MFG - Der Reformer
Der Reformer


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Der Reformer

Text Johannes Reichl
Ausgabe 05/2007

„Wir treffen uns im 1. Stock, wo das Reisebüro, der Sparmarkt und die Trafik sind. Da gibt es gleich daneben einen guten Japaner“ Ich bin fürs erste beeindruckt, wir reden immerhin nicht von einem gediegenen Wiener City-Grätzl, sondern vom ORF-Zentrum, dem berühmt-berüchtigten Küniglberg. Das gibt es dort alles – nicht schlecht!

Als wir dann vorort sind, kollidiert die Vorstellung einigermaßen mit der Realität. Zwar ist schon alles vorhanden wie beschrieben, allerdings strahlt das Gebäude selbst eher den Sexappeal eines Krankenhauses als eines modernen Medienbetriebes aus. Freilich, diesbezüglich geh ich wohl den eigenen Vorurteilen auf den Leim - gerade so als bedürfe es Glas und Stahls, um modernes Radio und Fernsehen zu machen oder als würde damit mehr Transparenz gewährleistet. Das Gebäude mag äußerlich in die Jahre gekommen sein – selbst das „alte“ ORF-Auge prangt nach seiner „Zwangspensionierung“ unter Ex-Generaldirektorin Lindner wieder stolz vorm Haupteingang - aber das Innenleben selbst, die Studios, die Technik sind mit dem digitalen Zeitalter mitgewachsen. Grundvoraussetzung für die zuletzt durchgeführte ORF-Reform, an der einer, was den Informationsbereich betrifft, federführend Anteil hatte: Stefan Ströbitzer, 41 Jahre, gebürtiger St. Pöltner. Per Berufsdefinition Reformbeauftragter der ORF Information Fernsehen, Informationschef von ORF 2 sowie stellvertretender Chefredakteur des ORF Fernsehens.
Besuch aus der Heimat
Pünktlich High Noon treffen wir den Medienmacher im beschriebenen Bermudadreieck. Ströbitzer kommt uns mit dem Handy am Ohr entgegen. „Ja, wir sind das jetzt durchgegangen. Ich hoffe, es funktioniert, das werden wir spätestens bei der fünf Uhr ZIB sehen“, gibt er Anweisungen. Ich reime mir zusammen, dass es um die neuen Vidiwalls geht, die Mucken machen. Reformen bedingen eben immer auch Improvisation. Die Kunst dabei: diese hinter den Kulissen zu halten - das zeichnet wahre Profis aus. Ströbitzer ist einer, durch und durch! „Rufen wir uns später nochmals zusammen.“
Dann lässt er das Handy in der Hosentasche verschwinden und begrüßt die „Delegation“ aus der Heimat. „Ich bin ja ein Ur-St. Pöltner!“ Kurz darauf sitzen wir beim Japaner und plaudern zwischen Sushi und Sashimi über die ZIB-Reform, die St. Pöltner Kinder- und Jugendjahre, seine bemerkenswerte Karriere und Medien.
