MFG - Ganz normal?
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Ganz normal?

Ausgabe 03/2005

Am Mühlweg 26 herrscht reger Betrieb. Die Kleinen sind kaum zu bändigen, toben glücklich und vergnügt durch die Zimmer und lassen sich durch nichts und niemanden stören. Was sich anhört, wie ein alltäglicher Tag einer Großfamilie, spielt sich in den Räumen des Mutter-Kind-Wohnheims in St. Pölten ab.

Sieben Mädchen, ein Bub sowie ein Ungeborenes leben derzeit mit ihren Müttern im Mutter-Kind-Wohnheim, dem MUKI. Keine der Geschichten der durchwegs jungen Mütter ist wie die andere. Die eine ist vielleicht tränenreicher, die andere wiederum erlösend. Bevor die kleinen Familien jedoch ihren Alltag ins MUKI verlegten, waren fast alle mit sozial ausgrenzenden und isolierenden Lebenssituationen konfrontiert: das gerade noch geduldete und oft abhängige Wohnen beim Partner, der Familie oder bei Freunden, das Wohnen in desolaten Wohnungen bzw. Substandardwohnungen.  Alleine in Niederösterreich wurden im Jahr 2003 4.441 Delogierungsverfahren bei Gericht eingebracht. Die „Dunkelziffern versteckter Wohnungslosigkeit“ (kurzfristige Wohnmöglichkeit bei Freunden oder Bekannten, häufig verbunden mit sexueller oder anderer Ausbeutung) dürfte insbesondere bei Frauen und Jugendlichen enorm sein. Zeit für Verantwortung Das MUKI am Mühlweg 26 steht seit dem Jahr 1989 schwangeren Frauen sowie Müttern mit Kleinkindern in Notsituationen als vorübergehende Unterkunft zur Verfügung.  Insgesamt 231 Frauen sowie 226 Kinder konnten bisher im MUKI ein vorübergehendes Zuhause finden. 2004 lebten 29 Frauen und 28 Kinder dort  Die Zeit die sie dort verbringen, können sie nutzen, um Vergangenes aufzuarbeiten und neue Schritte für die Gestaltung ihrer Zukunft und der ihres Kindes zu planen. Die notwendige Unterstützung dabei finden sie bei den vier Diplomsozialarbeiterinnen (Irene Schogger/Leiterin, Angela Hiller, Bettina Freinberger und Regina Hallach), einer Familienhelferin (Margret Gramer) sowie den freiwilligen Mitarbeiterinnen, die rund um die Uhr vor Ort sind. Das multiprofessionelle Team unterstützt die Frauen, ihre Eigenverantwortung zu stärken und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Neben der Begleitung bei Behördenwegen, der persönlichen Betreuung und Beratung, der Unterstützung bei der Wohnungs- bzw. Arbeitssuche gehört die Geburtsvorbereitung und Begleitung zur Geburt zu den Hauptaufgaben der Betreuer.  Alltag im MUKI Die Familien gehen hier ebenso wie in einer eigenen Wohnung ihrem geregelten Tagesablauf nach. Die älteren Kinder werden morgens in den Kindergarten gebracht, viele Mütter müssen anschließend zur Arbeit, machen den Haushalt und kochen. Viele Bewohner haben in kurzer Zeit Freundschaft mit anderen Frauen geschlossen. Sie unterstützen einander, passen schon mal auf die Babys auf, damit der eine oder andere nette Abend einer Mitbewohnerin gesichert ist. Die Ausgangszeiten sind im MUKI grundsätzlich mit einem Nachtausgang und zwei Ausgängen bis 22 Uhr fix geregelt, sodass genügend Zeit für die Kinder zur Verfügung steht.  Im Normalfall bleiben die Frauen mit ihren Kindern im Mutter-Kind-Wohnheim bis sich ihre Notsituation geklärt hat und sie ihre selbstständige Lebensführung gesichert wissen. In der Regel beläuft sich der Aufenthalt auf ein Jahr, bei schwangeren Frauen bis zu einem Jahr, ab dem Zeitpunkt der Geburt ihres Kindes. Minderjährigen Schwangeren und Müttern ermöglicht man den Aufenthalt meist bis zu ihrer Großjährigkeit.  Aufbruchstimmung Nachdem die Familien die ersten Schritte zur Selbständigkeit gemacht haben, ist es für sie wiederum an der Zeit, sich um eine eigene Wohnung zu kümmern. Zumeist gelingt es über „Verein Wohnen“ eine Wohnung zu organisieren. Zurzeit sind drei Frauen im MUKI besonders aufgeregt. Sie haben beschlossen, ihr Leben künftig unter einem gemeinsamen Dach zu verbringen. Noch sind sie eifrig auf der Suche nach der passenden Bleibe. Groß muss es sein und einen Garten hätten sie gerne, damit die Kleinen in einer schönen und ruhigen Umgebung aufwachsen können. Bis es soweit ist, hält das MUKI weiter seine Pforten für sie geöffnet.  Informationen über das Mutter-Kind-Wohnheim erhalten Sie unter 02742/ 36 30 53 oder per E-Mail an muki@stpoelten.caritas.at