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St. Pöltens gute Seite

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Text Tobias Zuser
Ausgabe 03/2006
Ob sich der Name Gugging neben Harvard, Oxford und Princeton international etablieren vermag, ist wohl mehr als fraglich. Nichtsdestotrotz war die Wahl dieses Ortes für die erste Elite-Universität in heimischen Gefilden unabdingbar. Abgesehen von der Besonderheit, dass die Hälfte des Wortes aus den gleichen Buchstaben besteht und somit bereits Kinder nach dem ersten Monat autoritärer Bildung von dieser Zukunft träumen können, hat man sich wirtschaftlich vor allem eins erspart: eine teure PR-Kampagne. Denn kaum ein Wort gehört dermaßen zum österreichischen Sprachgebrauch wie diese herrlich sonnige Ortschaft im erholsamen Wienerwald. Und so sehr dieses Ergebnis uns auch bauchpinselt, was wäre es für eine Sensation gewesen, wenn stattdessen St. Pölten kurzerhand zur Universitätsstadt aufgestiegen wäre. Am weitläufigen Gelände der ehemaligen Kopalkaserne würde er dann emporragen, der jugendstilhafte Prunkbau, Anziehungspunkt für tausende Studenten aus aller Welt. Der klingende Name „Austrian Institute Of Advanced Studies St. Pölten-Spratzern“ würde in großen Lettern zwischen dem Hornbach-Mast und IKEA-Schild vorblitzen und die Landeshauptstadt zu weltweitem Ansehen führen. Und endlich könnten wir auch alles rechtfertigen: das Hallenbad, das Fußball-Stadion, und die Haltepflicht für Schnellzüge. Aber machen wir uns nichts vor. Die Entscheidung ist gefallen und St. Pölten bleibt auf internationaler Ebene ein unlesbares Fleckchen auf der Wetterkarte. Denn ehrlich gesagt: Diese herrliche Vorstellung ist vor allem an an einer Sache gescheitert: dem nicht zumutbaren „ö“. Gugging müsste man heißen.