber spielen die Spratzerner nicht gegen den Abstieg? 
Der Abstieg ist sogar schon fix, aber du musst zu den Leuten stehen – in guten wie in schlechten Zeiten! (lacht)

Zeit ist ein gutes letztes Stichwort. Wir sind hier ja im Stadtmuseum, der Hauch der Geschichte umweht uns. Wird Ihr Vermächtnis einmal hier im Stadler-Trakt zu bewundern sein?
Gott behüte. Wenn ich etwas nicht bin, dann eitel. Ich hatte auch nie das Bedürfnis, wie manche meiner Vorgänger, dass überall Taferln mit meinem Namen angebracht werden. Letztlich versuche ich das Beste aus meinem Leben zu machen, und für die Stadt. Als His­toriker weiß ich nur zu gut, wie endenwollend alles Irdische ist und wie das mit „Vermächtnissen“ so ist. Das kann je nach Zeit sehr schnell unterschiedlich bewertet werden. Wenn es also einmal heißt, der Stadler hat seine Sache gut gemacht und die Stadt vorwärts gebracht, bin ich schon zufrieden. Aber soweit ist es ja noch nicht. Ich bin erst 58, und es gibt noch einiges zu tun.