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St. Pöltens gute Seite

Weiter gehts

Text Michael Müllner
Ausgabe 06/2016
Zwei Durchgänge einer Bundespräsidentenwahl und die St. Pöltner Gemeinderatswahl liegen hinter uns, dennoch komme ich Ihnen hier schon wieder mit Politik – sorry!
Matthias Stadlers SPÖ nimmt, um ein Mandat gestärkt, die Arbeit im Gemeinderat auf. Als der Bürgermeister beim Wahlkampf-Auftakt von Zugewinnen sprach, taten sich selbst die treuesten Genossen schwer, an dieses Wunder zu glauben. Der generelle Frust mit den Regierungsparteien SPÖVP, die Angst und der Ärger quer durch die Bevölkerung wegen des Flüchtlingsthemas, eine alleinregierende Partei in einer Landeshauptstadt – ist das noch zeitgemäß? Dennoch machte Stadler ernst und konnte am Wahlabend jubeln.
Die befürchtete Bequemlichkeit des Wählers, der eh alles super findet und darum am Wahltag daheimbleibt, wurde mit einer Materialschlacht kompensiert. Eine hervorragende Kampagne hob die Menschen „hinter“ den Politikern hervor. Stadlers Kampagnen-Claim „Weiter gehts“ brachte tatsächlich die zentrale Botschaft des Wählerwillens auf den Punkt: „Arbeitet weiter für die Stadt, dafür seid ihr gewählt!“ Ein scheinbar einfaches Erfolgsrezept – ohne parteipolitischen Hickhack, ohne Streit – das gefällt dem Wähler also. Wobei es natürlich auch einer gehörigen Portion Schizophrenie bedürfte, stünde sich St. Pöltens alleinregierende SPÖ selbst im Weg. Stadlers Plus also ein Plädoyer für das oft zitierte „klare Verhältnis“ oder gar ein Mehrheitswahlrecht (im Bund)?
Wir werden sehen, wie er die nächsten fünf Jahre anlegt. Als Wahlgewinner und Kern-Buddy wird St. Pöltens Einfluss in einer SPÖ-geführten Bundesregierung steigen – was für die Stadt kein Nachteil ist. Ob es der erfolgsverwöhnten SPÖ gelingt, auch jene 41 Prozent mitzunehmen, die sie im April nicht gewählt hat, wird der wahre Test für die nächsten Jahre.