Von Druckerschwärze und Bleisatz
Diese begleiten Ströbitzer von Kindesbeinen an, was gar nicht so sehr verwundert: Papa Hans Ströbitzer war jahrzehntelang Chefredakteur der NÖN, eine große Nummer im österreichischen Zeitungswesen. Er nimmt den Sohnemann oft mit ins Pressehaus. „Das war damals noch in der Linzerstraße. Schon als Fünfjähriger bin ich am Samstag mit dem Papa mit, wenn er die Post durchgesehen hat, in die Redaktion ist, dann in die Druckerei,  wo noch mit Bleisatz gearbeitet wurde. Das war alles ganz selbstverständlich für mich, dieser Geruch nach Druckerschwärze, diese Aura des Zeitungsmachens“, erinnert er sich. Schon damals, so hat es den Anschein, fängt sich Ströbitzer einen Journalismus-Virus ein, von dem er nicht mehr geheilt wird. „Dabei war Papa immer dagegen, dass ich Journalist werde, weil man viel zu wenig Geld verdiene und in Relation dazu viel zu viel arbeiten müsse, auch am Wochenende. Außerdem sei der Ruf der Journalisten schlecht.“ Davon abhalten kann er den Sohne freilich nicht. Als Robert Zauchinger - Ströbitzer hat mittlerweile am Gym in der Josefstraße maturiert - anspricht, ob er nicht am Aufbau einer NÖN 2 mitwirken will, schlägt der junge Mann zu. „Das Bestreben war, eine zweite NÖN für ein jüngeres Publikum zu schaffen, auch im Hinblick darauf, vielleicht eine Tageszeitung für das Bundesland zu etablieren. Mein Vater war strikt dagegen, aber ich hab Lunte gerochen.“ Und so schließt sich Ströbitzer der schreibenden Zunft an und gibt fortan in einer Kolumne namens „Senftube“ – nomen est omen – seinen Senf dazu. Zugleich ist er in sein erstes Medien-Reformprojekt involviert – weitere werden folgen! Fast ein Jahrzehnt wird er dem Pressehaus treu bleiben und während dieser Zeit so ziemlich alle Ressorts durchlaufen: Kirche, Lokales, Landespolitik, Wirtschaft. Zuletzt ist Ströbitzer für die Schlussredaktion der St. Pöltner Regionalausgaben verantwortlich.
Die Sache mit der Tiefgarage
Nur eine einzige Auszeit gibt es während dieser Ära, und die kommt nicht freiwillig. Als Ströbitzer und seine Freunde eine Bürgerinitiative zur Verhinderung der Rathausplatz-Tiefgarage gründen und sich umweltpolitisch engagieren, werden sie bei den NÖN mit „Schreibverbot“ belegt. „Auslöser unseres Engagements war ein Artikel über das Generalverkehrskonzept. Der Verkehrsplaner plädierte dafür, dass man den Verkehr aus der Innenstadt hinausbringt und stattdessen eine Art Garagenring drumherum schafft.“ Witzigerweise ist die „Ringdiskussion“ aktuell auch im Zuge der Masterplan-Diskussion ein Thema, wenngleich nicht explizit die Tiefgaragen-Thematik. Diesbezüglich wird eher kritisiert, dass – nicht zuletzt auf Druck der damaligen Bürgerinitiative – die Politik damals einen „Pseudokompromiss“ geschlossen hat, indem sie nur eine anstatt mehrerer Etagen realisierte. Was bedingte den damaligen „Feldzug“ eigentlich? „Wir waren wohl einfach umweltbewegt, denke ich. Da war so ein ganz eigenes Klima, und wir sind regelrecht in die Sache hineingekippt, haben so viele Unterschriften gesammelt, dass das Projekt zwischenzeitlich sogar auf Eis gelegt wurde“, erinnert sich Ströbitzer, der auch für seinen Beruf wichtige Erfahrungen sammeln kann. „Das Interessante war ja, dass wir sozusagen plötzlich auf der anderen Seite gestanden sind. Wir haben Pressekonferenzen durchgeführt, PR-Artikel verfasst, Interviews gegeben – ich erinner mich etwa an eines mit Ingrid Thurnherr für ORF NÖ“, schmunzelt er.
Veto
Seine jounalistisch-kritische Ader lebt Ströbitzer zu dieser Zeit gemeinsam mit anderen St. Pöltner Medien-Heroes wie Herbert Bauernebel, alias Busoni (mittlerweile US-Korrespondent für verschiedenste große Magazine) oder Petra Pichler (Ö1) auch im selbstgegründeten Magazin VETO aus. „Wir wollten so eine Art Schmalspurprofil machen. Vom kritischen Ansatz her war es ähnlich wie euer Magazin aufgezogen, nur nicht so professionell.“ Kritisch und pointiert ist das Magazin allemal, noch heute ein Lesegenuss wie wir beim Durchschmökern alter Nummern feststellen. Geradezu schlüssig, sozusagen mit dem notwendigen Hauch von Revolution umgeben, ist der Redaktionssitz: Die „jungen Wilden“ quartieren sich in einem Abbruchhaus am Schulring, nahe dem Europaplatz ein. „Wir haben es aber nicht besetzt. Im Winter war es dort eisig kalt, es gab nur einen einzigen Ölofen. Trotzdem war es sehr leiwand, eine richtige Bude, wo wir auch Feste gefeiert und stundenlang diskutiert haben“, schwelgt Ströbitzer in Erinnerungen.
