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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Battlefield Austria

Text Kati Waldhart
Ausgabe 03/2005

Wenn auserwählte Wiesen in Festival-Areas unfunktioniert werden, wenn Bands, Besucher und Veranstalter auf der Bluatwiesn antreten: Dann erst macht es so richtig Spaß!

Nach einjähriger Absenz, bedingt durch Umstrukturierungen nach dem Verkauf des Geländes, wird es 2005 wieder das Nuke-Festival geben. Hauptgrund dafür sei „vor allem der coole Venue“, so Harry Jenner, Chef von Musicnet. „Der See gleich daneben ist einzigartig, das gibt es sonst nirgendwo in Österreich. Mit der Pielach gleich daneben ist es eine perfekte Location“, so Jenner. Auch für die Kooperation mit Ex-Besitzer Dieter Limberger sowie mit der Gemeinde gibt es lobende Worte.  Neu im Vergleich zu 2003: das Festival wurde auf drei Tage ausgeweitet. Um den „Topact von internationalem Format“ am 10. Juli herrschte lange Zeit Spekulation, gaben Coldplay ihren Ausflug ins Pielachtal mit viel Tamtam im Rahmen der Welt-Tournee bekannt.  Coldplay als Mega-Act Die vier Engländer von Coldplay waren jüngst durch Sänger Chris Martin’s Ehe mit Schauspielerin Gwyneth Paltrow im Gespräch. Ihr Album „A Rush of Blood to the Head“ zählte zu den besten Popalben 2003. Und wer das Video zur Single “Clocks” kennt, weiß auch, warum sie mit 25 Tonnen Licht-Equipment anrücken. Durch die Erweiterung auf drei Tage, sowie gesteigerte Bühnenanforderungen, erhöhen sich die Produktionskosten auf ca. 1,5 Mio. Euro. Die logische Konsequenz sind Tariferhöhungen für die Besucher, der Drei-Tagespass soll aber dennoch unter 90 Euro bleiben. Für heftige Diskussionen im Vorfeld sorgte die Programmierung des Mega-Events jedenfalls bereits. Das Line-Up sei zu kommerziell, vor allem Bands wie Juli und die Söhne Mannheims sorgen für erhitzte Gemüter. Harry Jenner: „Das Line-Up soll schon elektronisch bleiben bzw. elektronischer werden“. Allerdings befindet sich mit Kosheen im Moment nur eine Band, auf die das Adjektiv „elektronisch“ zutrifft. Man wird sehen, was die Booker von Musicnet noch in petto haben.   There’s A New Guy In Town Neben der Rückkehr des Nuke sorgte vor allem ein anderer Event aus der Musicnet-Familie für Aufregung. Mit dem Nova Rock hat Österreich ein neues Megafestival. An insgesamt vier Tagen wird im bisher unbekannten Nickelsdorf mit Bands wie System of a Down, Green Day, Die Ärzte, Marilyn Manson und Audioslave gerockt was das Zeug hält.  Der erste Coup von Nova Music gelang gleich mit der Verpflichtung von System of a Down. Die vier gebürtigen Armenier verlauteten noch vor einiger Zeit, dass sie nicht in Österreich spielen wollen, solange Jörg Haider etwas zu sagen hat. Scheinbar haben sie ihre Meinung geändert, denn immerhin versorgt das einfachste Parteimitglied der Welt uns immer noch vom Bärental aus mit seinen Wuchteln.  Die neueste Errungenschaft war sicherlich die Verpflichtung von den Chartstürmern Green Day, die beinahe alle Albumcharts der Welt anführen. Das letzte Mal beehrtes das Trio aus Kalifornien Österreich im Jahre 1998, damals spielten sie noch in der Wiener Arena. Doch wer verbirgt sich hinter diesem ehrgeizigen Projekt? Harry Jenner: „Hinter Nova Music verbergen sich die ehemaligen Booker von Wiesen, die auch für das Aerodrome wesentlich mitverantwortlich waren. Die haben in Wiesen gekündigt und Nova Music gegründet“. Zur Zusammenarbeit mit Nova Music sagt Harry Jenner: „Wir haben uns sehr lieb“. Als gemeinsamen Nenner gibt es das Freundliche Marketing Service. Die Promotionsfirma vertritt sowohl Nova Music, als auch Musicnet.  