MFG - Des einen Freud, des andren Neid
Des einen Freud, des andren Neid


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Des einen Freud, des andren Neid

Text Anne-Sophie Müllner
Ausgabe 03/2010

So kann man „die Sache mit den Subventionen“ wohl am besten auf den Punkt bringen. Fakt ist: Die einen bekommen mehr, die anderen weniger und manche überhaupt nichts. Wir eruierten zum einen, wer 2010 die Subventionskaiser bei den Bühnen der Stadt sind, andererseits hörten wir uns bei den Kulturvereinen um, wie sie prinzipiell die Subventionspolitik beurteilen.

And The Oscar Goes To…
Die höchste Gesamtförderung, kumuliert man die Gelder von Bund, Land und Stadt St. Pölten, erhält das Festspielhaus. Geschäftsführer Thomas Gludovatz zum Voranschlag 2010: „Lässt man den Wegfall von 37.000 Euro für die Ausfinanzierung des Hauptstadtexpress weg, gehen wir auch 2010 von unveränderten Subventionen aus.“ Diese liegen insgesamt bei rund 5,8 Millionen Euro (für Betrieb, Gebäude und Koproduktionen). Die Stadt St. Pölten schießt für Festspielhaus und Bühne im Hof (beide NÖKU-Betriebe werden aus demselben Budget-Posten bedient) 320.000 Euro zum Betrieb zu.
Im Jahr 2009 freute man sich im Festspielhaus über eine hohe Auslastung und konnte 74.752 Besucher begrüßen.

Den zweiten Platz im Ranking belegt das Landestheater, das mit insgesamt rund 3,6 Millionen Euro unterstützt wird. Seitens des Landes erhält das Haus im heurigen Jahr 3.110.000 Euro, „was der Steigerung durch den Gehaltsabschluss der Kollektivvertragsverhandlungen entspricht“, so Geschäftsführer Robert Beutler. Eine Betriebssubvention seitens der Stadt St. Pölten erhält man nicht, allerdings wird das Gebäude von der Stadt vermietet „und somit treffen uns als Mieter auch keine Substanzerhaltungspflichten“, so Beutler. Damit trägt die Stadt „die Kosten, die im Zuge der Übergabe vereinbart wurden.“ Das Landestheater besuchten 2009 rund 38.000 Besucher.

An dritter Stelle rangiert die Bühne im Hof. Zahlen für 2010 gibt es noch nicht. 2009 erhielt der Betrieb 905.000 Euro vom Land sowie 51.162 Euro von der Stadt St. Pölten.

Das Cinema Paradiso wird 2010 außerordentlich für den Bau des neuen Kino- und Veranstaltungssaales, der 1, 5 Millionen Euro ausmacht, von Land, Bund und Stadt unterstützt. „Die Finanzierung des Ausbaus wird mit 765.000 Euro zu 50% vom Land Niederösterreich getragen“, heißt es hierzu in einer Presseaussendung. „Der Bund, die Stadt St. Pölten und Eigenmittel finanzieren die andere Hälfte.“ Auf die Stadt entfallen für diese Investition demnach 150.000 Euro. Zugleich wird die Stadt die jährliche Subvention von bislang 40.000 Euro auf 58.000 Euro erhöhen.  Vom Land erhielt das Cinema Paradiso für das Jahr 2009 für den Betrieb (plus Filmfestivals etc.) 200.000 Euro, vom Bund 30.000 Euro. Auch hier freute man sich über einen neuen Besucherrekord mit über 76.000 Besuchern, womit man im Publikumsranking an zweiter Stelle liegt.

Das VAZ St. Pölten, das von NXP betrieben wird, erhält 2010 keine Betriebssubventionen, weder von Land, Bund noch von der Stadt. Die Tourismuskommission hat allerdings dem Gemeinderat empfohlen, das VAZ 2010 mit 50.000 Euro aus Tourismusmitteln zu unterstützen. Das Gebäude wird, ähnlich wie beim Landestheater, von der Stadt St. Pölten erhalten, die dafür 2010 rund 200.000 Euro veranschlagt hat. Das VAZ zählte 2009 bei seinen Konzerten, Festivals, Bällen, Kongressen etc. über 550.000 Besucher.

Das EGON wird vom Kulturverein Fuhrmannshof programmiert. Dieser erhielt für seine Tätigkeit 2009 eine Förderung seitens Stadt und Land in Gesamthöhe von 14.000 Euro. Für 2010 möchte EGON-Chef Tezcan Soylu nicht mehr ansuchen (siehe Artikel „Fight Club“). Aus anderen Kreisen hört man, dass mit dem Hinweis auf geringere Gesamtbudgets, die Subventionen drastisch gekürzt werden, wie etwa im Falle der Seedose.