Zu dieser Zeit studiert der junge Mann auch schon an der Uni Wien. Nach einem Kurzintermezzo Medizin „da wusste ich nach vier Wochen, dass das nicht meins ist“, wechselt er an die juridische Fakultät, weil sein Zimmerkollege das auch macht. „Das war eigentlich absurd, aber so hab ich halt begonnen.“
Jus oder Journalismus?
Vater Hans darf also in Sachen Berufswahl nach wie vor hoffen, während Ströbitzer selbst an seiner Berufung „Journalismus“ im Grunde genommen  nie zweifelt „außer auf einmal im letzten Jahr – nachdem ich vorher mindestens drei mal mit Jus aufhören wollte – da hab ich plötzlich Feuer gefangen, weil mich Fächer wie Verwaltungs- und Verfassungsrecht fasziniert haben.“ Und zwar so sehr, dass er nach seinem Abschluss sogar das zwölfmonatige Gerichtsjahr absolviert, mit dem dem Ergebnis, sich den neu gewonnenen Appetit sogleich wieder zu verderben. „Es gab extrem viele Leerläufe und ich musste die Erfahrung machen, dass nicht alles, was an Recht gesprochen wird, auch wirklich recht ist.“
So bewirbt er sich im Anschluss bei verschiedensten Zeitungen, spaßhalber könnte man sagen, auch beim ORF. „Ich hab mich ja als Printjournalist gesehen, wollt große Reportagen und Hintergrundstories schreiben, am liebsten für Spiegel und Profil.“ Zwei interessante Angebote flattern ins Haus und bringen den Jungakademiker in eine Zwickmühle. Das damals neugegründete NEWS meldet sich, allerdings nicht mit einem Job in der Redaktion, sondern einem in der Rechtsabteilung „Da wär mir sicher nicht fad geworden“, lacht Ströbitzer, der damals auch Wolfgang Fellner kennenlernt. „Der war schon eine faszinierende Persönlichkeit.“ Doch auch der ORF schreibt zurück, und so sitzt Ströbitzer alsbald Karl Amon, damals Chefredakteur von Wien heute,  gegenüber, welcher die  Berufswahl „erleichtert“. „Der hat mich geradeheraus gefragt: ‚Wollen Sie Jurist sein oder Journalist?’ Damit hat er mich geknackt.“
Expedition ORF
So beginnt, wir schreiben das Jahr 1994, Ströbitzers ORF Karriere im Landesstudio Wien. Der vermeintliche Printjournalist kippt voll ins Radio und Fernsehmachen hinein. „Das war eine völlig neue Welt. Das Arbeiten mit Bild und Ton hat mich extrem fasziniert.“ Eine Begeisterung, die er offensichtlich in professionelle Arbeit umsetzt, denn nach relativ kurzer Zeit avanciert er bereits zum Chef vom Dienst von „Wien heute“. Und in diesem Karrieretempo geht es weiter.
