MFG - Body, Soul & das dazwischen
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Body, Soul & das dazwischen

Text Althea Müller
Ausgabe 12/2008

Unsere Gesellschaft ist verkorkst. So gilt im Allgemeinen: Möglichst wenig Bewegung, Gefühl, Berührung. Dafür viel Wissen, Leistung, Geld. Irgendwas aber bleibt dabei auf der Strecke. Wir, zum Beispiel... Ein Reisebericht der anderen Art.

Wenn jedoch der Kopfschmerz immer größer wird und der Atem immer knapper, kehren viele von uns verlorenen Schafen zu ihren Wurzeln und Ursprüngen zurück, zum Siedepunkt in der Mitte, zum Ich. Zur Suche nach dem Sinn, dem eigentlichen Weg. Quasi. Und die Hilfe dabei kommt nicht von Dr. Grey, dem undone-gestylten Mattscheibenflirren. Sondern von sogenannten „ganz normalen“ Menschen, die uns heilen, begleiten, kurz: wirklich helfen können. Oder etwa nicht?
Im Folgenden eine Sammlung eigener und weiterer spannender Reiseerfahrungen zwischen Himmel und Erde – und allem anderen.
Shiatsu: Die Kunst, sich fallen zu lassen
Ich schaue blöd aus in der weiten Leinenhose, meine Haut ist arrrgh und außerdem komme ich zu spät zur ersten Sitzung, was mich ärgert und beschämt. Zutiefst angefressen lasse ich die Doppelstunde dann beginnen, mit einem Kennenlern-Gespräch, bei dem sich der Shiatsu-Mann alles Mögliche notiert: meine seelische Verfassung, Vergangenheit, aktuelle Tages-, Ess- und Beziehungsgewohnheiten, Probleme, die ich preiszugeben bereit bin. Die Behandlung an sich läuft so ab, dass ich mit geschlossenen Augen auf einer Matte liege, während ich den anderen Menschen, einem Schemen gleich, sich um mich herum bewegen und mein Bein, meinen Arm, meine Stirn berühren fühle. Bei der Verabschiedung ist mir schwindlig, das kommt sicher vom Liegen. Draußen aber fühlt sich plötzlich alles anders an: Ich fühle mich verdammt lässig in der weiten Leinenhose, meine Haut ist gut so, wie sie ist und ich habe alle Zeit der Welt. Huischwui and relax Baby!
Shiatsu mit Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist eine Form der Körperarbeit, die die Selbstheilungskräfte und Fähigkeit der Selbstreflexion aktiviert. Der Name Shi = Finger und Atsu = Druck sagt viel über die Behandlung an sich aus: Mithilfe direkten oder indirekten Hautkontaktes und ganz ohne Hilfsmittel werden Meridianpunkte stimuliert. Energie fließt. Der Geist wird frei.
TIPP: www.energiewerk.at
Cranio Sacrale: Schwimmen im Energiestrom
„Meine Familie hat mir einen Gutschein geschenkt, also gehe ich hin. Die Frau dort wirkt mütterlich. Im Zimmer steht alles mögliche Eso-Zeug – Duftlampen, Engel. Sie fragt mich, was ich mir von der Behandlung erhoffe und ich sage ihr, dass ich einen Gutschein bekommen habe. Und dass ich zwar bis vor kurzem viel getrunken habe, sonst aber keine Probleme in dem Sinn hab. Dann liege ich am Rücken auf der Liege, die Frau steht hinter mir und hält meinen Kopf. Sonst passiert nichts. Ich mache die Augen zu. Es kommt mir alles komisch vor. Nach einer Ewigkeit wechselt sie auf Höhe meiner Knie und hält die Fingerspitzen leicht an meine Beine. Wieder vergeht eine Ewigkeit. Dann plötzlich geht ein Ruck durch mich, vom Kopf zu den Zehen und retour. Ich spüre, dass ich schwebe und habe entsetzliche Angst, aber als ich die Augen aufreiße, sehe ich, dass ich gar nicht schwebe und die Frau noch immer ganz ruhig neben meinen Knien steht. Und jetzt folgt ein Gefühl der Lebendigkeit und ich muss ganz tief atmen, so, als würde das mein Körper selbst anordnen. Komisch kommt mir jetzt nichts mehr vor. Beim Rausgehen schaue ich in den Spiegel. Mein Gesicht wirkt klar. ICH bin klar.“ (Axel, 31)
Die Cranio Sacrale-Impulsregulation bringt den ureigenen Körper-Rhythmus ins Gleichgewicht. Die Praktik wurde Anfang des 20. Jhdts. in den USA entwickelt (Cranium = Schädel, Sacrum = Kreuzbein). Man stellte fest, dass der Mensch in seinen Knochen einen rhythmischen Impuls hat, der sich im Idealfall vom Kopf ausgehend über Wirbelsäule und Kreuzbein, durch Gehirn und alle Organe erstreckt. Darauf aufbauend hilft die CS-Impulsregulation, innere Blockaden zu lösen. So können nicht nur körperliche, sondern auch bzw. vor allem seelische „tote Winkel“ aufgespürt werden. Von Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu Depressionen.
