MFG - The show must go on?!
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St. Pöltens gute Seite

The show must go on?!

Text Michael Müllner
Ausgabe 07/2005

Es kam wie es kommen musste. Die Messer wurden gewetzt, Geschütze in Stellung gebracht und – mit markigen Wortsalven der Parteizentralen – auch abgefeuert, bisweilen unter die Gürtellinie. Die „Schlacht ums Krankenhaus“ ging bei den Dienstvertretungswahlen weiter und entlarvte, worum es bei dem 3.000 Personen Betrieb im Tauziehen zwischen Stadt und Land (auch) immer gegangen war: politischen Einfluss.

Wie allgemein erwartet, musste die FSG Stimmen abgeben (fast 500!). Die absolute Mehrheit konnte jedoch mit insgesamt 14 Mandaten gehalten werden. FSG-Vorsitzende Manuela Schmutz gibt sich deshalb zufrieden. Die Übergabe des Krankenhauses von der Stadt ans Land sei absolut notwendig gewesen. „Eine Gemeinde kann ein Krankenhaus mit solchen Spitzenleistungen nicht so lange halten.“ Maria Böhmer, Vorsitzende der FCG-Liste, ist ebenfalls zufrieden – kein Wunder bei einem Plus von über 300 Stimmen. „Es war uns bis jetzt nicht möglich, mitzugestalten, wir haben jetzt mehr Chancen.“ Seit der Übernahme habe sich im Kleinen schon einiges getan, jedoch könne man „in wenigen Monaten nicht die Versäumnisse der letzten Jahre aufholen.“, lässt sie eine kleine Spitze gegen den politischen Gegner.  Und der plötzliche Wählerzuspruch - das sind plötzlich alles überzeugte Christdemokraten? „Es gibt sicher einen Prozentsatz, der sich nach dem Arbeitgeber richtet, um selbst einen Vorteil zu gewinnen, aber wir ordnen den Erfolg eher der Qualität unserer Arbeit zu.“ Problem: Die wollen nach den Wahlen nun scheinbar nicht alle machen, haben doch gleich drei Kandidaten die Wahl zum Betriebsrat nicht angenommen, was die SPÖ von „Wählertäuschung“, die ÖVP von „SP-Druck“ reden lässt. Jeweils ein Mandat gewinnen konnten die Unabhängige Liste und die Grünen. Samir Kesetovic über das erste Mandat der Grünen. „Dass die absolute Mehrheit geblieben ist, tut weh, aber wir hoffen, dass wir sachlich arbeiten können.“ Dr. Bernhard Wandl von der Unabhängigen Liste freut sich vor allem, dass die Vertretung jetzt bunter ist. „Durch das dritte Mandat können wir präsenter sein, die Terminkoordination wird dadurch einfacher.“  In den Mitgliederzahlen der Parteien soll sich der angebliche Rechtsträgerwechsel noch nicht niedergeschlagen haben. Mit konkreten Zahlen will man allerdings nicht herausrücken. Nationalrat Anton Heinzl (SPÖ) sah sich nicht in der Lage aufgrund der Organisationsstruktur der SPÖ Zahlen zu nennen. „Ich glaube eigentlich nicht, dass es wegen dem Rechtsträgerwechsel Austritte gegeben hat.“ Und auch die ÖVP konnte oder wollte uns zum Redaktionsschluss keine Zahlen nennen. Was bringt die Zukunft? „Im Alltag hat sich bis jetzt praktisch nichts verändert.“, meint Dr. Wandl im Hinblick auf den Rechtsträgerwechsel. Zum anderen ist es aber ein offenes Geheimnis, dass praktisch das gesamte Personal unter Überbelastung aufgrund Personalmangels leidet. Manch Pfleger sprechen auch von Zwangsversetzungen, und Entwicklungen der Wäscherei blickt man ebenso mit gemischten Gefühlen entgegen wie der Entwicklung an der Krankenhausspitze – die alten Manager scheinen nämlich, so wird unter vorgehaltener Hand gemutmaßt, ein Ablaufdatum zu haben.  Quasi alle Personalvertreter versprechen, dass sie sich um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen bemühen werden. „Niemand soll auf der Strecke bleiben, jeder soll dort arbeiten können, wo er will.“, hört man da Schalmeientöne in den Ohren der verunsicherten Mitarbeiter. Schöne Worte und Versprechungen – ob sie gehalten werden, wird die Zukunft weisen! Interview mit Hannes Macher, Neo-FCG-Kandidat Vom Saulus zum Paulus? Der Wechsel in der Rechtsträgerschaft des Krankenhauses trieb auch in den Einstellungen manch Mitarbeiter interessante Blüten. Manch Saulus wurde zum Paulus und umgekehrt. So mutierte etwa der ehemals „rote“ Hannes zum „schwarzen“ Macher. Wir fragten ihn warum? Herr Macher, Sie galten früher als Sozi, haben jetzt aber für die Christgewerkschafter kandidiert. Warum? Weil ich nur schlechte Erfahrungen mit der SPÖ gemacht habe. Ich hab keine Wohnung bekommen, keine Gehaltsvorrückungen usw. Das hat mich über lange Zeit geärgert und frustriert. Warum sollen es die Schwarzen nicht besser machen?  Diese Unzufriedenheit geht sicher durchs ganze Haus. Ich hab ja schon vor einiger Zeit, damals noch unter Willi Gruber, meinen Unmut kundgetan. Damals hab ich mir etwas Mut angetrunken und dem Bürgermeister reinen Wein eingeschenkt, ihm meine Meinung gesagt. Gebracht hat’s, denke ich, nicht viel. Wie lange sind Sie schon aktiv im Krankenhaus? Ich bin schon 27 Jahre im Haus, aber das war das erste mal, dass ich kandidiert habe. Aus der SPÖ und der Gewerkschaft bin ich schon vorm Eigentümerwechsel ausgetreten, politisch hab ich früher eigentlich nie großes Interesse gezeigt. Und was wird sich jetzt im Haus ändern nach der Wahl? Da wird sich nicht viel tun. Die Chefs müssen ja noch ein Jahr bleiben, erst dann werden wohl die Köpfe ausgetauscht. Man kann ja in einem schwarzen Haus keinen roten Chef haben! Die Stimmung im Betrieb ist jedenfalls schlecht. Viele haben Angst um den Arbeitsplatz, beispielsweise gibt es Gerüchte um die Auslagerung der Wäscherei usw.