Jetzt ist jetzt
Text
Beate Steiner
Ausgabe
09/2025
Manche Wörter mag ich nicht – die erzeugen unangenehme Bilder in meinem Kopf. „Nett“, zum Beispiel. Das ist so fließend – zwischen angenehm und akzeptabel. Oder „emotional“. Na, wie denn? Glücklich und quietschvergnügt oder traurig und schockiert – das sind doch alles emotionale Zuständ‘.Oder „bewahren“ – da kommt sofort die Assoziation „nix verändern“ oder „früher war’s besser“. Schrecklich! Eh klar, dass wir unsere Barockgebäude nicht mit wildem Wein bewachsen lassen oder den Dom mit bunten Fliesen bekleben. Aber: Warum dürfen auch weniger markante Bauwerke nicht an die Bedürfnisse der Jetztzeit angepasst werden? Wer sein geschütztes Haus thermisch sanieren will, plant ein hochpreisiges Langzeitprojekt. Sonnenenergie darf nur nutzen, wer nicht in „bewahrten“ Zonen wohnt. Fassaden dort müssen gestaltungsgenehm sein. Wenn unsere Vorfahren auch so gedacht hätten, dann wär‘ der Dom nicht barockisiert worden und es gäbe kein Stöhr-Haus im Jugendstil. Schön, dass Jahrhunderte lang umgebaut und aufgebaut wurde – nach den ästhetischen Kriterien und technischen Möglichkeiten der jeweiligen Zeit. Weil sonst müssten wir wie unsere steinzeitlichen Ahnen in hölzernen Pfahlbauten an der Traisen hausen oder in feucht-kalten Höhlen in der Kellergasse.Früher ist früher und jetzt ist jetzt. Früher sind wir durch einen ungepflegten Beserlpark um eine b’soffene Marille auf den Rummelplatz gepilgert. Der Vergnügungspark samt b’soffener Marille ist übersiedelt, aus dem Raucherpark für Schüler ist ein grünes Paradies für Kinder geworden. Erneuerung, die mag ich!



