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St. Pöltens gute Seite

MFG geht baden!

Text Johannes Reichl
Ausgabe 02/2006

Pack die Badehose ein und mach „Urlaub in der City“. Wir wollten’s wissen und begaben uns in die Aquacity: Tröpferlbad, Saunarunde, Badenixen und die gefürchtete Black Hole.

Zu Beginn eine Überraschung: Wir finden (es ist Freitag 19 Uhr) ohne große Schwierigkeiten einen Parkplatz (im übrigen auch tags darauf um 10 Uhr beim Fotoshooting). Ein Eindruck, den auch regelmäßige Aquacity-Besucher bestätigen. „Von zwölf Mal, die ich schon hier war, hab ich 10 mal ohne Probleme einen Parkplatz gefunden.“, verrät Saunalegende Helmut Bichler. „Eine Tiefgarage mit direktem Zugang – etwa am Gerichtsvorplatz - wär natürlich genial.“, sinniert er weiter, schränkt dann aber ein. „Das ist natürlich eine Frage, ob man sich das leisten will. Leisten kann!“
Und weil wir gleich die „üblichen Fragen“ abklopfen wollen, kommen wir auf den Standort zu sprechen. „Naja, die Idee vom Nonner am Ratzersdorfer See wär sicher attraktiver gewesen, aber der Gruber hat sich halt diesen Standort eingebildet. Das war wohl auch eine Frage des Geldes. Das Argument der Nähe für die Schüler freilich war ein Politikum. Die kämen nach Ratzersdorf genauso gut mit dem Bus. Aber prinzipiell hat man hier das Maximum herausgeholt. Wir sind zu 99% zufrieden. Es ist nett!“
Aqua-Familie
Nett wie die Mitarbeiter (erkennbar an den poppigen Aquacity-Polo-Shirts), die von allen Befragten gelobt werden. Mitunter kommt es sogar vor, dass treue Gäste als Dankeschön einen Kaffee spendieren und zur Kassa schicken lassen, wo die Damen den ganzen Tag Dienst versehen.
Um uns nimmt sich Kassa-Lady Liesi Maikisch an, die uns – obwohl es schon nach Dienstschluss ist – durch „ihr“ Reich begleitet. Das nennt man motiviert.
Wie das denn mit den Beschwerden ist, wollen wir eingangs in Bezug auf Leserbriefe in den Medien wissen. Was hatte es etwa mit dieser Kaugummi-Story auf sich. Frau Maikisch kann ein Lachen nicht unterdrücken. „Sie hören ja selbst meine Stimme. Wir sind derzeit fast alle verkühlt oder heiser, deswegen nehmen wir ab und zu ein Hustenzuckerl. Kaugummi kauen wir sicher keinen.“ Und wie geht man mit jenen Motschgerern um, die sich übers Warten beklagen, wenn die Aquacity ausgebucht ist? „Wir bemühen uns zu kalmieren. Aber Wartezeiten – mein Gott, die gibt es auch in anderen Bädern. Da sind wir keine Ausnahme!“ Als erprobter Thermengänger kann man das nur bestätigen. Freilich kann man die Wartezeiten auch „positiv“ sehen. Immerhin sind sie Beweis dafür, dass die Aquacity offensichtlich eingeschlagen hat. „Früher hatten wir täglich 70 Badegäste im Durchschnitt, das ist jetzt kein Vergleich mehr.“, erinnert sich Frau Maikisch. Heute hingegen sind die 400 Kasterl im Schwimmbereich und die 160 in der Sauna bisweilen völlig ausgebucht. Neue Besucher konnten offensichtlich angesprochen werden, wie zum Beispiel Mustapha Nefatti, seines Zeichens Obmann des tunesischen Vereins St. Pölten: „Früher war ich nie im Hallenbad. Seit dem Umbau komme ich aber regelmäßig her! Und das Personal ist echt spitze!“ Frau Maikisch lacht wieder. „Das muss er jetzt sagen. Seine Gattin ist Saunawartin!“
Hingucker