Ein solcher Mega-Event wartet natürlich auch mit hohen Produktionskosten auf. Doch trotz runden 2 Mio. Euro Ausgaben sollen sich die Ticketpreise auf unter 100 Euro beschränken. Rammstein im Landeanflug Ähnliche hohe Wellen wie Nova Rock heuer, schlug auch der Newcomer des Jahres 2004: das Aerodrome. Letztes Jahr noch von Wiesen veranstaltet, leitet heuer Richard Hörmann mit seiner Artist Marketing Entertainment GmbH die Geschicke des Wiener Neustädter Mega-Festivals. St. Pöltnern sollte Hörmann durch sein Engagement im Warehouse ein Begriff sein. Außerdem war er als Leiter der Jugendkulturhalle im Gespräch, bis dieses Projekt von der Stadtregierung zu Grabe getragen wurde. Hörmann tritt ein schweres Erbe an. Immerhin gilt es, das letzt jährige Megaspektakel mit den Headlinern Red Hot Chili Peppers und Metallica zu Toppen. Hörmann machte das Beste aus der Sache und stellt ein solides Festival mit beachtlichem Line-Up auf die Beine. Mit Incubus, The Prodigy, Rammstein und den Hives finden sich durchaus klingende Namen darin. Das Motto: Nicht die Größe, sondern der Inhalt zählt. Da das Festival als sehr rundes, zweitägiges Event konzipiert ist, gibt es keine Ein-Tages-Tickets. Neu dieses Jahr am Aerodrome ist der On Stage Contest. Die Bands stellen sich dabei vor Ort einer Expertenjury, sowie dem Publikumsvoting. Station in St. Pölten ist am 15. April, das Finale findet am 7. Mai im Planet Music statt. Interessierte Bands können sich bis fünf Tage vor ihrer lokalen Vorausscheidung auf der Aerodrome-Website bewerben.  Stellt sich die Frage, ob bei all diesen funkelnden Sternen am Festivalhimmel, womöglich einer die Kosten nicht reinspielen und in Folge verlöschen wird? Oder belebt Konkurrenz den Markt? Führt mehr Angebot zu mehr Nachfrage? Welcher Stern am hellsten strahlt, erfahrt ihr in den nächsten Ausgaben von MFG, sowie im Festival-Ressort bei www.joynt.at! Interview mit Harry Jenner, Macher von Frequency, Nuke und Nova Rock "Ob das Aerodrome ein Megafestival ist?" Wie siehst du den „Konkurrenzkampf“ zwischen Frequency, Nova Rock, Aerodrome, den Wiesen-Festivals und dem Nuke. Zahlt sich ein verhältnismäßig kleines Festival da wirtschaftlich überhaupt aus? Ich finde die Fragenstellung so nicht richtig. Natürlich gibt es eine gewisse Konkurrenz, da wir (Musicnet und Artist Marketing, Anm. der Red.) zwei verschiedene Firmen sind. Aber sonst gibt es keinen Konkurrenzkampf, weil wir unser Ding machen, und das hoffentlich gut. Wir schauen zwar mit dem rechten Auge immer ein wenig, was die anderen machen, aber im Endeffekt tangiert das nicht unser Line-Up oder unsere Venue-Entscheidungen. Die Frage, ob es nicht zu viele Festivals gibt, wurde mir schon gestellt, als ich das Frequency das erste Mal veranstaltet habe. Ich finde es immer aufs Neue sinnlos, denn es gibt nicht zu viele neue Festivals. Bis auf das Nova Rock ist ja nix neues dabei. Und wenn man sich das Aerodrome vom Line-Up her anschaut, ob das noch ein Megafestival ist? Ad Nuke: Es macht schon Sinn, sonst würden wir es nicht machen. Zumindest glauben wir, dass es Sinn macht, sehen werden wir es im September.  Aber im Sommer gibt es schon mehrere Festivals, die ja vor allem Jugendliche als Zielgruppe haben. Die haben normal nicht genug Geld, auf alle Festivals zu gehen… Aber wenn man sich das Line-Up vom Nuke ansieht, wird man feststellen, dass es mit dem Frequency nur wenig und mit dem Nova Rock gar nichts mehr zu tun hat. Und mit dem Aerodrome schon überhaupt nichts.  Kommen wir zum Nova Rock, mit dem wir ein neues Festival an der Spitze Europas in Österreich haben. Wer verbirgt sich hinter Nova Music und inwiefern kann man das mit Musicnet in Verbindung bringen? Hinter Nova Music verbergen sich die ehemaligen Booker von Wiesen, die auch für das Aerodrome wesentlich mitverantwortlich waren. Die haben in Wiesen gekündigt und Nova Music gegründet. Unsere Partnerfirma Scorpio (Veranstalter von u.a. Hurricane und Southside Festival, Anm. d. Red.) ist dort Teilhaber. Ich sage immer, dass Musicnet und Nova Music uns sehr lieb haben. Wir arbeiten an einer Front, was auch das Freundliche Marketing Service zeigt. Das ist eine Promo- und Marketingfirma, die sowohl Musicnet als auch Nova Music vertritt.  Von der Größenordnung ist das Nova Rock ungefähr mit dem Aerodrome vergleichbar. Was macht das Nova Rock besser? Diese Vergleiche stellen wir gar nicht an und ich will es auch gar nicht vergleichen. Aber wenn du es schon mit dem Aerodrome vergleichen willst, dann haben wir alle für die Zielgruppe relevanten und heißen Bands, die verfügbar sind am Nova Rock. System of a Down, Green Day, Audioslave, die eine wahnsinns Live-Band sind, Die Ärzte… Geh einmal auf unsere Homepage und auf die vom Aerodrome, schon alleine da hätte sich das Thema erledigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass auf dem Nova Rock alles auf demselben Gelände ist. Du brauchst keinen Shuttlebus: Du steigst aus dem Auto aus, gehst auf den Campingplatz, fertig! Wohingegen bei dem anderen, das du angesprochen hat, kennen wir ja alle die kilometerlangen Shuttlebus-Fahrten. Da sind viele Unterschiede.  