MFG - Die Lizenz zum Vermitteln
Die Lizenz zum Vermitteln


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Lizenz zum Vermitteln

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 05/2007

Um die gnadenlose Schacherei bei den Spielertransfers im heimischen Fußball einzudämmen, vergibt der ÖFB offizielle Vermittler-Lizenzen und beim WIFI ist eine entsprechende Prüfung für die Gewerbeberechtigung vonnöten. Der St. Pöltner Harald Heiss hat beides und ist schon eifrig am transferieren.

Mit Ruhm und Ehre bekleckert hat sich Österreichs „Profi“-Fußball derzeit ja nicht. Da der Grazer Zampano Hannes K., der zum Häfen-Insassen wurde. Dort die Paschings-Gilde, die nach Kärnten zieht und mit einem Verein fusioniert, der zunächst nicht einmal die Lizenz für die 2. Liga bekommen hat. Und dann noch die Grünen, die jährlich eine Million Euro von EADS einsteckten und diese ausschließlich für ihren Nachwuchs ausgegeben haben wollen. So auch für ihre Kids, die vorvorigen Winter noch in der Tiefgarage vor St. Hanappi trainieren musste.
Mitschuld an der Misere, so heißt es immer wieder, tragen windige Spielerverrmittler. Selbst ernannte Manager, die angeblich für ihre Kicker „Side-Letter“ ausarbeiten, um über diffuse Kanäle einen noch größeren Geldfluss zu ermöglichen. Unterschreiben müssen freilich beide Parteien, die betroffenen Spieler und der Klub.
Um dem schwarzen Geldfluss wenigstens auf der einen Seite einen Riegel vorzuschieben, vergibt der ÖFB Lizenzen zur Spielervermittlung. Die basieren auf dem Transferrecht des Weltverbandes FIFA. Neuerdings ist neben der ÖFB-Prüfung für die offiziellen Spielervermittler auch eine Prüfung im WIFI vonnöten, um letztlich eine Gewerbeberechtigung zu erhalten für die „Arbeitsvermittlung von Dienstverträgen für unselbständige Sportler“, wie es genau heißt.
Der St. Pöltner Harald Heiss hat beides. Der 32-Jährige kam über eine ehrenamtliche Funktion im Sportmanagement des SKN St. Pölten ins Transfer-Business. „Begonnen hat alles im Winter 2004 als wir Markus Aigner zum SKN geholt haben“, so Heiss.
Damals lernte er dessen Manager Serafino Luzzi kennen, der in München mit Sven Jäger die Agentur „Nr1 Team Sportmanagement“ leitet. Heiss hielt mit Luzzi Kontakt und beobachtete für ihn Nachwuchs-Spiele in Österreich. Im Zuge dessen half er zunächst mit, ein Talent wie Daniel Sikorski aus der Akademie St. Pölten zum FC Bayern München zu bringen oder auch den Gablitzer Stefan Maierhofer, der mittlerweile für Zweitligist Koblenz auf Torejagd geht. Heiss selbst sieht sich als Berater, „der junge Talente weiter nach oben bringen will“ oder „im Idealfall die gesamte Karriere begleiten“ möchte. Zu seinen prominenteren Klienten gehören beispielsweise Emin Sulimani oder Jovan Damjanovic. Österreichs Neo-Teamspieler Sulimani wechselte gerade von Ried zur Austria, der Serbe Damjanovic bleibt beim SV Ried. „Es gefällt ihm dort, sportlich passt auch alles. “, freut sich Heiss, der oft nach Serbien scouten fährt. Dort ist ihm der Ex-Rapidler Zoran Stojadinovic als Kontaktmann behilflich. Dennoch lernt der St. Pöltner serbokroatisch. Englisch, spanisch und russisch spricht er bereits. Das ständige Scouting sei in der Branche extrem wichtig. Nur die heimischen Bundesliga-Klubs haben das offenbar noch nicht erkannt. Während internationale Top-Klubs ihre Talente-Späher über ganz Europa verteilen, haben die heimischen Vereine oft nur ein bis zwei Spieler-Beobachter. Für die Vermittler ist das wiederum gar nicht so schlecht.