Gesprächsthema war auch die weitläufige Glasfassade. Nimmt man beispielsweise im Jacuzzi Platz und lässt die Seele baumeln, gibt es stimmungsvolle Ausblicke auf das hektische Stadttreiben gratis dazu. Naturgemäß sieht man auch hinein. Ob das jemanden stört? Liesi Maikisch erzählt von seltenen Beschwerden: „Interessanterweise haben eher die jungen, hübschen Damen Probleme damit.“ Und ein Herr schüttelt den Kopf: „So ein Blödsinn. Was machens denn da im Freibad – da geht auch die Straße direkt vorbei. Da hat sich noch nie jemand aufgeregt. Im Gegenteil: Ich find diese Transparenz eher angenehm, da wirkt ja gleich alles luftiger und größer.“
Auch die Diskussion rund um die Werbelinie der Aquacity unter dem Motto „Lust auf Urlaub mitten in der Stadt“ können die Badegäste nicht nachvollziehen. Ein junger Damenkörper in Badekleidung wurde von den St. Pöltner Grünen als sexistisch beanstandet. Im Bad fragen wir herum und ernten skeptische Blicke, als wir die offizielle Broschüre mit dem gleichen Foto hinhalten: „Wos soi des sein? Sexistisch? Fesch ist die, das ist alles!“
Im Härtetest
Das Maximum aus dem Standort rausholen, war wohl die Devise. Durchaus abwechslungsreich mutet etwa der „Action-Bereich“ mit Jacuzzi, Strömungskarussell und Massageliegen an. Da will man den „richtigen“ Badetempeln um nichts nachstehen. Ein Ritt durch die Black Hole sorgt für den nötigen Adrenalinschub. Abbauen kann man diesen dann im Sauna- und Wellnessbereich, der sich dem Härtetest der etablierten Saunarundengänger stellen muss. „Anfangs haben wir uns schon auf den Kopf gegriffen, etwa wenn in den Duschen keine Seifenspender montiert waren. Diese Kleinigkeiten wurden mittlerweile behoben. Heute sind die meisten Besucher begeistert“, erzählt Helmut Bichler. Der Saunaveteran pflegt sein heißes Hobby seit dem 16. Lebensjahr. Als einer von drei Lehrlingen fing alles an, der Meister hat sie damals auf die Idee gebracht. Gerade mal einen bescheidenen Saunaraum gab es damals. Seit mittlerweile 46 Jahren verfolgt der pensionierte Lokführer die Saunaszene. Neuerdings spielt er zwar auch Golf, der Sauna blieb er dennoch stets treu. Neben Gesundheit spielt natürlich der soziale Aspekt eine tragende Rolle. „Die Leute freuen sich aufeinander, es wird Schmäh geführt - das ist wie in einer großen Familie.“, bestätigt Saunawartin Brigitte Nefatti.
Helmut beispielsweise gehört zur Freitags-Runde. Irgendwann rutscht man rein, aus Gewohnheit entsteht Freundschaft, die Mitglieder bleiben ihren Runden oft über Jahre treu. Was in der wöchentlichen Spielpraxis bedeutet, dass die Gesellschaft nach dem Aufguss zum kollektiven Durstlöschen in die wirtliche Verlängerungen geht. Schnapsaufguss revisited, sozusagen, etwa beim Rossmarktstüberl. Legendär etwa die Erzählungen der Samstagsrunde, mit dem prominenten Mitglied Rudolf Leiner, die nach der Sauna zum Wirten und in weiterer Folge zur Morgenstunde dann aufs Gemeindegschnas gegangen ist.
Den Aufguss besorgen sich die Herren selber, die Saunawartinnen stellen lediglich den Aufgusskübel bereit. Die Samstagsrunde hat sogar einen obersten Repräsentanten, Hans Peböck wurde auf demokratischem Wege zum „Präsidenten der Samstagsrunde“ gewählt. Wichtigste Aufgabe seines Amtes ist die Wahrung von Ruhe und Anstand während des Aufgusses.