Was zuletzt festgehalten werden muss: Sämtliche Betriebe tragen durch Ihre Angebote zur regionalen Wertschöpfung bei. Einerseits direkt durch Steuern wie Körperschaftssteuer, Lustbarkeitsabgabe etc., andererseits indirekt durch die Besucher. Das VAZ etwa löste allein durch die zwei Sommer-Festivals Beatpatrol und Frequency geschätzte 15 Millionen Euro an Wertschöpfung für die Region aus. Und laut einer Studie haben 2007 die Besucher von 17 NÖ Kulturbetrieben (u. a. Festspielhaus, Grafenegg, Landesausstellung, Landestheater, Kunstmeile Krems etc.) insgesamt etwa 66,6 Millionen Euro Gesamtausgaben getätigt. Thomas Gludovatz verweist diesbezüglich auf einen Stehsatz aus der Kulturmanagement-Lehre. „Jeder in die Kultur investierte Euro kommt doppelt zurück!“
Dies weiß auch die Wirtschaftkammer, die zuletzt aufhorchen ließ: „Aus aktuellem Anlass möchten wir Ihnen mitteilen, dass es Frau Präsidentin Sonja Zwazl nach Verhandlungen mit Vertretern des Landes gelungen ist, dass das niederösterreichische Lustbarkeitsgesetz-Vergnügungsteuer abgeschafft wird.“

Meinungen zum Thema:
Ernest A. Kienzl, Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes:

„Prinzipiell bekommt der Künstlerbund Subventionen sowohl von der Stadt als auch vom Land“, wobei jene vom Land rein finanzieller Natur seien, während jene der Stadt Unterstützung in „natureller Weise“ darstellten, z. B. das kostenlose Überlassen der Ausstellungsräumlichkeiten im Löwenhof. Im Großen und Ganzen ist der Künstlerbund mit der Subventionsvergabe zufrieden, lässt Kienzl wissen. „Eine längerfristige Planung, also über ein Jahr hinaus, ist halt nicht möglich“, bedauert er jedoch, denn beim Land müsse man Jahr für Jahr ansuchen und wisse nicht, ob bzw. wie viel man bekomme. 2010 hofft der Künstlerbund wieder das gleiche wie im Vorjahr zu bekommen. Den genauen Betrag will Kienzl aber nicht verraten, „die Summe ist aber eher niedrig. Wenn man es vergleichen müsste, entspricht die Subvention des Landes in etwa der Höhe der erlassenen Miete seitens der Stadt.“

Eva Riebler, Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten:
„Mehr Geld will jeder! Mit dem Vorhandenen hauszuhalten ist eine Herausforderung!“, so Riebler. Das Unabhängige Literaturhaus Krems bekomme 13x so viel an Subventionen vom Land als die Literarische Gesellschaft St. Pölten. Mit den vorhandenen Subventionen komme man für die Lesungen, Poetry-Slams und vorallem die vierteljährliche Herausgabe der Zeitschrift „etcetera“ aus, aber „ausbaufähig wäre der Literaturbetrieb allemal! Unseren Literaten hätten wir natürlich gerne ein Zeilenhonorar zugestanden.“ Riebler ist mit der Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung des Landes zufrieden. Die Unterstützungen vom Land (ca. 9.000 Euro) erhalten sie heuer sogar bereits im Jänner. „Wir bekommen anlässlich unseres Jubiläumjahres 2010 vom Land auch vorbildhafte 17% mehr an Subventionen!“ Für den Jahresbetrieb, die Herausgabe der Literaturzeitschrift „etcetera“ sowie für das 25jährige Bestandsjubiläum wird der LitGes St. Pölten heuer eine Subvention von 7.650 Euro von der Stadt gewährt.

Andreas Fränzl, Lames-Mastermind:
„Die Höhe der Lames-Förderung vom Bund beträgt in etwa jener der Stadt“, so Fränzl (2009: 2.500 Euro). Die Förderungen seitens der Stadt seien nur teilweise finanziell: „Es ist mehr ein Entgegenkommen in einer anderen Weise, z. B. bezüglich Betriebskosten“, erklärt Fränzl. Vom Land erhält Lames ca. 5-mal soviel. Darüber hinaus habe man heuer auch erstmals beim Land um eine Jahresförderung angesucht und genehmigt bekommen. Allgemein begrüßt er das Jugendkulturförderungsprojekt „Come-On“ des Landes. „Hier gibt es Termine, wann man einreichen muss. Das ist bei der Stadt nicht so, da muss man zunächst einmal ein Schreiben an Dr. Karl schicken.“ Dann sehe man weiter. „So ein Subventionsvergabesystem wie Come-On wünsche ich mir auch von der Stadt. Einfach, dass alles genauer angeschaut wird, dass wie beim Land Schwerpunkte gesetzt werden.“ Wieviel LAMES für 2010 bekommen wird, kann er noch nicht sagen. „Längerfristig gesehen brauchen wir aber mehr Unterstützung.“