MFG - Die Weisheit mit den Löffeln
Die Weisheit mit den Löffeln


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Weisheit mit den Löffeln

Text Matthias Steinperl
Ausgabe 11/2006

Interviews können mitunter anders verlaufen als man denkt. Da möchten wir aus aktuellem Anlass mit dem Christkind gepflegt parlieren und treffen i.V. plötzlich auf einen – sagen wir mal – etwas einfachen Vertreter und nehmen mit ihm Vorlieb.

Christkind, warum hast du so große Ohren?
Sei ned so deppert, waunst eh wast, wer i bin.

Mit Ihnen haben wir aber nicht gerechnet.
Des glaub i da. I bin zu der Hockn a kumma wia de Maria zum Kind.

Wir hätten eigentlich gedacht, eher mit dem Christkind als mit dem Osterhasen über das aktuelle Geschehen zu plaudern.
Um de Zeit? Du glaubst jo woi auns Christkind. I bin de Vertretung.

Darf man fragen, wie es dazu kam?
Jo, ma derf. Des wor so: Es wor kurz noch da Woi im Oktober. I sitz grod gmiadlich mit a poa Hasal zaum, leit mei Handy. Und wer is drau? Genau. Unser Christkindl. Und wos frogt mi des klane Gfrast? Ob i vielleicht sei Vertretung mochn kennt bis Weihnochtn und de gaunzn Pressetermine mochn kenntarat. Sog i: Da Ostahos, der scheißt da wos. Sogts: Geh, Hasi, foa o mit deine Pemmal und loss mi do ned henga so unter oide Hawara. Drauf i: Wieso mochst da dein Scheiß ned söwa wie immer? Sogts: Weu de Schwoazn des Christkindl im Vahaundlungsteam brauchn, bei de gaunzen Wünsche und Bedingungen, des stön. Denk ma i: bist a guada Mensch und a nu bessana Hos. Und jetzt huck hoid i do und red mit dir.

Uns solls recht sein. Was pflegen Sie sonst so um die Weihnachtszeit zu tun?
Wia gsogt: I bin a nur a Mensch und a Hos. Und drum tua i sunst des, wos a Hos am liabstn tuat. Und damit man i sicha ned Eia aumoina und deppert in da Gegend umadumzahn. Owa heia is em amoi ois aunders. Ma hüft si hoid so unter de oid eigsessan Festattraktionen. Außerdem miass ma zaumhoidn, damit uns de Amis ned nu weida üwaroin mit eanan Zeig. Host a Feia?

Bittesehr. Jedenfalls hört man da einen bestimmten Unterton heraus, klingt irgendwie nach Konkurrenz im Feiertagsbusiness.
Des hod in erschta Linie nix mit Konkurrenz z’tuan. Es geht uns afoch scho immer mehr auf d’Seckln, waun de do drüm glaubn, sie miassn an jedn Schas, dens amoi lossn, um de gaunze Wöd wachln.
Schau: es geht jo ned nur um uns und so wos wia an Weihnochtsmau. Ois druckns uns aufs Aug: Kriag, Autos, de Benzin saufn wia da Hojac in Euk, de schiachn Helloween-Gfrisa mitsaumt de Küawiscremesuppn und so weida. Außerdem, des kauns jo a ned sei, dass de Gschroppn olle glaum, dass da Weihnochtsmau de Geschenke bringt, mitn Cola-Losta umadumkoffert und ausschaut wia a Foabkopie vom Forchersepp.
I sog jo imma im Spaß zur Christl, wia i immer zum Christkindl sog, sog i immer: Christl, schod, dass da Santa Klausl bei da WM ned auf de Katzinger tippt hot. Weu sunst hetta si a de Woi vo da Pappn wegschneind miassn wia da Prohaska in Fernsehn. Haha! Dea is guad, wos?!

Brillant. Aber: In Skandinavien etwa hat der Weihnachtsmann schon eine lange Tradition.
Um de gehts jo a ned. Wos de Finnen, de Schwedn und de Russn tuan, hod eh ois sei Berechtigung. Owa de vo drüm gengan uns hoid am Haumma. Gibts eh erscht seit 1823 owa wichtig und unsare Kinder deppert mochn. Irgendwie is wia in da Politik: Mia strudln uns o seitdem da Luther quasi des Christkind erfundn hod und wos is da Daunk? Ogwöht wirst und olle woin auf amoi an bladn Rotn. Undaunkbaures Gsindl.

Sehen Sie eine Möglichkeit, dass das Christkind und Weihnachtsmänner aller Ausprägungen einmal an einem Verhandlungstisch Platz nehmen?
Zerscht woima amoi wissn, obs eam wirklich gibt. Weu: rein physikalisch gsegn is jo des ois a Schmäh mitn Bladn. Schau: Waun da Füzgoscherte zu Weihnochtn jedn Kind wos bringt, daun miassata mit über 1000 Kilometa in da Sekundn fliagn. Theoretisch gangat des zwoa, owa: beim Bremsn und Gasgem hauats eam 20,6 Müllionen Newton ins Beischl. Und seids ma net bes, des üwalebt net amoi der. Oiso: ollas aufglegta Topfn.

