MFG - Christoph Gurk - First Exit Tangente St. Pölten
Christoph Gurk - First Exit Tangente St. Pölten


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St. Pöltens gute Seite

Christoph Gurk - First Exit Tangente St. Pölten

Text Johannes Reichl
Ausgabe 03/2023

Okay, eigentlich bräuchte man ja nur im journalistischen Handbuch für Interviewführung, Seite 39, Absatz 2, Punkt 5 nachzuschlagen: „Mache niemals Interviews am Valentinstag in einem Lokal – schon gar nicht, ohne vorher zu reservieren!“ Ich gestehe, ich habe beides versemmelt, zumal an diesem Abend im Wellenstein nicht Herzerl in gedämpft-romantischer Atmosphäre durch den Raum fliegen, sondern es zugeht wie am Ballermann zur Happy Hour. Mein Gesprächspartner Christoph Gurk, künstlerischer Leiter des Tangente-Festivals, nimmts mit stoischer Gelassenheit und redet wacker gegen den Lärmtsunami an. Der Mann scheint gute Nerven zu haben – keine schlechte Voraussetzung für seine Mission!


Als Sie 2020 zum ersten Mal nach St. Pölten gekommen sind, war es wohl ruhiger als hier im Lokal – wir befanden uns damals ja mitten in der Pandemie. Relativ ruhig – nach außen hin – blieb es in Folge aber auch um die Tangente, so dass viele fragen: Was machen die eigentlich?
Also, an Arbeit mangelt es uns bestimmt nicht. Meine Arbeitswoche hat aktuell durchschnittlich 75 Stunden, und ich befürchte, das wird sich so schnell nicht ändern. Jetzt bereiten wir gerade das Pressegespräch vor, im Zuge dessen wir am 20. März erste konkrete Programmpunkte ankündigen werden. Man muss berücksichtigen, dass wir bei null beginnen mussten. Es ging ja nicht nur darum, ein Mission-Statement zu formulieren, einen Titel zu finden, die Marke hochzuziehen und uns auf die Programmierung zu stürzen, sondern wir mussten überhaupt erst einmal eine funktionierende Organisationsstruktur schaffen, auf deren Basis wir das Festival vorbereiten und durchführen können. Erschwerend kam hinzu, dass ich mitten in der Pandemie angetreten bin und es aufgrund der negativen Auswirkungen auf den Kulturbetrieb im Grunde genommen bis heute alles andere denn leicht ist, passendes Personal mit entsprechender Expertise zu finden. Da sind wir immer noch nicht ganz durch, aber auf einem guten Weg. Aktuell zählt das Team 17 Leute, am Ende dieses Jahres werden es etwas mehr als 20 sein.  

Wobei viele die St. Pölten-Quote bislang ja unterrepräsentiert sehen.
(lacht) Ja, das ist immer ein Reizthema bei derlei Projekten, von wegen „Da kommen die ganzen Wiener Kulturfuzzis, nur um unser Geld zu verdienen.“ 
Ich verstehe diese Sorge und den Unmut, der sich da bisweilen breit zu machen droht – aber unser Team ist wirklich breit aufgestellt und wir müssen die Leute ja nach ihrer jeweiligen konkreten Qualifikation aussuchen, die wir jeweils für die-se eine bestimmte Stelle brauchen. St. Pöltner spielen natürlich eine wichtige Rolle. Jakob Redl etwa war lange der Projektleiter der Kulturhauptstadt 2024, verfolgt jetzt aber seine politische Karriere weiter. Angelika Schopper ist aus Nieder­österreich und war viele Jahre im Festspielhaus St. Pölten tätig. Die Assistenz der Geschäftsführung, Ines Müller und meine persönliche Assistentin, Mine Bayazite sind St. Pöltnerinnen, wir haben Andi Fränzl mit an Bord geholt für verschiedene Aufgaben, unter anderem die Netzwerkpflege, und auch Katja Erlach, die fürs Sponsoring zuständig ist, lebt in Niederösterreich. Wir bessern uns also! Mit mir haben wir drei Deutsche im Team – ich finde, das ist nicht zu viel, auf die Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerechnet (lacht). 

