MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich ...

Text Johannes Reichl
Ausgabe 06/2018
… in der das Pflaster für die großen Traditionsbetriebe in den letzten Jahren ein holpriges ist, mit teils letalen Folgen. Nach dem Zusperren der Glanzstoff, dem kontinuierlichem Eindampfen der Voith auf Mickey-Mouse Niveau, dem Verkauf von Leiner an die südafrikanische Steinhoffgruppe hat es zuletzt auch Svoboda Büromöbel erwischt. Nach 107 Jahren muss man den Betrieb endgültig einstellen. Mitte Mai gab dann das NÖ Pressehaus den Verkauf von NP-Druck an die englische Walstead Gruppe bekannt. Entscheidungen werden in Hinkunft damit nicht mehr in St. Pölten gefällt.  Der Abriss des alten Pressehauses in der Linzerstraße mutete da geradezu sinnbildlich für den Verlust des nächsten „St. Pöltner“ Betriebes an. Aktuell prangt dort ein Loch, wobei man auch das metaphorisch deuten kann: Es gibt Raum für Neues. Am Glanzstoff-Areal wid 2019 mit der Verwertung des Areals begonnen ...
… in der EGGER Getränke eigentlich schon alles angerichtet hatte, um zwei besondere Jubiläen zu begehen, dann aber durch einen Ammoniak-Austritt, der einen ca. 15km langen Streifen des Mühlbaches zwischen Radlberg und Traismauer in ein totes Gewässer verwandelte, vorerst davon Abstand nehmen ließ. „Wir bedauern den entstandenen Schaden in aller Form und setzen alles daran, den Vorfall im Detail zu analysieren sowie die Schäden zu beheben“, versicherte Geschäftsführer Kurt Ziegleder via Presse-Aussendung. Zum Feiern ist aktuell jedenfalls niemandem zumute, Grund dazu hat man aber allemal. 1978 wurde die Brauerei in Unter-Radlberg eröffnet, zehn Jahre später folgte die antialkoholische Getränkesparte. Zuletzt tätigte man Investitionen von rund 10 Millionen Euro, beschäftigt über 220 Mitarbeiter und der Umsatz liegt bei ca. 100 Millionen Euro. Wir sagen also trotzdem Happy Birthday!
… in der St. Pölten mit Sicherheit nicht zukunftsvergessen, sondern geradezu zukunftsversessen ist. So intensiv – und zwar in dieser Breite – hat man sich mit der Zukunft der Stadt zuletzt wohl im Vorfeld der Landeshauptstadt-Erhebung vor über 30 Jahren auseinandergesetzt. Nun bekommt die Hauptstadt sogar ein eigenes „Zukunftsbüro“, wofür das Landestheater verantwortlich zeichnet. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein physisches Büro, sondern ein Festival von 4. bis 9. Juni am Rathausplatz, der zum Ort von Performances, Workshops, Lesungen & Co. mit klingenden Namen wie „Back dein Glück“, „Soundpölten“, „Manifest(ieren)“ uvm. wird. Das  Ziel erklärt die künstlerische Leiterin Marie Rötzer so: „Es geht darum, dass unser Publikum und unsere Teilnehmer in erster Linie neue Perspektiven, Gedanken und Anregungen über ihr eigenes Leben und ihre Zukunft erfahren.“