TIPP: Gabriela Bilek, 3200 Weinburg, Tel: 02747/2579. Termin nach Vereinbarung
Kartenlegen: Karton + Farbe = Zukunft
„Die Wahrsagerin U lernte ich zufällig am Flohmarkt kennen. Sie hatte ihre Karten bei sich, also schaute sie gern spontan in einer ruhigen Ecke für mich rein. U sah die Gegenwart. Ich sah mich umgeben von Karten mit Frauen. Das waren wohl die, die mir meinen Freund ausspannen wollten. „Die Angst brauchst du nicht zu haben“, beschwichtigte U, „er liebt dich, er steht fest zu dir.“ Im rechten oberen Eck des Bildes sah sie ein Stück Zukunft. „Ihr werdet schon bald zusammenziehen, aber nicht hier wohnen“, sagte sie, „denn du wirst dich beruflich verändern und er wird mit dir gehen.“ Bezahlung wollte U übrigens keine. Und was soll ich sagen? Ein paar Monate später habe ich endlich meine Eifersucht in Griff bekommen, weil mir bewusst geworden ist, dass die andren Frauen nur Hirngespinste sind. Und als ich beruflich nach China ziehen musste, ist mein Freund ohne mit der Wimper zu zucken mit mir gegangen.“ (Anita, 28)
Prinzipiell: Vorsicht vor Kartenlegern! Vor allem vor solchen, die ihre Dienste aufdrängen bzw. am andren Ende einer kostenpflichtigen Hotline sitzen. Ansonsten gilt: Ein gutgesinnter Kartenleger, der tatsächlich eine übersinnliche Ader (bzw. ganz simpel: ein gutes Gespür) hat, sagt niemals schlimme Dinge voraus – selbst dann nicht, wenn er sie wirklich sieht. Also hütet euch vor Leuten, die Tod, Krankheit etc. voraussagen. Übrigens kann jeder, der halbwegs sensibel ist, sich selbst und anderen das Gestern, Jetzt und Morgen deuten. Es ist das Unterbewusstsein, das die Karten genau so auslegt, wie wir es insgeheim ja sowieso wissen. (Für Geübte: Das funktioniert auch ohne Karten.) Also lieber nichts zu ernst nehmen, sondern allerhöchstens als Richtungsweiser.
