MFG - Wähhhh
Wähhhh


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Wähhhh

Text Beate Steiner
Ausgabe 12/2014

Dieser Geruch — Hundefutter? Katzenfutter? Nein, das Katzerl würde sich mit Grausen abwenden von diesem fahlgrauen Leberkäse, der in der Mitte in drei verschiedenen Farben spiegelt und außenrum asphaltgrau glänzt.

Riecht nicht besser, macht optisch auch nicht mehr her, wenn ich ihn im blassen Semmerl versteck, das direkt aus dem Gefriersackerl, ohne Umweg über das Backrohr, im Körberl gelandet ist. Nicht mal eine ordentliche Portion Senf verdeckt den strengen Geruch. “Kann ich das essen?” fragt der Bekannte neben mir. “Ist ein dreifarbiger Leberkäse genießbar?” Aber sicher, in einem St. Pöltner Viersterne-Hotel kann uns nur Viersternequalität serviert werden, denk ich mir und sag ich auch, obwohl meine Nase “Vorsicht” meldet, mein Magen “Nein, danke” rülpst. Weil, das kann doch nicht sein, dass nach interessanten Vorträgen bei einer bestens organisierten Veranstaltung in schönem Ambiente ungenießbarer Schrott aufgetischt wird. Wär ja auch blöd von seiten des Gastrobetriebs, 400 gutbetuchten Gästen mangelndes Gespür für Qualität zu zeigen. Tja, Naserl und Magen ist manchmal mehr zu trauen als gutgläubigen Vorstellungen nach dem Motto “Was nicht sein kann, auch nicht sein darf.” Und gute Erziehung hindert leider manchmal noch immer daran, sofort zu melden: “Frechheit, was da aufgetischt wird.” Aber: 400 Spiegel-Leberkäs-Vertilger haben gelernt: “Dort ess ich nie mehr was” und: “Vier Sterne sind keine Garantie für Qualität!”