Ist das tatsächlich ein Thema – so nach dem Motto „Die Piefke-Saga lässt grüßen“?
Naja, Deutsche werden im österreichischen Kulturbetrieb nicht unbedingt gerne gesehen. Aber ich glaube, gerade bei einem Projekt wie unserem ist es wichtig, dass nicht nur „Abstammungsösterreicher“ am Werken sind, sondern sich die Pluralität der Gesellschaft – die ja durchaus eine Zuwanderungsgesellschaft ist – im Team abbildet. Deshalb haben wir Kolleginnen und Kollegen mit bosnischen, polnischen, türkischen, rumänischen oder schweiz-französischen Wurzeln. Diese Diversität ist in der täglichen Arbeit extrem bereichernd und macht riesigen Spaß. Der Anteil an Frauen bei uns im Team kann sich auch sehen lassen.

Wobei wir ja auch Sie, wie ich gehört habe, bald als St. Pöltner durchgehen lassen können?
Tatsächlich möchte ich im Herbst eine Wohnung in St. Pölten beziehen, weil mir die direkte Anbindung vor Ort wichtig ist. Außerdem ist es mühsam, am Abend, wenn man noch Besprechungen hat oder gerade ein nettes Gespräch führt, mittendrin aufzuspringen, um ja noch den letzten Zug zu erreichen. Ich bin aber auch schon jetzt viel in der Stadt unterwegs, komme mit vielen Leuten in Kontakt – da ist das Cinema Paradiso zu so etwas wie meinem St. Pöltner Wohnzimmer geworden. Hier im Wellenstein gefällt’s mir aber auch!

Um quasi beim St. Pöltner Lokalchauvinismus zu bleiben: Die Erwartungen sind hoch, dass auch möglichst viele regionale Künstler Berücksichtigung im Programm finden. Wie wichtig ist die Einbindung der heimischen Szene?
Immens wichtig natürlich. Diesbezüglich hat uns, das muss man schon auch sagen, die Pandemie insofern keinen Gefallen erwiesen, weil wir lange Zeit sehr schwer persönlich in Kontakt treten konnten. Schnell im Gespräch waren wir mit LAMES. Demnächst steht – endlich – ein weiteres Treffen mit „Kulturhauptstart“ an. 
Wir möchten jedenfalls ein Gefühl des Fremdelns verhindern, damit nicht der Eindruck entsteht: „Okay, die Tangente wird zwar mit Millionenbeträgen gefördert, aber was kann sich die freie Szene davon kaufen?“ Das ist eine absolut berechtigte Frage, und daran wird auch unser Erfolg zu messen sein. Für mich kann das Festival überhaupt nur dann Sinn machen, wenn wir etwas schaffen, das auch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Entfaltungsmöglichkeiten der freien Szene beiträgt und nicht etwa – wie ja weiland bei diversen Kulturhauptstädten passiert – zum großen Trübsinn, weil zwar viel Geld in hingeklotzte Großprojekte geflossen ist, aber nicht in nachhaltige Strukturen.

