MFG - Martin Antauer, Abgeordneter zum Landtag (FPÖ)
Martin Antauer, Abgeordneter zum Landtag (FPÖ)


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St. Pöltens gute Seite

Martin Antauer, Abgeordneter zum Landtag (FPÖ)

Text Michael Müllner
Ausgabe 05/2023

Wir vertreten das, was für die Österreicher einfach normal ist.

Warum konnte die FPÖ im Vergleich zur Wahl 2018 rund zehn Prozentpunkte zulegen und ist nun mit 24 Prozent der Wählerstimmen und 14 Mandataren zweitstärkste Kraft im Landtag?
Der zentrale Punkt ist sicher, dass wir all das vertreten, was für die Österreicher einfach „normal“ ist. Wir stehen für eine Politik mit Hausverstand. Menschen, die ihre Kosten im Alltag nicht mehr stemmen können, die rundherum einen Mangel an Fairness sehen – die fühlen sich von uns vertreten und sorgen für diesen Wahlerfolg, der auch in anderen Bundesländern sichtbar war. 

Liegt es auch daran, dass eine populistische Partei rechte Themen sowie linkspopulistische Forderungen abdecken kann? 
Wir sind jedenfalls die soziale Heimatpartei. Ich war schon immer ein sehr politischer Mensch, habe mich aber erst 2014 zum Einstieg in die Politik entschieden und gemeinsam mit Klaus Otzelberger die St. Pöltner Stadtpartei neu aufgestellt. Mein Herzensanliegen ist die Sozialpolitik, in diesem Bereich möchte ich gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen. Es geht mir gegen den Strich, wenn sich Wirtschaftsflüchtlinge vom ersten Tag an im Land an unserem Sozialsystem bedienen können, ohne etwas eingezahlt zu haben. 

Trägt man mit faktenfreien Forderungen nicht auch zur Spaltung der Gesellschaft bei?
Die FPÖ spaltet sicher nicht. Wir haben schon vor der Pandemie die Probleme in unserer Gesellschaft angesprochen. Die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen haben wir aber sicher schon sehr früh erkannt und thematisiert, etwa viele nicht erkannte Krebserkrankungen, weil sich Leute nicht getraut haben, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Es war ja eher so, dass nicht die Geimpften beschimpft worden sind, sondern dass sich jeder auf die Ungeimpften eingeschossen hat. Ich bin selber zwei Mal geimpft, aber das muss die Entscheidung jedes Einzelnen sein. Wir wissen, dass wir bei der letzten Wahl auch viele Proteststimmen aus dem an sich linken Lager genau wegen dieser Corona-Politik bekommen haben. 

Schon Jahre vor der Wahl hat sich die FPÖ NÖ bewusst gegen das von der ÖVP propagierte „Miteinander“ positioniert. Eine Stimme für die FPÖ sei eine klare Absage an Landeshauptfrau Mikl-Leitner, wurde vor der Wahl versprochen, man würde sie auch keinesfalls wählen. Nach der Wahl ist nun alles anders. Wie sollen die Menschen das verstehen?
Wir waren am Wahlabend überrascht vom Erfolg und dem Vertrauen, das die Wähler uns geschenkt haben. Drei Sitze in der Landesregierung, das ist ein gewaltiges Vertrauen und schafft auch tatsächlich die Möglichkeit, freiheitliche Politik zu machen. Aber dennoch gingen wir alle davon aus, dass ÖVP und SPÖ gemeinsam regieren werden. Die SPÖ gab den Startschuss für unsere Verhandlungen.

Dabei war man sich dann ja recht rasch einig.
Inhaltlich sehen wir vieles ähnlich wie die ÖVP, das hat geholfen. Es gab Vorbehalte, aber die Gespräche wurden auf Augenhöhe geführt und aufgrund des Wahlergebnisses hatten wir die Stärke um echte, freiheitliche Politik umzusetzen. Zudem wären Neuwahlen das Sinnloseste für die Bürger gewesen. 

Was denken Sie, dass Ihre Wähler von Ihnen erwarten?
Dass wir am Boden bleiben und unseren Hausverstand einsetzen. Dass wir unsere Themen abarbeiten, die im Abkommen stehen. Das sind ja ganz normale Vorhaben, rund um die Aspekte Sicherheit, Zuwanderung, Verkehr. 

