MFG - NÖs Nadelphobie
NÖs Nadelphobie


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St. Pöltens gute Seite

NÖs Nadelphobie

Text Thomas Winkelmüller
Ausgabe 03/2020
Haben Sie eigentlich gewusst, dass man Zitronensäure und einen Zigarettenfilter braucht, um sich Heroin zu spritzen? Ich auch nicht bis vor Kurzem. Das und noch eine Menge mehr habe ich während einer längeren Recherche für den STANDARD zum Thema Sucht gelernt. Darunter war ein Problem mit Niederösterreich-Bezug. Im ganzen Bundesland gibt es keine Möglichkeit kostenlos Spritzen zu tauschen. In sieben anderen – sonst nur nicht im recht kleinen Burgenland – ist das Thema schon längst abgehakt, für unsere deutschen Nachbarn sowieso.
Da frage ich mich doch: Warum geht das eigentlich bei uns nicht? Fachlich spreche nichts dagegen, sagt die niederösterreichische Drogenkoordinatorin. Als Hindernis für einen Vorstoß nennen verschiedene Seiten immer wieder das „Flächenbundesland“. Niederösterreich sei zu groß, um schnell ein funktionierendes Konzept erstellen zu können.
Dazu zwei Sachen. Es kommt nicht auf die Größe an – und selbst wenn: Spritzentausch als Schutzmaßnahme für Suchtkranke ist nicht erst gestern aufgepoppt. Die Landesregierung kennt das Problem seit mindestens drei Jahrzehnten und hätte längst eine Lösung entwickeln können. Hat sie leider nur nicht. Die ÖVP meint, weil von der SPÖ Gesundheitslandesrätin kein Vorschlag kommt. Aus roten Kreisen hört man, dass die Schwarzen – ja, in Niederösterreich sage ich bewusst nicht türkis – den Schritt in Richtung kostenlosem Spritzentausch stets blockiert hätten. Wer recht hat? Die Wahrheit liegt bekanntlich in der Mitte. Ganz gleich was stimmt: langsam wär’s Zeit.