Während der Umbauzeit stand die Gemeinschaft vor einer Zerreißprobe. Umso größer ist jetzt die Freude darüber, dass kaum jemand verloren gegangen ist. Die meisten haben sich wieder in ihre Saunarunden eingegliedert – zahlreiche neue Gesichter wurden entdeckt. „Lang hat es so ausgesehen, als würde die Saunakultur aussterben. Mit der Aquacity kommen jetzt vermehrt junge Leute, auch regelmäßig“, freut sich Helmut über Nachwuchswachler. Damit das so bleibt, gibt es noch den einen oder anderen Wunsch. Das Saunabuffett gehört verglast, derzeit ist es durch den Schwimmbetrieb zu laut, eine normale Unterhaltung ist unmöglich. Auch das Kaltwasserbecken im Freien – bzw. der Einstieg über die Leiter – gilt als unglückliche Architektur. Und im Winter ist er als besondere Herausforderung vereist.
Im Schweiße ihres Angesichts und vorm Saunaofen sind alle gleich: Vom einfachen Hackler bis hin zur Plantschprominenz, beispielsweise Alt-Vizebürgermeister Amand Kysela, die pensionierte Bademeisterlegende Willi Schreiber oder St. Pöltens ehemalige First Lady Hermi Gruber (natürlich haben auch die Damen ihre eigenen Runden!).
Tröpferlbad
Zuletzt werfen wir noch einen Blick ins sogenannte „Tröpferlbad“. Gedacht für Menschen, die zuhause prinzipiell oder vorübergehend (etwa im Falle eines Umbaus) über keine Waschräume verfügen, schlägt sich in der Reduktion dieser sozialen Einrichtung der gestiegene Wohlstand nieder. Gab es im alten Hallenbad noch elf Badewannen und sechs Brausen, so wurden sie auf  eine „Öffentliche Badewanne“ und eine „Öffentliche Brause“ reduziert.
Heute nutzen nur mehr wenige Herrschaften die Einrichtung, wobei sie aus unterschiedlichsten Gründen kommen. Gab es ehemals etwa zwei Herren, die ihren Gattinnen die Badputzerei ersparen wollten, so pilgert ein Herr aus Hohenberg (!) nach wie vor regelmäßig mit dem Bus extra nach St. Pölten, um sich ein ausgiebiges Bad zu gönnen.
Zu den Stammgästen zählt auch die St. Pöltnerin Josefa Lechner, die einmal in der Woche kommt. „Ich nehm immer die Badewanne.“, klärt sie uns auf. Und wie lange kann man die nutzen? „Also, ich bleib immer so eine halbe Stunde.“ Die Utensilien nimmt sie von zuhause mit: Handtuch, Duschbad, Seife, Waschlappen. „Alles, was man halt so braucht.“ Bis vor etwa sieben Jahren hatte die ehemalige Bedienerin ein eigenes Badezimmer. Dann übersiedelte sie in ein altes Haus, „wo es kein Badezimmer gibt. Seither geh ich ins Hallenbad, weil zuhause ein neues Badezimmer einzurichten zahlt sich auch nimmer aus.“ Ob das eine große Umstellung war damals, wollen wir wissen. „Eigentlich nicht wirklich. Jetzt geh ich halt zusätzlich eine halbe Stunde spazieren, das ist gar nicht so schlecht. Und nach dem Badbesuch fühl ich mich pudelwohl.“
Auch die 2,50 Euro fürs Wannenbad schrecken den Stammgast nicht. „Das ist zwar ein bissl teurer als vorher, aber das Bad ist dafür recht schön geworden. Ich bin zufrieden!“ 
So wie alle Besucher der Aquacity, die wir befragten. Und auch MFG hat sich überzeugen lassen und geht ab nun regelmäßig baden.  Übrigens: Zum Abschluss eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die Gute: Die benachbarten Blutbuchen erfreuen sich bester Gesundheit!
Die Schlechte: Der Chipuhr fehlt das Ziffernblatt zum Zeitablesen.

www.aquacity.at