Was ist Ihre Rolle im Landtag, Ihre Aufgabe?
Ich bin zum Glück kein gelernter Politiker und habe darum wohl auch nicht das typische Denken eines Politikers. Manches Mal drücke ich mich darum vielleicht auch nicht ganz politisch korrekt aus. Aber ich weiß, wo der Schuh drückt. Ich komme aus der Wirtschaft, war Unternehmer, aber auch Angestellter und habe viele Jahre in Deutschland im Vertrieb gearbeitet. Vom Herzen her bin ich ja ein Sozialpolitiker, aber aktuell darf ich im Landtag für die FPÖ zu den Themenfeldern Asyl, Integration, Sicherheit und Tierschutz sprechen. Auch der Tierschutz ist mir als Tierfreund ein großes Anliegen, da bin ich wirklich mit Herz und Seele dabei.

Wie geht es Ihnen mit den teilweise schockierenden Zuständen bei der Massentierhaltung? Da werden die Verwaltungsbehörden des Bezirkes ja teilweise als sehr passiv kritisiert.
Ich finde jede unnötige Qual, die ein Tier erleiden muss, schrecklich. Da gehört viel mehr geprüft und auch entsprechend streng gestraft. Landwirtschaft und Tierwohl müssen Hand in Hand gehen.

Klingt wie ein Grünpolitiker. 
Ein Grüner könnte ich nicht sein, dafür bin ich nicht linkslink genug. Ich bin ein großer Freund der Natur und denke auch, dass wir diese möglichst gut schützen müssen. Aber dafür muss man ja kein Grüner sein. 

Bezeichnen Sie sich als rechts? 
Ja, wenn man so will. Ich bin sicher kein linker Traumtänzer. Mir sind Werte wichtig, ich bin konservativ. Aber ich denke, dass das für ganz viele Menschen einfach „normal“ ist, was ich vertrete und wofür mich manche rechtsextrem schimpfen. 

Als FPÖ-Politiker ist man ja nicht unumstritten. Fühlen Sie sich gesellschaftlich oft ausgegrenzt? 
Das gibt es tatsächlich, dass man von Menschen angegriffen und beschimpft wird. Es ist mir sogar schon passiert, dass man in einem Lokal Gläser nach mit geworfen hat und gerufen hat „Nazis raus!“ Ich denke, dass die sogenannten Rechten in diesem Land mit den Linken wesentlich korrekter umgehen, als umgekehrt. Als ich mich entschied in die Partei einzutreten und aktiv zu werden, habe ich meinen halben Freundeskreis verloren. Diese Ungerechtigkeit hat mich schon bewegt, letztlich aber stärker gemacht. 

Ist der frühere FPÖ-Obmann HC Strache in der Partei Geschichte?
Natürlich, das Thema ist erledigt. Ich fand nicht gut, dass er probiert hat, nach seinem Rücktritt wieder politisch Fuß zu fassen. Dahingegen rechne ich Johann Gudenus seinen klaren Rückzug hoch an. Keine Frage, was die beiden da gemacht haben war eine Dummheit und die bedeutet das Ende der politischen Karriere. Für uns als Partei war es zugleich bitter, in St. Pölten bei der ersten Wahl nach Ibiza drei Mandate zu verlieren. Was auch immer bei den Spesen-Vorwürfen gegen Strache rauskommt, er hat in der Partei nichts mehr verloren, da ist einfach zu viel passiert.

Sind Sie Julian Hessenthaler dankbar dafür, dass er das Ibiza-Video veröffentlicht hat und es dadurch zu diesen Einblicken und Ermittlungen kam?
Nein, dafür bin ich nicht dankbar. Jemanden heimlich filmen und dann veröffentlichen ist nicht korrekt. Damit wurde eine erfolgreich arbeitende Bundesregierung abgeschossen – und ich frage mich, ob das nicht zu einem wohlüberlegten, passenden Zeitpunkt passiert ist, auch um den Siegeszug rechter Parteien in Europa vorerst zu stoppen.

Brauchen wir die S34? 
Nicht nur die Stadt braucht dieses Infrastrukturprojekt, sondern auch in Richtung Bezirk Lilienfeld erwartet man sich eine deutliche Aufwertung durch eine bessere Straßenanbindung in den Süden, was für mich als Bezirksparteiobmann auch von Bedeutung ist. Von mir kommt ein klares Ja zur S34. 

MARTIN ANTAUER
Geburtstag: 01.04.1967
Wohnort: St. Pölten 
Partei: FPÖ
Vorzugsstimmen: 2.375
Sitzplatz im Landtag: 69
Martin Antauer ist Bezirksparteiobmann der FPÖ St. Pölten sowie freiheitlicher Gemeinderat im St. Pöltner Rathaus. Die SPÖ übertrug ihm dort auch die Leitung des Kontrollausschusses. Seit der Landtagswahl 2023 ist er Abgeordneter der FPÖ und stellvertretender Obmann des Rechts- und Verfassungsausschusses. 

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