MFG - TAKE ME TO THE MATADOR
TAKE ME TO THE MATADOR


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

TAKE ME TO THE MATADOR

Text Mathias Kirner
Ausgabe 09/2010

Matador – die Bauklötze aus Holz sind wohlbekannt. Ist aber genauso bekannt, dass es die Marke seit 1903 gibt, dass sie zwischenzeitlich dem Täglich Alles-Gründer Kurt Falk gehörte und dass sie mittlerweile in St. Pölten ansässig ist?

Michael Tobias wirkt wie ein sehr ruhiger und gesetzter Mensch. Strikt chronologisch und sachlich erzählt er davon, wie er gemeinsam mit seiner Frau Claudia die vom Markt verschwunden geglaubte Marke Matador gekauft und wieder aufgebaut hat. Erst wenn Tobias von seinem Enkelkind erzählt, sieht man Emotion, ja beinahe ein Funkeln in seinen Augen. Und somit liegt die Antwort auf die Frage, was das Ehepaar motiviert hat, viel Zeit und Geld in eine daniederliegende Spielzeugmarke zu investieren, auf der Hand: Das Faszinierende an Matador sei die Begeisterung der Kinder beim Spielen, die Möglichkeit, mit Holzklötzchen,  Stäbchen und Hammer unendlich viele Kombinationen zu bauen und dabei auch ein kleiner Handwerker zu sein.  
Rückblick. Die Ursprünge von Matador gehen weit zurück. Bereits 1903 ließ sich Johann Korbuly, Ingenieur und in Wien als siebentes von 18 Kindern eines Kaufmanns geboren, die Holzklötzchen patentieren. 1906 eröffnete das erste Geschäft am Wiener Graben. 1978 wurde Matador an Kurt Falk verkauft, der zwar in die Marke investierte, aber damit nicht erfolgreich war und schließlich 1987 die Produktion stilllegte. Das Ehepaar Tobias sollte zehn Jahre später - als es die alten Maschinen kaufte – noch Becher mit eingetrockneten Kaffeeresten an den Maschinen vorfinden. „Kurt Falk hat von einem Tag auf den anderen zugesperrt“, erzählt Michael Tobias. Vor dem Kauf der Maschinen im Jahr 1997 hatte die Familie Tobias die Markenrechte an Matador erworben. Das war 1996. „Zu einem fairen Preis“, gibt er sich zugeknöpft über die Höhe des Kaufpreises.
Doch wie kam es zu dieser Idee? „Wir haben damals für unsere eigenen Kinder Matador in den Geschäften gesucht und nicht gefunden“, klärt er auf. Schließlich recherchierte man über den Verbleib der Marke und fand dabei heraus, dass sie nach wie vor im Besitz von Falk stand, der sein Glück zu diesem Zeitpunkt schon mit „Täglich Alles“ versuchte.
Nach dem Erwerb der Marke versuchte die Familie zuerst in Tschechien von einem Lohnfertiger produzieren zu lassen, stellte aber bald fest, dass die Qualität nicht stimmte. „Matador ist in der Produktion extrem heikel“, präzisiert Michael Tobias. Das verwendete Buchenholz muss vor der Verarbeitung drei Jahre gelagert werden, die Klötzchen müssen dann „auf 500stel Millimeter genau produziert werden“. Schließlich kaufte die Familie den alten Maschinenpark an, modernisierte diesen und fand in Waidhofen an der Thaya einen Partnerbetrieb, der nun Matador produziert. Der Absatz im ersten Jahr betrug 8.000 Baukästen. Mehr als sich das Unternehmerpaar erwartet hatte.
Ausblick. Heute verkauft Matador 40.000 Baukästen pro Jahr. Was das an Umsatz bedeutet, auch darüber möchte Michael Tobias keine genauen Angaben machen: Dass es knapp eine Million Euro sind, können wir ihm dennoch entlocken. Er schränkt aber sofort ein, dass man „von einem derzeit sehr begrenzten Markt“ spreche. Denn: „Der Export steckt nach wie vor in den Kinderschuhen.“ Man liefere zwar weltweit, aber nicht flächendeckend. So gäbe es zwar Export in die EU, in die USA, nach China, Australien usw., aber noch jede Menge Wachstumspotential. „Unsere Produktionskapazität ist für das Fünf- bis Zehnfache ausgelegt.“ Derzeit kann der Jahresabsatz innerhalb von zwei Monaten im Einschichtbetrieb produziert werden. Dass sich das ändern wird, davon ist Michael Tobias überzeugt, schließlich sei Matador der Inbegriff des pädagogisch wertvollen Spielzeugs.