MFG - Speise und Sprache
Speise und Sprache


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St. Pöltens gute Seite

Speise und Sprache

Text Roul Starka
Ausgabe 06/2015
Menschen schmeißen mit Sprache um sich wie die Fernsehsender mit Kochsendungen, Hauptsache viel und laut und schnell. Tatsächlich wird aber fast gar nichts mehr zu Hause gekocht oder geschrieben. Die meisten Präpositionen landen auf dem Teller statt im gesprochenen Satz. Dort aber leuchten sie pseudoweitgereist mit allerlei Schnickschnack. Und der Teller darf dann um Himmels Willen nicht rund sein oder gar weiß. Lieber haben sie das „Älägante“.
Die Welt will „Das Perfekte Dinner“, welch grauenvolle Wortkombination. Können wir wieder gemeinsam abendessen oder am Abend gemeinsam etwas essen? So „unperfekt“ wie möglich aber zusammen, „midanaund“ im besten Fall. Die Muttersprache Deutsch und ihre Dialekte hätten viele Möglichkeiten, aber da ist man ja gleich rechtsnational und erzkonservativ. Sind in einem Satz nicht zumindest drei Anglizismen und ein Hauch Italofrankophiles, schon können die Buben es nicht mehr schlucken. Gerade die haben die ersten 20 Jahre Toast mit Ketchup gegessen.
Mir geht der Salbei am A. vorbei, mag er noch so in den Mund springen. Mir fehlen Butter und Majoran, das Schmalz und das Salz – in unseren Texten und in unseren Gasthäusern. Auf ein Gasthaus kommen aber zehn Italiener und acht Griechen, auf ein Schnitzel 26 Kebapstationen, pro Extrawurstsemmel 243 Chinarestaurants.
Kein Italiener, kein Franzose würde versuchen original österreichisch zu kochen oder vom kleinen österreichischen Lokal nebenan zu schwärmen, um seinem Tattoomädel endlich seine Pfefferminzgeschichten in den Schritt zu husten. Koch ihr Nudeln, du Tschopperl, „brade med an soft“, statt mit deinem al dente Gesäusel zu lähmen. Sie wird es dir danken.

Euer Roul