MFG - VIP Parkplatz für alle
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St. Pöltens gute Seite

VIP Parkplatz für alle

Text Sascha Harold
Ausgabe 06/2014

„Fühle dich wie ein VIP“ – so könnte der Slogan für das neue Parkhaus beim Bahnhofsplatz lauten, so es einmal fertig wird. Die Kosten sind von ursprünglich geschätzten 10,5 Millionen Euro auf unglaubliche 16 Millionen explodiert. Ein Stellplatz kostet somit rund 22.000 Euro. Konsequenzen? Fehlanzeige.

Dass Bauprojekte mehr kosten, als der ursprüngliche Plan es vorsieht, ist mittlerweile ärgerliche Praxis. In die Liste dieser Vorhaben reiht sich nunmehr auch das Parkdeck beim Bahnhof St. Pölten. Die erste Erwähnung des Projektes findet sich in einem Gemeinderatsbeschluss vom Februar 2011, damals war noch von rund zehn Millionen Euro Gesamtbaukosten die Rede – ein Trugschluss wie sich herausstellen sollte, denn 2013, zum eigentlichen Baustart, betrugen die kolportierten Kosten für das Deck bereits 12,7 Millionen Euro. Der Baustart wurde dennoch ohne weitere Debatten beschlossen, die Stadt St. Pölten sollte sich mit 20 Prozent an der Gesamtsumme beteiligen – der Rest wird zwischen ÖBB und Land Niederösterreich aufgeteilt.
So weit, so mäßig. Ein Jahr später dann das böse Erwachen. Die Projektkosten betragen inzwischen unglaubliche 16 Millionen Euro, die Stadt soll davon sechs Millionen tragen, das sind 37,5 Prozent des Gesamtbetrages! Umgerechnet kommt ein Parkplatz im neuen Parkhaus damit auf fast 22.000 Euro – damit werden anderswo schon fast Tiefgaragen gebaut!
Stellt sich die Frage, wie es zur Kostenexplosion von über 25% (gegenüber 2011 sogar 35%) kommen konnte?
Die ÖBB, einerseits Errichtungspartner, mit der ÖBB Infrastruktur AG zugleich aber auch fürs Baumanagement zuständig, lässt über Mario Brunmayr ausrichten: „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die ursprüngliche Kostenschätzung auf Basis einer Projektstudie erfolgte, aus der die Komplexität des Bauvorhabens nicht im vollen Umfang ersichtlich war.“ Die Realität habe dann notwendig gemacht, sämtliche Einbauten umzulegen, zudem hätten archäologische Funde und eine Fliegerbombe den Bau verzögert und damit verteuert. Argumente, die Gemeinderat Mario Burger (VP), hauptberuflich Sachverständiger für Bauwesen, nicht gelten lässt angesichts einer Erhöhung um 3,3 Millionen Euro: „Der Risikoplan wurde mangelhaft gemacht!“, stellt er trocken fest.
Auch vonseiten der Opposition hagelt es Kritik. Nicole Buschenreiter etwa hält die „lasch angegangene Budgetierung“ für fragwürdig. Im Magistrat wiederum sieht man sich nicht in der Pflicht: „Es ist festzuhalten: Die finanzielle Verantwortung für das Projekt lag nicht in der Verantwortung der Stadt“, so Heinz Steinbrecher vom Medienservice. Auch die Umverteilung im Kostenschlüssel hat andere Gründe: „Die 20 Prozent gelten für die oberen Decks, die für Park & Ride reserviert sind. Die Stadt hat sich aber im Erdgeschoß ein City-Parkdeck gewünscht, als Ersatz für die Kurzparkplätze, die im Zuge der verkehrlichen Neuorganisation der Bahnhofplätze weggefallen sind“, so Pressesprecher Martin Koutny. Diese Kosten hätten nicht zur jetzigen Erhöhung beigetragen.
Für Burger ist die Sache jedenfalls klar: Grobe Verfehlungen des ÖBB-Baumanagements seien Schuld an den unerwarteten Kostensteigerungen, eine eingehende Analyse unumgänglich, was der Gemeinderat auch beschlossen hat – sofern das Land dem zustimmt. Derweil schluckt man – wie es im Volksmund so schön heißt – die Krot, die noch dazu doppelt bitter schmeckt, da das Baumanagement an der Gesamtsumme des Bauvorhabens prozentuell beteiligt ist. Kurzum, wie es Burger treffend formuliert: „Wir zahlen also für die miese Leistung des Baumanagements doppelt.“
Und eine Frage muss sich der Gemeinderat gefallen lassen: Auf welcher Basis werden Projekte dieser Größenordnung durchgewunken? Reichen „Projektstudien“ wirklich aus, oder leistet man aufgrund von Schnellschüssen, die Zeit- und Beschlussdruck erzeugen, nicht derartigen Fehlkalkulationen Vorschub?
Von Konsequenzen auf Seiten des ÖBB-Baumanagements ist übrigens nichts bekannt ...