MFG - KULT-UR-GESCHICHTE(N)
KULT-UR-GESCHICHTE(N)


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

KULT-UR-GESCHICHTE(N)

Text Edwin Prochaska
Ausgabe 11/2004
Born In The USA  Wenn schon sonst nix, muss man Dschortsch Dabblju zumindest zu Gute halten, dass die Pop- und Rockmusik im Amiland wieder politisch geworden ist! In den letzten Jahren – sieht man von Störenfrieden oder Friedensstörern wie R.E.M. oder Pearl Jam einmal ab – hatte man in Rockstarkreisen ja in erster Linie die Sorge „wer mit wem?“ und um die Landsitzausstattung mit verplatinisierten Clodeckeln und mundgezuzelten Kaschmirfußabstreifern. Als die Pop- und Rockmusik entstand (wie übrigens auch - trotz des irreführenden Titels „Rootsmusik“- der Reggae!) begann gerade eine gesellschaftliche Weltrevolution. US-Jungbürger wagten es dagegen aufzustehen, dass man in Kriege ziehen musste, die mit dem eigenen Land gar nix zu tun hatten (manches ändert sich nie!) und Jimmy Cliffs „Vietnam“ avancierte zur Kulthymne. Jimy Hendrix spielte verbotenerweise die US-Hymne und ließ dazwischen die Bomben heulen, und Bob Dylan gilt auch heute noch als hochpolitischer Lyriker. In den 70ern fand man das Heil bei den Drogen, und die Punks waren sowieso gegen alles. In den 80ern ging es eher darum, das richtige P(r)olo-Shirt auszusuchen und in den 90ern pflegte man die Depression der Leere, und die füllte man in den letzten Jahren vor allem mit Pop-Barbies aus dem Fernseh-Zentrallager, ausgesucht von Kompetenzen wie Dieter Bohlen oder Markus Spiegel, aber/und/auch mit Jazzmessen-Texten a la Xavier als Gegenpol zur hypertrophen, früh-bis-spät-pubertierenden und massenkopulierenden „Fun- & Party-Generation“ mit Headquater Mallorca.. Plötzlich aber – Dschortsch sei Dank! – nahmen Popstars und selbst Rockdiplomaten wie Bruce Springsteen wieder politische Positionen ein und sangen auf politischen Bühnen - (meist) für Kerry. Auch für Dschotsch sang wer – aber den Namen hab ich vergessen. Und sollte sich demnächst ein Remixer womöglich gar an „Universal Soldier“ von Donovan wagen und nicht an „In The Summertime“ oder „Woolly Bully“, dann könnten sogar wir Altfreaks wieder Respekt vor dem Zeitgeist und ihren Geistern kriegen! Somit könnte Dschortschdabbelju gar noch zum Reformer der Rockmusik werden! Nau...???