BUCHTIPP: „Tarot – Spiegel deiner Bestimmung“ von Gerd Ziegler (Urania)
Yoga: Atmen, Baby, immer weiter atmen
Mein Yoga-Kurs für Anfänger findet in einem erbsengrünen Turnsaal statt, Neonleuchten hängen von der Decke. Das ist nicht grade erbaulich. Und meine Yogalehrerin erinnert mehr an ein burschikoses Tennis-As als an die erleuchtete Grazie mit Katzenaugen, die ich mir vorgestellt hätte. Jedoch nur bis zu den ersten paar Übungen, wo klar wird: Diese Frau kann sich an Stellen verbiegen, die ich an mir selbst noch nicht mal kannte. Nach drei Monaten ist der Kurs zu Ende, dafür beginnt für mich das wahre Yoga. In Eigenregie, immer morgens, noch vor Kaffee und Zigarette. Die Übungen klappen nicht so gut wie im Kurs, wo ich die Hilfestellung hatte. Dafür klappt die Entspannung besser. Ich atme mich zur Ruhe. Mehr noch – ich werde langsam immer gelassener. Und beginne doch wirklich, mich zu spüren – etwas, das ich jahrelang nicht konnte.
Yoga entstand vor mehr als 5.000 Jahren in Indien als Lehre vom Leben im Einklang mit sich und seiner Umwelt. Nicht nur Körper- und Atemübungen, auch Denkweisen und Einstellungen harmonisieren und bringen Körper, Geist und Seele in Einklang. Heute gibt es verschiedenste Kurse – vom kräftigenden Hatha Yoga bis zum Yoga für Schwangere. Einsteiger-Tipp: für den Anfang Volkshochschul-Kurs buchen – ist günstig, zeigt die Basics und beweist, dass Yoga auch ohne Katzenaugen wunderbar funktioniert.
TIPP: www.vhs-stpoelten.at
Im Haus der Energie - Hypnose und Rückführung
„Ich kann Menschen helfen, die zu rauchen aufhören wollen“, sagt Susanna und schenkt mir Kaffee ein. Patchouli-Geruch und Grünpflanzen umgeben mich. Ich bin in Susannas Haus und ganz erstaunt. „Oder solchen, die abnehmen möchten“, fügt sie hinzu. Sie ist Hypnosetherapeutin. Wir gehen in den Garten, wo eine riesiger Baum seine Zweige bis fast zum Boden streckt. Laternen und Windspiele hängen in den Ästen. Ich bin wie high von diesem Ort. Das sind die guten Energien.
Und was hat es mit der Rückführung auf sich? „Menschen in ihre vergangenen Leben zurückzuführen, kann ihnen helfen, das Jetzt besser zu verstehen“, erklärt Susanna, „wenn jetzt z. B. jemand ständig in unglücklichsten Beziehungen drinhängt, kann heraus kommen, dass er in einem seiner vorherigen Leben durch Gewalt seine große Liebe verloren hat. Und das blockiert ihn heute, sich zu binden.“ Ich habe Gänsehaut. „Stell es dir wie eine Reise vor. Du entspannst dich, ich sitze neben dir und nehme dich durch Worte mit auf einen Spaziergang. Du stellst dir die Orte vor, die ich dir beschreibe – z. B. eine Wiese. Und hinter der nächsten Kreuzung kann dann vielleicht schon das Haus stehen, in dem du im letzten Leben gelebt hast.“ Ich habe Augen groß wie Kuchenteller. „Wichtig dabei ist aber natürlich, dass derjenige mitmacht“, sagt sie, „es kommt nämlich schon auch vor, dass ein Klient zwar anfangs will, dann aber quasi stehen bleibt und partout nicht weiter geht. In einem solchen Fall kann ich dann natürlich auch nicht zaubern. Dann ist derjenige einfach noch nicht bereit.“
Susanna integriert in ihr Tun und Denken indische Lehren, Philosophie, Medizin und nicht zuletzt ihre persönlichen Lebenserfahrungen, die guten wie die harten. Ich ziehe mir die Martens an, um das schöne Haus wieder zu verlassen. „Solche hatte ich früher auch an“, sagt Susanna und lächelt, „in der Zeit, als ich bei den Punks gelebt hatte. Das ist aber schon eine Weile her“, fügt sie hinzu und lächelt noch mehr. Ich gehe, aber wisst ihr was? Ich komme wieder. Wenn ich bereit bin.
Hypnose, Rückführung, Meditation
Susanna Walter-Feyertag, Haus der Energie, 3040 Neulengbach, Tel: 0676/9530318
www.haus-der-energie.info