MFG - NDU for you
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

NDU for you

Text Gotthard Gansch
Ausgabe 03/2013

Die New Design University steht in St. Pölten, das wissen noch die Meisten. Doch was machen deren Studenten genau? Anlässlich des bevorstehenden Tages der offenen Tür blickten wir bereits vorab hinter die studentischen Kulissen.

Direkt neben dem WIFI St. Pölten, das bislang die NDU beherbergt, sind bereits die Bagger angerollt, um das „Technikzentrum St. Pölten“ zu errichten. In naher Zukunft soll damit das aus allen Nähten platzende Hauptgebäude entlastet werden, auch die NDU wird dort eine neue Heimat finden. Bereits verwirklicht als Open Space der Universität ist die NDU-Fabrik, eine adaptierte Fabrikshalle am Gelände der ehemaligen Glanzstoff. Die „Factory“ soll den direkten Austausch unter den Studenten sowie transdisziplinäre Projekte fördern. Ein Beispiel ist das Projekt „Leseumwelten“, das durch das sogenannte Future-Lab zustande kam, eine Schnittstelle zwischen der Universität und der Wirtschaft. Aufgabe war in Zusammenarbeit mit externen Architekten ein Möbelstück zur Aufbewahrung von Büchern für die NÖ-Bibliotheken zu entwickeln, wie Benedikt und Manuel, Studenten im 6. Semester Innenarchitektur, erklären. „Wir konnten jeden Schritt des Projekts kennen lernen und angreifen“, zeigt sich Benedikt begeistert. „Viele unserer Projekte haben einen großen Realitätsbezug. Angesagte Themen in der Architektur und Design wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, Recycling oder Re-Use werden behandelt.“ Das Wichtigste sei aber sich selbst zu entfalten, wie Manuel betont: „Egal ob das eigene Projekt realitätsbezogen oder schräg ist, man muss nur argumentieren, warum man es so verwirklichen will.“ Die Universität biete eine dementsprechende Grundlage: „Sie vermittelt konträre Eindrücke – gerade im kreativen Bereich ist es wichtig, nicht nur einer Einbahn zu folgen.“ Benedikt studierte vorher an der TU Wien, fand es aber zu wenig künstlerisch und dynamisch. Manuel stellt übrigens als gebürtiger St. Pöltener „eine klassische Minderheit“ an der NDU dar. Benedikt wiederum lebt zwar in Wien, mittlerweile ist es aber zur Tradition geworden, auch des Öfteren in der Traisenstadt fortzugehen.
P(y)ro und Contra
Waren die beiden für die Gestaltung des Möbelstücks zuständig, zeichnete sich der Studiengang „Grafikdesign“ für das Corporate Design verantwortlich. „Es war ein motivierendes und antreibendes Arbeitsumfeld“, blickt Corinna, ebenfalls im 6. Semester, zurück. Sie absolvierte bereits den Bachelorstudiengang Medientechnik an der FH St. Pölten, bereut aber nicht, sich jetzt noch zusätzlich für die NDU entschieden zu haben: „Die Uni schafft es, sämtliche Aspekte des Grafikdesigns tiefer zu behandeln, nicht nur oberflächlich“, schwärmt sie. Während des FH-Studiums war die aus Mistelbach Stammende mehr in St. Pölten verwurzelt, spielte etwa in Oberwölbling in einer Volleyball-Mannschaft, mittlerweile lebt sie jedoch in einer WG in Wien und pendelt. Die ihres Erachtens schlechten LUP-Busverbindungen trüben ihr sonst positives Bild: „Ich habe das Gefühl, mich für höchste Qualität entschieden zu haben.“ Auch Benno vom Studiengang Event Engineering ist vom Studium angetan. Der Praxisbezug und das gute Verhältnis zu den Vortragenden sowie spezielle Zusatzausbildungen im Rahmen des Studiums wie etwa die Ausbildung zum Pyrotechniker seien besonders. „Veranstalter haben normalerweise ja wenig Technikwissen, wir bekommen es hier häppchenweise serviert“, freut er sich. Eines wundert ihn aber: „Dafür, dass hier 300 Leute studieren, kennt man sich relativ wenig untereinander.“ Das soll sich mit der neuen NDU-Fabrik aber radikal ändern.
Spielwiese Factory
„Die Räumlichkeiten fördern Zusammenarbeit, sind identitätsstiftend und haben Vielfalt geweckt“, ist sich Benedikt bezüglich der NDU Factory  sicher. Auch Manuel begrüßt den Umstand, dass man hier studiengangsübergreifend arbeitet und sich trifft. In dieselbe Kerbe schlägt Corinna: „Es taugt mir, dass wir jetzt mit den Architekten zusammen kommen!“ Bei Gastvorträgen oder ähnlichen Veranstaltungen wird die Technik meist vom Studiengang Event Engineering bereitgestellt, wie Benno berichtet. Geplant sei zudem eine Kleinkunstbühne, quasi ein Eventlabor.
In der Stadt wurden schon einige Projekte wie ein Leitsystem mittels farbiger Fäden beim Höfefest („Anbandeln“) oder eine Ausstellung im ehemaligen Autohaus in der Hessstraße 12 realisiert, wie der angehende Innenarchitekt Benedikt noch ergänzt. Und Manuel spricht ein schönes Schlusswort: „St. Pölten steht bei uns oft im Zentrum, wird wie eine Spielwiese betrachtet, ein lebendes Anschauungsobjekt. Es wirkt unberührt und übersichtlich. Man ist der einzige Koch, der mitwirkt.“ EINE VISION, DIE WIRKLICHKEIT WIRD
Der frische Wind ist unverkennbar – mit seinem neuen Rektor Stephan Schmidt-Wulffen hat die NDU eine weitere Öffnung und Internationalisierung erfahren. Und der Rektor hat eine klare Vision „Zu Beginn der Industrialisierung wurde in Weimar das sogenannte Bauhaus gegründet, eine Kunstschule, deren Ziel es war, das Gestalten auf die Industrieprozesse abzustimmen“, erzählt er von einer Art großem Vorbild. Diese Vision vom Großen im Kleinen transferiert er nach St. Pölten und fragt: „Was habt ihr bitte mit Wien und Berlin?“Kurzum, nicht auf die Größe kommt es an, sondern auf die Kreativität und Originalität, auf die richtigen Antworten in veränderten Zeiten. „Wir kommen aktuell in eine andere Form der Produktion. Es gibt keine Serienproduktion mehr und sie ist auch nicht mehr arbeitsteilig“, so Schmidt-Wulffen.  Bei neuen Produktionstechniken übernimmt das Gestalten nicht mehr ein Künstler oder ein Designer, sondern das verwendete Material bestimmt die Gestalt. Die Trias „Gestalten – Technik – Management“ stehe hierbei im Mittelpunkt, wobei Management als neuer Faktor in der Lehre der NDU St. Pölten eingeführt wurde. Damit repliziert man auf die US-amerikanische Denkweise, dass Management ein Beruf so gestaltend und visionär ist, wie der des Designers. Open House: 19. April 2013