MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 10/2009
In der nun endlich eine Ampel für die KIKA-Kreuzung (Porschestraße) kommt. Schmunzeln muss man ob der Stadt-Aussage, dass man nun nicht  mehr länger auf die SIVBEG (Verwertungsgesellschaft für ehemalige Kasernen) wartet, das Thema also im Nachhinein (!) mit dem Verkauf der leerstehenden Kopalkaserne junktimiert. Faktum ist, dass die Forderung nach einer Lösung der unbefriedigenden Verkehrssituation schon seit grauer Vorzeit besteht, als die Kaserne noch voll in Betrieb war. Die Umsetzung, vielfach von der Oppostion gefordert, wurde aber seitens der Stadt jahrelang abgeschmettert: zu teuer, nicht umsetzbar etc. Doch nun, siehe da, geht es ja doch – und der Bürgermeister inszeniert sich als spiritus rector. „Jetzt ist die Uhr abgelaufen“, schleudert er in vollmundiger Westernmanier Richtung böser SIVBEG (als ob die irgendetwas mit St. Pöltner Ampellösungen zu tun hätte). Die Diskussion, ob er sich damit mit fremden Federn schmückt, mögen sich die Polit-Cowboys im Duell ausmachen. Wir sind froh, dass die Ampel kommt!  In der eine Idee, die maroden Stadtfinanzen ein bisschen aufzufetten, indem man die erste Stunde in der Rathausplatz-Tiefgarage streicht und dafür die zweite Stunde gratis macht, als großer Wurf inszeniert wird. Die Idee kommt von der Stadtmarketing GmbH – oder ist sie vielleicht doch nur vorgeschoben, um eine unattraktive Maßnahme nicht direkt von der Stadt aus in die öffentliche Diskussion einzubringen? Nicht, dass man nicht darüber nachdenken darf – irgendwo muss nun mal Geld her. Die Gratisstunde zu streichen bringt sicher einiges. Nur, den Benutzern der Garagen und den Kunden der Innenstadt das als tolle Serviceleistung verkaufen zu wollen, ist weidlich lächerlich, und es gar so hindrehen zu wollen, als kämen dann sogar mehr Leute in die City, fällt unter das Motto „Milchmädchenrechnung“. Der Effekt wäre wohl eher ein gegenteiliger, dass nämlich viele (v. a. auch jene, die nur kurze Wege haben) dann eben gleich ins Einkaufszentrum ausweichen, wo sie weder für die erste noch für die zweite Stunde etwas bezahlen müssen. In der St. Pölten ein hartes Pflaster für Richie Lugner ist. Zunächst kommt ihm seine Bambi abhanden (schön, dass es noch so emanzipierte Dirndln gibt, Klimperklimper), dann pilgern dank seiner Zugkraft über 600 Besucher zur Business Lounge der Jungen Wirtschaft, ja, manch Lugner-Adabei muss gar ob des Andrangs draußen bleiben und man müsste eigentlich von einem Riesenerfolg sprechen – und was ist der Dank? Ein heimischer „echter Entrepreneur“ (Übersetzung für Normalsterbliche: Unternehmer), fühlt sich ob Lugners Einladung beleidigt, weil man dessen „Werdegang vom Pleitier zur würdelosen Witzfigur“ (interessante Berufe!) als Beispiel für Unternehmertum präsentiert. Und dann gibts ordentlich Haue – da ist die Rede „von verfassungsrechtlich geschützter Zwangsbeglückungseinrichtung für Minderbemittelte“, dass damit Mitarbeiter und Funktionäre desavouiert werden (ob die das wissen?), und überhaupt von einem offensichtlichen „Imageschaden für Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund“. Uns wär keiner aufgefallen!