1997 wird Ströbitzer vom damaligen Ö3-Chef Bogdan Rosic zu Hitradio Ö3 geholt. „Das war extrem spannend, weil Ö3 ja ein völlig neues, digitalisiertes Studio in Heiligenstadt bekommen hat. Ich wusste - dort liegt die Zukunft!“ Ströbitzer ist damit abermals in eine große Medienreform hineingeraten und bringt sich mit Begeisterung ein. Nach nur zwei Monaten wird er zum Wortchef bestellt, kurzum trägt die Verantwortung für sämtliche journalistische Elemente in den Sendungen „also vom ‚Wecker’ bis hin zu ‚Frühstück bei mir’“. 1999 wird er zusätzlich Infochef, das heißt auch die Ö3 Nachrichten sowie Ö3-Journale fallen ab nun unter seine Kompetenz, bis ihm zuletzt auch noch Verkehrsredaktion und Wetter anvertraut werden. Damit sind sämtliche journalistischen Wortelemente im Ö3 Programm unter Ströbitzers Führung gelandet. 53 von 100 Ö3-Angestellten tanzen nach seiner Pfeife bis...
Die Reform
...ja bis Alexander Wrabetz neuer ORF Generaldirektor wird und die größte ORF Reform in der Geschichte des ORF ankündigt. Auch die Information, das Renommierfeld und erste Visitenkarte des öffentlich-rechtlichen Senders schlechthin, soll „abgepimpt“ werden. Der Mann, den man dafür auswählt und ihm die sperrige Übergangsbezeichnung „Reformbeauftragter ORF Information Fensehen“ verpasst, heißt - Stefan Ströbitzer. Auf den Tag genau 10 Jahre nach seinem Einstieg bei Ö3 wechselt der Radiomacher zurück ins Fernsehen. Und diesmal sieht er sich nicht nur mit der angeblich größten Reform der österreichischen Fernsehgeschichte, sondern auch seiner ganz persönlich größten konfrontiert, weil er sie federführend mitgestaltet. Wie erklärt er es sich eigentlich selbst, dass er immer dort zu sein scheint, wo – um es im Fußballerjargon auszudrücken – der Strafraum brennt? „Es gibt wohl zweierlei Typ Mensch: Jene, die Angst vor Veränderungen haben und jene, denen die Veränderung Spaß bereitet. Mich interessiert einfach, immer wieder etwas Neues zu gestalten. Außerdem ist es schön, wenn man das Ergebnis seiner Anstrengungen sieht und sich denkt ‚Hey, das hast du maßgeblich mitentwickelt.’“ Dabei, so philosophiert Ströbitzer, sei er privat ja eigentlich das glatte Gegenteil. „Ich bin zum Beispiel schon seit 20 Jahren verheiratet!“
Hatte er, der für Veränderungen Offene, eigentlich nie Angst, dass die Reform auch schief gehen könnte, weil ja gerade umgekehrt viele Menschen, expressis Fernseher, gar nicht so gern mit Neuem konfrontiert werden? „Ich glaub man muss das richtige Maß finden, und die Zuseher haben durchaus beide Bedürfnisse. Zum einen wollen sie die totale Verlässlichkeit, was etwa im Radio soweit geht, dass Nachrichtensendungen, die nicht um punkt beginnen, einfach nicht gehört werden. Zum anderen hört man schon auch schnell ‚Geh bitte, des is ja des Ewigselbe!“
Nicht was, sondern wie
Das hat Ströbitzer den Fernsehkunden nun keinesfalls vorgesetzt. Ein Kernpunkt der Reform war, stärker auf die verschiedenen Seherbedürfnisse einzugehen, nicht alle Kunden über einen Kamm zu scheren. „Ein Erfolgsgeheimnis ist ja ganz banal. Den Seher interessiert das, was er versteht. Das heißt, die ZIB darf nichts Abgehobenes für irgendwelche Infoeliten sein, sondern ebenso für Menschen, die sagen ‚ich bin zwar kein Doppelakademiker, aber ich will auch wissen, was los ist.“
Dabei gehe es längst nicht mehr, so realistisch ist der Fernsehmacher, um reine Information, als vielmehr um die Vermittlung und Deutung ebenderselben: „Um zu wissen, was vorgeht, dazu braucht kein Mensch mehr das Fernsehen. Aber um einzuschätzen, wie es weitergeht, das ist unsere Aufgabe!“
Im Zuge der Reform versucht man dem einerseits durch neue Vermittlungstools wie bereits erwähnter Echtzeitgrafiken oder vermehrte Live-Einstiege Rechnung zu tragen,  ebenso aber auch durch ein Mehr an Hintergrundinformation, runde Tische, Dokumentationen, Diskussionen etc.
