MFG - Martin Körbler
Martin Körbler


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Martin Körbler

Text Christoph Wagner
Ausgabe 04/2007
Damals, das kommt mir in den letzten Wochen vor wie gestern. Aber es war vor gut 25 Jahren, als wir uns bei ihm zu Hause im Keller stundenlang Tischtennisduelle lieferten oder im Garten Fußball spielten. Erstaunlich, ich habe heute einzelne Spielszenen vor Augen, wie mich seine besonders engen Haken ins Leere fahren lassen und sich seine langen, dünnen Beine den Ball angeln. Auf seiner Autorennbahn gaben wir immer nur Vollgas, bis ein Wagen in hohem Bogen durchs Zimmer flog. Und dann war da noch der Atari-Computer, um den ich ihn immer beneidet habe. Wir zwei Oberwagramer waren die dicksten Volksschulfreunde.
Gemeinsam haben wir uns auch durch die Unterstufe im Gymnasium geschuftet und ich habe ihn wieder beneidet: der gelbe Overall war ziemlich cool. Eine getrennte Oberstufenkarriere hat dann aus besten Freunden gute gemacht. Zu Studienzeiten haben wir uns noch regelmäßig beim Koll getroffen. Dort gab er mit der ihm eigenen Mischung aus Professionalität, Gelassenheit und trockenem Humor einen unnachahmlichen Kellner. Und niemand sonst konnte Lacoste-Polohemden so würdevoll tragen wie er. Auch der Fußball hat uns noch hin und wieder verbunden. Sein Haken war so eng wie früher. Unvergesslich, wie er sich in einer Umkleidekabine in Ermangelung eines Handtuches nackt zum Fenster stellte und breit grinsend mit dem Vorhang abtrocknete. Typisch.
Vor einigen Monaten, am 23. Dezember, hat er zum letzten Mal beim Koll Bier gezapft. Martin Körbler alias Körbschi alias Baumstamm ist am 16. März gestorben, im 35. Lebensjahr. „Verdammt Martin, du warst einer von den Guten.“