MFG - Rosa denkt nach
Rosa denkt nach


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Rosa denkt nach

Text Rosa
Ausgabe 11/2013
Da lag Rosa nun: verrotzte Nase, verschleimte Bronchien und ganz miese Stimmung, weil durch Langeweile das Gesundwerden anscheinend noch länger dauerte als sonst. Also mal kurz die Stellung gewechselt, vom Bett auf die Couch und damit auch vor die Glotze. Doch was Rosa dort zu sehen bekam, besserte die Laune auch nicht gerade: Perfektes Dinner, perfekte Hochzeit, auf der Suche nach dem perfekten Sex, perfektes Shopping, perfekte Schwiegertochter, perfekte Brüste und vieles mehr.
Alles ganz perfekt und mehr als Rosa gerade so lieb war und ertragen konnte. Kommen etwa daher die Anwandlungen jener Mütter, denen Rosa in Boboville begegnete, und die in perfekten Designer-Kinderkutschen ihre Marie-Luisen, Leonardos, Arthure und Egons auf den großen Präsentierteller Kinderspielplatz spazieren schoben. Kamen daher also die Anwandlungen von Rosas Freundinnen, die perfekte Ehefrau, Hausfrau und Mutter sein zu wollen, um dabei im selben Moment auch noch Erfolg im Beruf zu haben und aufopfernd und leidenschaftlich die Geliebte für den Mann zu spielen, damit alles ein perfektes Zusammenspiel ergibt.
Herrje, was für eine Zeitverschwendung. Wer will denn schon perfekt sein, frag ich mich? Rosa nicht. Hier herrscht wohl dringender Aufklärungsbedarf. Es wäre doch jammerschade, wenn Rosa immer pünktlich zu ihren Verabredungen käme. Es wäre doch jammerschade, wenn Rosa immer und ausschließlich top gestylt in den Alltag starten müsste. Ein wenig weniger Perfektion ist doch so herrlich unkompliziert und charmant. Es ist das, was jeden von uns ausmacht und jeden ebenso unterschiedlich zum nächsten macht. Individualität ist doch tausendmal liebreizender als perfektionsgesteuerter Einheitsbrei.