Rennaissance des kritischen Journalismus
Essentiell ist freilich der Journalismus an sich, die Frage der Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Dem ORF, den ZIB’s komme diesbezüglich besondere Bedeutung zu, „weil die Leute vertrauen dir, das heißt, wir müssen verantwortungsvoll und objektiv sein.“
Dabei hatte Ströbitzer diesbezüglich ein gar nicht so leichtes Erbe anzutreten, wurde der ORF Information doch unter der letzten Generaldirektion sowie dem damaligen Chefredakteur eine gewisse politische Einfärbung nachgesagt. Ja, politischer Druck werde auf die Journalisten ausgeübt, was soweit führte, dass sich die Plattform „SOS ORF“ bildete und Armin Wolf seine legendäre Dankesrede anlässlich der Auszeichnung mit dem Robert Hochner Preis hielt.
Es galt also im Zuge der Reform Reputation zurückzugewinnen. Welchem Credo müssen sich Journalisten unter Info-Chef Ströbitzer verpflichten? „Es besteht der journalistische Anspruch nach hoher Plausibilität, gründlicher Recherche, die alle Seiten zu Wort kommen lässt, so dass der Journalist ruhigen Gewissens sagen kann: ‚Meiner Einschätzung nach stellt sich die Situation so dar.“
Wichtig sei, dass die Journalisten in Eigenverantwortung arbeiten können „Die ist für die Redakteure hoch!“, glaubt Ströbitzer und fügt hinzu “Ein guter Journalist besticht letztlich durch kritisch-distanzierten Zugang.“
Dass ein solcher der Politik nicht immer genehm ist, liegt auf der Hand. Erhält er regelmäßig Anrufe aus den Parteizentralen? Versucht die Politik hineinzuintervenieren? „Oft nicht, aber natürlich kommt es mitunter vor, dass ein Pressesprecher anruft – das ist aber auch okay, weil es ja sein Job ist. Mein Job hingegen ist es, ihn dann darauf hinzuweisen, dass wir das auf Basis der Recherche so beurteilen oder aber -  auch das kann einmal vorkommen - einzugestehen ‚Ja, da haben wir einen Fehler gemacht.’“
Die Sache mit den Stellen
Kritik erntete die ORF-Information im Gegensatz zu anderen neuen Formaten in Relation wenig, außer die „berühmten“ Streifen im Hintergrund des ZIB Studio, welche für Unmut sorgen. Darauf angesprochen muss Ströbitzer schmunzeln: „Da kann ich mich eigentlich nur Generaldirektor Wrabetz anschließen. Wenn unser einziges Problem irgendwelche Streifen sind, dann haben wir eigentlich schon gewonnen, denn dabei handelt es sich um eine Designfrage, nicht um eine inhaltliche.“
Gewonnen hat Ströbitzer tatsächlich. Die Quoten für die ZIB’s konnten gehalten, teilweise sogar ausgebaut werden, und für die „neue“ Information gab es, gerade auch im Hinblick auf den verlangten objektiven, unabhängigen Journalismus Lob– auch von den diesbezüglich ehemals größten Kritikern und Mahnern wie Peter Huemer: „Am 1. Jänner trat die neue Geschäftsführung an, und rasch wurde klar, dass ab nun in der Information ein freier Wind weht. Es gab von allem Anfang kritische Interviews, Streitgespräche mit Politikern, sogar Sternstunden, wie uns Franz Voves in seinem Zorn auf Gusenbauer eine beschert hat. Ganz nebenbei durften wir da miterleben, wie bei uns Staatssekretärinnen ernannt werden. Das war schon erhellend. “
Back home