Ohne Ihnen nahe treten zu wollen, Herr Sterhase – aber diese physikalische Rechnung würde ja dann auch für das Christkind gelten.
Fois das immer nu net gschnoit host: de Christl ist »ein sogenanntes übersinnliches Wesen«. Und für de gödn weder physikalische nu aundare Gesetze. Jednfois: Wauna uns des amoi beweisn kau, dass eam gibt, daun kemma redn. Owa ans muas eam kloa sei. Da Chef is de Christl. Und er kaun ausfian höfn und derf vielleicht amoi auf a gemeinsaums Foto oda wos. Und wauns eam ned passt, soi a si schleichn und beim DHL aufaunga. I man, mi betriffts jo zu Ostern net so, owa wia gsogt: do hoit ma zaum.

Noch eine andere Frage: Was sind eigentlich sonst noch Ihre Aufgaben als Pressesprecher?
De Termine von da Swarowski, dem Kraumpn, kaun i a mitvawoitn. Do hot mi da Finanzminister eiteut. Jo und Wunschzettelverwaltung. Des is übahaupt de ärgste Hockn. Vor oim bin is jo a ned gwent, weu vom Ostahosn wünscht si jo ka normaler Mensch wos. Do kumman da Sochn unter, des schwör i da.

Zum Beispiel?
Eigentlich unterlieg i jo da Verschwiegenheitspflicht, oba so unter uns kaun i das jo sogn: De Rapid hot ma zum Beispü gschriem, dass’ eana greßta Wunsch wa, dass de Admira gschwind amoi zruck in de Bundesliga kamat. Daun hot ma de Gehirnzön vom Bush gschriem, dass’ so gern an Spükamarodn hed. A gewissa Herr H.C. aus Wean mant, er wünschat si so de guade oide Zeit zruck.

Gibt es bestimmte Trends, die heuer zu Weihnachten erkennbar sind bzw. haben Sie noch einen Weihnachtstipp, den Sie unseren LeserInnen mit auf den Weg geben können?
Des worn jetzt owa zwa Frogn auf amoi. Nur, dassd net glaubst, i merk des net. Owa guat. Wos? Aso. Trends. Jo. Oiso ans sicht ma vor oim in den Johr gaunz, gaunz kloa. Wobei ma owa a sogn muass, dass si des a scho länger ozeichnt hot. Da Trend geht heia ohne wenn und owa in de Richtung, dass Geschenke kauft wern. Jo und Bam wern a sehr gern gnumma dazua.

Das ist also der Trend?
Jo. Gaunz kloa. Und ois Tipp hed i scho a nu wos gaunz Wichtigs zum sogn: Des Beste, wos ma si schenkn kau, is wöhn. Und vor oim mecht i bei ana Neiwoi ned in irgendan Vahaundlungsteam huckn und de Christl moint de Eia au und muass daun a nu ausliefan.

(Das Handy läutet) Ah, Christl, du bist as! I huck do grod mit an vo de Schreibfritzn zaum. Und wie laufts bei dir? Teits scho schmusi mit Gusi oda mocht da Ozwickte nu immer an auf politische Verstopfung? – Wos sogst? – Wos haast Finanzminister und Quereinsteiger? Duu?! – Bist deppert?! Wer soidn de gaunze Hockn do mochn?! – Wos?! I soi ma des mitn Weihnochtsmau ausmochn?! – Christl? Bist nu do? Christl! Chriiiistl!!! – Jetzt hots aufglegt, de Kretzn.

(Zum Reporter) Host du zu Weihnochtn schon wos vua?

Infos:
Freue dich, s'Christkind kommt bald
Wer sich damit identifizieren kann, greift auf eine Erfindung Martin Luthers. Aber Vorsicht: Erzählen Sie niemandem (vor allem Ihren Kindern nicht), es handle sich beim Christkind um den kleinen Jesus. Von der katholischen Kirche wurde dieser Brauch im 19. Jahrhundert übernommen. Manchmal haben die ja auch vernünftige Ideen. Und außerdem ist so ein engelsähnliches Wesen ja doch viel herziger.

Morgen kommt der Weihnachtsmann
Wer glaubt, mit einem der vielen Weihnachtsmänner glücklich werden zu müssen, dem sei geraten: Entscheiden Sie zuerst einmal, ob Sie den Ami (vom Nordpol), den Finnen (aus dem lappländischen Korvatunturi), den Schweden (Dalarna), den Schweizer (aus dem Schwarzwald) oder den Dänen aus Grönland nehmen. Russen entscheiden sich in der Regel für den kälteresistenten Väterchen Frost (Ded Moros). Was nicht gilt, ist der vom Cola-Laster, der übrigens seit 1931 (dank des Grafikers Haddon Sundblom) dafür sorgt, dass ein hoher Prozentsatz an Amerikanern (erwachsen) glaubt, Coca-Cola habe den Weihnachtsmann erfunden.