MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 12/2010
In der die Plattform „WIR für St. Pölten“, die vielen eher als „WIR für uns“ anmutet, mit einer Klage abgeblitzt ist. So hatte man den Magistrat im Hinblick auf Genehmigungsverfahren rund ums Frequency Festival wegen Amtsmissbrauchs geklagt. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren nunmehr eingestellt, „weil sich erwiesen hat, dass die Behörde im Rahmen der rechtlichen Vorgaben richtig gehandelt hat“, so Rathaus-Sprecher Martin Koutny.
Den Gang der Initiative zum Kadi kann er nicht nachvollziehen. „Wir haben immer kommuniziert, wie die Rechtslage ist. Aber scheinbar glaubt man halt externen Juristen mehr – das steht jedem offen.“ Ob er dieses Vorgehen auch für seriös hält, will Koutny nicht kommentieren, konstatiert aber: „Letztlich ist es Beleg für die Kompetenz unserer Juristen, die auf Basis der Rechtslage penibelst die Verfahren abwickeln. Die saugen sich ja nichts aus den Fingern.“ Ob das auch für die Initiative zutrifft?
In der eine Martinsfeier in einem Viehofner Kindergarten von der FPÖ im Nachhinein zum moslemischen Sabotageakt umgedichtet wurde. So gab der stv. FPÖ Klubobmann Königsberger in einer Aussendung Unsinn wie „Abbruch provoziert“, „türkische Familien sorgen für Eklat“, „durch türkischstämmige Familien empfindlich gestört“, „Integrationsunwilligkeit der türkischen Bevölkerung“, „bodenlose Frechheit, auf solch skandalöse Weise unsere Traditionen bekämpfen zu wollen“ von sich.
Wahr ist, dass die Feier Pfarrer und Imam gemeinsam (!) durchführten. Wahr ist, dass die Kindergartenleiterin diese integrative Vorgehensweise den Eltern zu Beginn des Festes erklärte. Wahr ist, dass nur wenige Eltern das Fest verließen – von Abbruch keine Rede!
Eine Frechheit ist, mit Halbwahrheiten Integrationsbemühungen zu torpedieren, ein Skandal bestenfalls, dass Köngisbergers Aussagen medial völlig unhinterfragt übernommen wurden.
In der angeblich „verletzte religiöse Gefühle“ dem Künstler Mark Rossell kübelweise Hassmails einbringen. Gegen den in so manchem „christlichen“ Online-Forum beinahe schon zum Jihad aufgerufen wird. Dessen Madonnen-Skulptur freiheitliche „Glaubensschützer“ medienwirksam mit einem Tuch verhängen. Und die einen Tag später von unbekannten Tätern via Farbspray „verschönert“ wird.
Und das nur, weil Rossell auf der Galerie Landhausbrücke eine an die Jungfrau Maria angelehnte lebensgroße Figur aufgestellt hat, die Spiritualität einerseits und Missbrauch von Religion andererseits thematisiert.
Liebe Eiferer (und eure Gefühle in Ehren): Ich muss Rossells Kunst nicht gut finden. Ich muss sie mir nicht einmal anschauen. Aber ich will das, verdammt noch einmal, tun dürfen. Unaufgeregt und mit klarem Kopf.  Wie es im aufgeklärten Abendland selbstverständlich sein sollte.