MFG - Post coitum
Post coitum


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Post coitum

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 10/2006
„Post coitum omnis animal triste“, ihr Beichtvater übersetzt ihnen sicher gerne diese Erkenntnis des großen Thomas von Aquin. Zur Not tut´s als Dolmetscher auch ein nahe stehender Jurist mit kleinem Latinum. Nachher sind also alle immer ein wenig müde, die zwei Wahlen hätten wir hinter uns.
Einem Drittel der St.Pöltner (auch hier gilt wie überall die gleichgewichtige Weiblichkeitsvermutung) ist es offensichtlich inzwischen wurscht, was in ihrer Stadt geschieht oder auch passiert. Sie wollen sich in ihre eigenen Angelegenheiten nicht wirklich einmischen oder genießen den stillen Seelenfrieden der Meinungslosigkeit, man blieb den Urnen überhaupt fern. Und von den politischen Kräften, Exponenten, vormals Lagern, sind eigentlich auch alle irgendwie zufrieden:
Der stille, vornehme Herr an der Spitze der Schwarzen ist sichtlich erleichtert, dass er nur eine und nicht zwei Watschen bekommen hat. Der quirrlige Hermann Nonner wird im Stile eines Operettenbuffos die in der Stadtverfassung eigentlich nicht vorgesehene Funktion eines kommunalen Ombudsmannes ohne Portefeuille anstreben. Den Freiheitlichen wird sich nach den enttäuschten Erwartungen hinsichtlich der Kopal-Kaserne möglicherweise das leere Ex-Löwa-Areal am Neugebäudeplatz oder das Schloss Viehofen als drohende Asylantenunterkunft als tragendes politisches Thema aufdrängen. Die drei charmanten grünen Damen fühlen sich sowieso spürbar unter sich am wohlsten. Und dem Leibfotografen unseres siegreichen Stadtoberhauptes könnte man ja jetzt endlich ein paar Wochen Zeitausgleich geben …