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St. Pöltens gute Seite

Roul Starka

Roul Starka
Kolumnist
Der Dichter. Plaudert gerne aus dem Nähkästchen und lotet die Untiefen der St. Pöltner Seele aus. Ist dabei – egal ob in Jesolo, Kroation oder Wien – eigentlich trotzdem immer in St. Pölten. Bringt als Chansonier die Dichtung ins MFG. Ganz starka!

Foto zVg

10 Jahre Wellenstein

10 Jahre „Café im Palais Wellenstein“. Im Lokal steht ein Mann, Tezcan, mein Freund. Ohne ihn müssten wir den Raki im Supermarkt kaufen, selber Linsensuppe kochen, zu Hause Bier zapfen, im Kalten Frauen suchen, alleine weinen, alleine lachen. Ist der Chef selbst im Wellenstein, könnte man es nennen „Tezcan im Café Tezcan“. Ja, er ist sehr präsent, das entzückendste und männlichste Lächeln der Stadt. Über Byzanz, Konstantinopel, Istanbul ist er nach St. Pölten gekommen und  ...


Foto Lukas Gojda - stock.adobe.com

St. Pölten und die Kunst

Alle werden jetzt glauben: „Oje, das wird bös.“ Jetzt ist es aber mit der Kunst wie mit der Mama. Ich will natürlich gscheiter sein als die Mama. Dann kommt sie durchs 
Vorzimmer. So hab ich sie noch nie gesehen und sage: „Mama, wie bist denn du heut angezogen? Na, das schaut aber komisch aus, ich mein, willst wirklich so unter die Leute gehen?“
Und die Kunst geht unter die Leute. Steht an der Tangente, hängt am Domplatz, macht Musik, spielt  ...


Foto kariphoto - stock.adobe.com

Rummelplatz St. Pölten

Diese Zeilen sind lächelnde Traurigkeit. Wir haben schon nach Pfingsten, ich weiß, doch das Wort „Rummelplatz“ sind Gerüche von früher, nach Autodrom, Steckerlfisch, Grillhenderl, Pommfritt, Marillenschnaps, Zuckerwatte - und zwischen alledem riecht es nach Frauen. Nach Sehnsucht, Hammerpark, Mopeds, nach Benzin und Männern, Jeans, Mädchenhaut, nach Bayernkurve und GoKart. Die Töne sind das Runtergehen, beim Biergarten vorbei, dann das Knirschen des Schotters. Oben zuvor das  ...


Foto Tom Bayer - stock.adobe.com

Aufpassen

Aufpassen bei Menschen, die in hässlichen Schlapfen neben einem Esel herumgehen und die Wahrheit verkünden. Sie haben schon viel Unheil gebracht. Aufpassen bei Menschen, die hauptberuflich mit Zertifikat das Leben erklären, sie haben keines. Aufpassen bei Menschen, die auf Inch und Zentimeter genau die Diagonale ihres Fernsehers kennen. Aufpassen bei Menschen, die dir sagen: „…und darum ist es halt schon sehr wichtig, dass man…“. Aufpassen bei Menschen, die Zähne putzend durch  ...


Foto Jan Engel - stock.adobe.com

Frauen und Männer aus St. Pölten

Frauen horchen. Männer gehorchen. Männer wollen Frauen. Frauen sind Frauen. Männer brauchen einen Gott. Frauen essen Fleisch. Frauen haben Schuhe. Männer haben ihren Stolz und sind sehr stolz auf ihren Stolz. Männer sagen so gern die Wahrheit. Frauen sagen: „Ja, die nehm ich.“ Wenn eine Frau und ein Mann in der Natur „Aaah, so schön!“ sagen, sind sie verheiratet. Männer sind gern glücklich. 
Frauen sind glücklich, wenn sie nicht immer glücklich sein  ...


Foto Michaela Begsteiger - stock.adobe.com

Frequency & die Jammerer

Die Frequenz wurde frequentiert. Und ich find das gut und bin stolz auf unser Frequency. Die Jammerer jammern. Das tun sie aber hauptberuflich seit ihrer Geburt. Da war auch alles grad so schön geputzt und dann das. Es ist ihnen zu heiß oder zu kalt. Viel zu viel Wind, richtig unangenehm, oder total windstill, richtig unangenehm. Sie müssen Beton essen, weil alles zubetoniert wird. Es sind zu viele Baustellen, oder diese Straße gehört endlich mal repariert. Und was sagen sie, wenn es  ...


Foto Matea Mirosevic - stock.adobe.com

Ein Märchen

Wir tragen gelbleuchtendes Gewand und arbeiten im Straßenbau. Da helfen uns viele Menschen, Männer und Frauen. Gemeinsam schwitzen wir und schnaufen laut. Manchmal sind wir alleine, schnaufen leise und lächeln trotzdem. Wir bauen Straßen und wollen uns jederzeit erreichen oder uns in einem Kaffeehaus treffen, offline, ohne Strom im Bauch, aber mit lachen und reden. So mit Mund und Zunge und Ohren und Malakofftorte. Wenn wir Glück haben, zeigen uns die Omas vor, wie man das am besten  ...


Foto Maksim Shebeko - stock.adobe.com

Faschingsfasten

Heute ist Faschingsdienstag, das Maximum an peinlich erzwungenen Fröhlichkeiten. Sie schenkelklopfen sich zwischen viel Zahnfleisch und Niederösterreich, „Wo Ferien noch Ferien sind“, herzhafter Werbespruch mit Herz und herzlichem „Herzliches Willkommen!“, tief im Herzen. Landestheater, Landesmuseum, Landhaus, Landeinfärbung, Land der Berge, Land am Strome, Land der Länder, Landreich bist du reich und Ostmark, mir graust.
St. Pölten ist aber Stadt und Humor in der  ...


Foto Reichl

Advent

Schau ich mir auf Facebook die Diskussionen an, ob es denn Adventkranz oder Adventskranz heiße, weiß ich, warum es Kriege gibt. Übrigens: Beides ist richtig, in Deutschland mehr der Adventskranz, in Österreich mehr der Adventkranz. So wie Schweinebraten und Schweinsbraten. Beim Schweindi haben wir das Fugen-S halt gern.
Ist einem trotz Fugen-S fad, schüttet man einen Kübel Farbe auf ein Kunstwerk, klebt sich am Boden fest und kommt sich dabei recht gut und Klima rettend  ...


Foto Rialto Film

Kulturelle Aneignung

Hab mir heute früh die Kultur der Römer aus Aelium Cetium angeeignet und eine Eierspeis gegessen. Aus Südamerika hab ich die Erdäpfel für meine Pommes und ich tanz sogar Samba mit dir! In englischen Schulen wird Shakespeare teilweise aus den Bücherlisten gestrichen: zu brutal, zu viel Rassismus, Sexismus und -keit und -heit. Und jetzt nehmt ihr mir meinen Winnetou weg.
Was macht ihr woken VerbieterInnen eigentlich den ganzen Tag außer verbieten? Ihr seid nicht woke, sprich  ...