Zwar ist die Reform damit noch nicht gänzlich abgeschlossen, weil bis Ende des Jahres auch die zweite Hälfte des Newsrooms fertiggestellt, das Studio also komplettiert  werden soll, „was uns noch auf Trab hält, obwohl uns schon das Tagesgeschäft genügte“, lacht Ströbitzer, aber zumindest seien jetzt wieder die Wochenenden einigermaßen frei. Nach dem Stress der letzten Monate „ist es mein Ziel, wieder meine Zeitsouveränität zurückzugewinnen“, um wieder verstärkt das Family-Life - Sohn Tim ist fünf, Tochter Emma sieben Jahre alt – genießen zu können. „Derzeit ist es so, das ich die Kinder kaum sehe. In der Früh sind sie schon weg und am Abend, wenn ich nachhaus komme, schlafen sie bereits.“ Kurz schwelgt Ströbitzer in Erinnerung an alte Zeiten „Diesbezüglich ist Radio familienfreundlicher, weil da ist die Primetime in der Früh“, um aber sogleich mit ebensolcher Selbstverständlichkeit festzustellen: „Aber man ist entweder Journalist oder man ist es nicht. Das gehört dazu.“ So wie es dereinst der Herr Papa prophezeite. Wie steht dieser heute zum Journalistenberuf des Sohnes, den er ihm ja immer ausreden wollte? „Er ist natürlich sehr stolz. Wir haben einen sehr guten Draht zueinander. Er beobachtet die Sendungen sehr kritisch, auch was die Themen betrifft. Wir tauschen uns darüber aus. Es ist interessant, seine Meinung zu hören, weil er mir gutes Feedback gibt.“
Heimatvisiten
Dieses holt sich Ströbitzer im Durchschnitt alle fünf bis sechs Wochen, wenn die Familie nach St. Pölten zu den Eltern pilgert. In den Zeiten dazwischen hält sich der Medienprofi über die Heimatstadt - wie sollte es anders sein - medial am Laufenden. „Ich hab nach wie vor ein NÖN-Abo und auch „Niederösterreich heute“ schau ich hin und wieder, wenn ich dazu komme.“
Was fällt ihm als jemand, der mittlerweile eine gewisse Distanz aufgebaut hat, am meisten im Hinblick auf die Entwicklung der Stadt auf? „Interessant ist, dass jedes Mal, wenn ich in die Fußgängerzone gehe, fünf, sechs Geschäfte den Pächter gewechselt haben.“ Dafür sei die Gastro „so hab ich den Eindruck, besser geworden, und kulturell ist in St. Pölten sehr viel los – das berücksichtigen wir auch oft in den bundesweiten Nachrichten. Diesbezüglich hat sich im Vergleich zu meiner Jugendzeit extrem viel getan.“
Auch die Viehofner See hat er schon bei einem Spaziergang mit der Familie erkundet. „Dort ist es wirklich sehr schön.“
Eine Rückkehr in heimatliche Gefilde steht freilich nicht zur Debatte, zum einen aus beruflichen Gründen, zum anderen weil Ströbitzer auch gern in Wien lebt. „Ich wohn seit ca. 17 Jahren dort, jetzt in Ottakring. Dort gefällt es mir sehr. Wir haben die Vorteile des Landes - ich bin in 12 Minuten im Wald, wo ich zwei-, dreimal die Woche joggen geh - umgekehrt bin ich mit der U3 in 15 Minuten am Stephansplatz. Kurzum, wir haben alle Möglichkeiten. Das ist einzigartig!“
Einzigartig wie seine Medienkarriere, welche das renommierte Medium „Der Österreichische Journalist“ 2004 im Grunde falsch einschätzte, als man über eine Reihe großartiger, junger Journalisten – darunter auch Ströbitzer – lobend urteilte: „Keine 40 und schon auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren.“
Nicht für Ströbitzer, und so sind ihm auch in Hinkunft durchaus noch weitere Überraschungen zuzutrauen. Die nächste Reform kommt bestimmt!