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St. Pöltens gute Seite

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Text Tobias Zuser
Ausgabe 10/2006
Aus der Ferne liebt sich leicht, oder zumindest leichter. Auch St. Pölten, aus eben dieser größeren Distanz betrachtet. Dennoch wirft ein unschlüssiges Handeln seiner selbst frappierende Fragen auf. So wie man diese Stadt in direkter Nähe schlecht redet, so kann man in der Ferne vor allem eins nicht leiden: Dass irgendjemand Unkundiger mit der Stadt dasselbe macht. Plötzlich fühlt man sich angegriffen und von Geburtsurkunde & Meldezettel dazu genötigt zu einem Plädoyer für die Stadt anzusetzen. Ein schrecklich neuer Blickwinkel, denn eigentlich ist man ja nur ausgeklügelte Anklageschriften gewohnt. So schwafelt man letztendlich Sachen daher, von denen man kaum überzeugt ist und deren Gegenteil man vor kurzem noch angeprangert hat.  Eine Kurzschlusshandlung?
Oder ist dieses 50.000 Seelendorf vielleicht gar nicht  so schlecht?
Wahrscheinlich beides.  400 km entfernt kann man über dieses kleine Heimatstädtchen einfach keine bösen Gedanken mehr hegen. Viel mehr bleibt die Erinnerung an ein heimseliges, überschaubars und transparentes St. Pölten.
Man hat sich an das ruhige Tempo gewöhnt, die ausgestorbenen Sonntage mit Leichtigkeit verbracht, die AquaCity mit  Wohlwollen integriert, die besten Parkplätze erkundschaftet (Man kann ja schon lange vor 16 Uhr gratis parken...), sich den signifikanten Duft einverleibt und oft genug zum Katzensprung nach Wien angesetzt. Kurzum: Man kommt ebenso gern zurück, wie man  wegfährt. Und so bald die „St. Pölten darf nicht Traiskirchen werden“-Plakate wieder verschwunden sind, kann man auch wieder Leute einladen!