Interview mit Richard Hörmann, Macher von Aerodrome und Warehouse "Wer hat mehr Veranstalter als Besucher?" Das AERODROME_2004 hat die österreichische Festivallandschaft revolutioniert. Wie kann man da 2005 mithalten? Indem unser Focus klar auf „fun, convenience & security“ ausgelegt ist. Soll heißen, der Besucher wird sich 3 Tage lang wohl fühlen, seinen Spaß haben und sich beruhigt vergnügen können. 2004 wurden die langen Shuttlebusfahrten, sowie die sanitären Anlagen kritisiert. Wird man dies heuer in den Griff kriegen? Sicher. Erstens sind die Parkplätze heuer wesentlich näher am Gelände. Wir können daher bis zu 13.000 Autos so unterbringen, dass gar nicht geshuttelt werden muss. Und Sanitäranlagen werden ganz sicher ausreichend vorhanden sein! Die ehemaligen Wiesen-Booker sind ja nun mit der Gründung von Nova Music zu Konkurrenten geworden. Das Nova Rock wurde von Ihnen als "Konkurrenzveranstaltung" zum Aerodrome bezeichnet. Sie meinten "Man wird sehen, die Vernunft hat jedenfalls bisher nicht gesiegt." Wie war das gemeint?  Die ganze Branche in Amerika und England lacht sich einen Ast ab über unsere Entwicklung. Es ist kaum nachzuvollziehen, dass man ein erfolgreiches Konzept wie das Aerodrome, das in Europa einzigartig war, nunmehr konkurrenzieren muss, zum Schaden aller Beteiligten und nicht zuletzt der Fans, die ja die Rechnung dafür bezahlen. Aber wie geht der neueste Witz in England: Welches Land hat mehr zahlende Veranstalter, als Besucher??? - Erraten. Den Spott haben wir also schon, den Schaden fügen wir uns gerade selber zu. Die zwei Megafestivals im Jahr 2005 sind sicherlich das Aerodrome und das Nova Rock. Was macht das Aerodrome besser als das Nova Rock? Wie schon gesagt, es geht uns heuer um den Besucher, er muss am 28. Mai zufrieden und glücklich nach Hause fahren,  genau das wird uns unterscheiden. Erobern die Deutschen über die FMService indirekt den österreichischen Festival-Markt? Erobern ist der falsche Ausdruck. Österreich wurde ihnen durch den Schritt der Nova Music und der music net, die ja beide zu großen Teilen dem selben deutschen Veranstalter gehören, quasi geschenkt. In der Schweiz wurde Ähnliches versucht, nur dort haben sich alle Veranstalter auf die Füße gestellt und ihm bei den Festivals mehr als Paroli geboten. Österreich ist anders, hier bekommt er um einen lächerlichen GmbH-Anteil den halben Markt umsonst.  Am 15. April steigt der On Stage Contest zum Aerodrome im Warehouse. Wie sind Sie mit dem Warehouse bisher zufrieden? Hat sich Ihr Engagement in St. Pölten als sinnvoll erwiesen? Absolut! Die Besucherzahlen zeigen, dass St. Pölten auf diesen Club gewartet hat und die Jugend ihn für gut und vor allem das Programm für interessant befindet. Natürlich bin ich mit der Ausstattung selbst noch nicht zufrieden, aber auch hier sind wir einen großen Schritt weitergekommen. Mit Unterstützung durch die Stadt werden wir vor allem die Sanitärräume und den Eingangsbereich im Sommer neu gestalten können. Das wird für die Besucher jedenfalls ein großes Plus für den Herbst werden. Was sind die genauen Bedingungen für Bands, die teilnehmen wollen? Sind auch absolute Newcomer willkommen oder sollten die Bands schon eine gewisse Reputation haben? Nein, einsenden kann und soll jeder. Wir haben schon jetzt über 150 Bewerbungen, die Resonanz ist also wirklich überwältigend. Eine kleine Einschränkung muss ich aber schon machen, nämlich die, dass die Musik auch zum Aerodrome passen muss. Wir sind ein Rock-Festival und damit können wir halt nicht jeden Musikstil dort präsentieren. Aber ich denke das checken die Bands eh selber, zumindest bei den bisherigen Einsendungen war es so. Mit The Prodigy spielt eine Band beispielsweise auf mehreren österreichischen Festivals. Gibt es da keine Absprachen mit der Konkurrenz? Leider nein, was sicher nicht an mir liegt, aber „Vernunft“  kann man sich eben nicht kaufen.