MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 12/2008
In der keine Linie besteht. Da hatte Helmut Meder vor einem Jahr ein konkretes Projekt für ein Einkaufszentrum am Europaplatz fixfertig parat, das schmerzlich vermisste Geschäfts-Größen wie Zara oder Peek & Cloppenburg in die Innenstadt gelotst hätte, und wurde aus Panik vor einer angeblichen Konkurrenzierung der City gemobbt. Dabei hätte das Projekt wohl eher umgekehrt einen Positivinput und Frequenz gebracht. Nun wird am Areal ein MÖMAX gebaut (zur „Freude“ von Leiner), und jene vielen, die auf genannte Big Gambler Shops stehen, fahren halt weiter an St. Pölten vorbei in die SCS. Das Groteske: Beim aktuellen EKZ-Revitalisierungsprojekt am Neugebäudeplatz, das genauso nah bei der City liegt wie Meders ehemals verteufeltes Projekt, ist plötzlich alles anders: Jetzt sprechen dieselben Leute von Aufwertung, von Frequenzbringer, und Hoffnung keimt auf. Meder hingegen realisiert sein EKZ im Süden mit hoffentlich ähnlichen Hochkarätern. Möge dann aber ja keiner kommen und lamentieren, dass die Leute in den Süden shoppen fahren!  In der man sich allmählich an Hamlets Ausspruch „Es ist was faul im Staate Dänemark“ erinnert fühlt. Als aufmerksamer Beobachter der Medien fällt nämlich auf, dass bei Großprojekten zusehends nicht mehr der Bürgermeister als erster befragt wird, sondern der Obmann der Innenstadtplattform. Das mutet nun doch eigenartig an, denn bislang meinte man, Stadtentwicklung sei eine politische Aufgabe, nicht die einer Interessensvertretung. Vielleicht mag es ja daran liegen, dass sich die Stadtführung gern in Schwammigkeit verliert, während der Obmann Klartext spricht, auch wenn dieser oft unausgegoren und plakativ ist. Aber hippe Worte wie „Metatrends“ und „Megatrends“ gehen halt runter wie Öl, und wer fragt schon näher nach? Wie dem auch sei: Falls sich die Politik tatsächlich nicht mehr zuständig fühlt, möge man bitte auch die Bürger darüber informieren, und jene Protagonisten, die jetzt das Sagen haben, sollten der Transparenz halber bei den nächsten Wahlen antreten. Von einem neuen, geschäftsführenden Bürgermeister wussten wir jedenfalls nichts. In der die Kleinkariertheit um sich greift. Was sich ÖVP und SPÖ im Hinblick auf die Fahrt einer Wirtschaftsdelegation nach Hamburg geliefert haben, unterstrich einmal mehr, wie provinziell unsere Politiker sind. Die Vorgeschichte: Im Rahmen eines Gespräches mit deutschen Politikern prangte auf einem Tischkärtchen der Name des Vizebürgermeisters. Nur, der war gar nicht mit, weil nämlich gar nicht zur Mitfahrt eingeladen. Das eigentliche Foul war, dies in Deutschland nicht aufzuklären, was den Eindruck vermittelte, der Vize hätte es nicht der Mühe wert gefunden, die Wirtschaftsdelegation zu begleiten. Die ÖVP schäumte in Folge und ortete bewusste Demütigung. Der Bürgermeister wiederum meinte, dass ja auch bei Landesdelegationen nur der Landeshauptmann fährt und nicht sein Stellvertreter. Schwaches Argument: 1. beklagt die SPÖ immer das „Schneiden“ durch die Landes-ÖVP. Zweitens stellt sich die Frage, warum es so weht tut, den Vize mitzunehmen? Jedenfalls kurzsichtig: Was von der Fahrt nach Hamburg hängen bleibt, ist kleinkarierter Politschnickschnack.  Schade!