Wie kommt ihr an die Szene, die ja nicht nur aus LAMES oder Kulturhauptstart, sondern aus zahlreichen Vereinen und Einzelkünstlern besteht, heran? 
Es gibt verschiedene Kanäle. Manche Personen und Initiativen empfiehlt uns der städtische Kulturabteilungsleiter Alfred Kellner, zu dem wir – wie eigentlich zu allen relevanten Stakeholdern – ein sehr gutes, ja fast freundschaftliches Verhältnis pflegen. Andi Fränzl gibt immer wieder Tipps, oft werde ich auch direkt im Kaffeehaus angesprochen. Wir gehen zugleich aktiv auf die Leute zu. Ab April setzen wir ein neues Format auf – den Kulturdialog. An verschiedenen Orten der Stadt laden wir Kulturinteressierte und Künstler ein, über ihr Verhältnis zur Kultur und zur Stadt zu diskutieren – auch zur Frage, was sie von der Kulturpolitik halten. 
Es wird aber auch Enttäuschungen geben. Denn zum einen können wir nicht alles umsetzen, was ehemals im Bidbook für die Kulturhauptstadt angedacht war. Und zum anderen passt vieles nicht zu den Fragestellungen der Tangente. Wir brauchen ein klares Profil als Festival, können nicht alles machen. Sonst wird uns – zurecht – Beliebigkeit vorgeworfen. Eines möchte ich ganz klar festhalten: Wir sind nicht die Kulturhauptstadt! Diese findet 2024 nicht in St. Pölten statt, sondern in Bad Ischl. Mit der Tangente entsteht ein Festival, das hoffentlich mehr als einmal stattfindet. Es soll nicht das Ende und das glückliche Finale des Prozesses rund um die Kulturhauptstadtbewerbung sein. Sondern eigentlich erst der Beginn einer Entwicklung, von der das Kulturleben in St. Pölten dauerhaft profitiert.

Nach Ankündigung der Politik, 2024 trotz Scheiterns der Kulturhauptstadtbewerbung einen Kulturschwerpunkt zu setzen, waren die Erwartungen hoch. Präsentiert wurde schließlich ein Festival für Gegenwartskultur, was nicht alle vollends überzeugte von wegen „A Festival hat mittlerweile eh jedes Kuhdorf, was soll das schon Besonderes werden?“ 
Also, die Tangente hat schon einmal deshalb Seltenheitswert, weil wir einen Mehrsparten-Ansatz verfolgen. Einen solchen Festivaltypus gibt es eigentlich in ganz Österreich nicht, am ehesten fiele mir noch der Steirische Herbst ein, wo nicht nur Theater, sondern auch Bildende Kunst, Literatur und Musik miteinander gemischt werden. Die meisten Festivals hingegen sind immer sehr eindeutig einem Genre zugeordnet: Die Wiener Festwochen machen – zumindest momentan – überwiegend Theater, die Ars Electronica widmet sich digitalen Kunstformen, es gibt Tanzfestivals und so weiter. Wir bewegen uns zwischen den Genres und stellen inhaltliche und ästhetische Bezüge über die Sparten hinweg her.

Mussten Sie Ihr Grundkonzept aus dem Jahr 2020 eigentlich adaptieren – die Welt ist seitdem ja mit rasender Geschwindigkeit noch mehr in den Krisenmodus geschlittert: Pandemie, Ukrainekrieg, Energiekrise samt Teuerung, Klimakrise …
Ich glaube, dass wir tatsächlich erst jetzt in ein Zeitfenster hineinkommen, in dem die Pandemie oder der Krieg selbst zum Inhalt künstlerischer Auseinandersetzung in Theater und Kunst werden. Das wird auf die eine oder andere Weise wohl auch bei uns Eingang ins Programm finden, ohne hier schon mit konkreten Ankündigungen vorgreifen zu wollen. 
Meinem Konzept, das ich der Jury während eines Berufungshearings vorgetragen habe, bin ich aber im Grunde genommen sehr treu geblieben, weil es die aktuellen Fragen, die schon damals weltweit unter den Nägeln brannten, vor Ort verhandelt: Klimawandel, Migration, Antisemitismus, Rassismus, Wandel der Arbeitswelt und Digitalisierung, die Krise der Demokratie. Keine Sorge, wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten, sondern ganz bewusst auch den Blick in die Zukunft richten – und zwar auch und gerade im Hinblick auf St. Pölten: Wie stellt sich die Situation hier dar? Wie finden wir, die Menschen, wieder in eine Position der Handlungsfähigkeit? Welche Chancen bieten sich für die Stadt, welche Optionen kann sie ganz konkret ergreifen?

Im Unterschied zur Kulturhauptstadt, die ja ein ganzes Jahr lang bespielt worden wäre, fokussiert man sich bei der Tangente auf den Zeitraum April bis Oktober. Warum eigentlich?
Das hat auch mit den budgetären Möglichkeiten zu tun. Als Kulturhauptstadt wäre – ohne Infrastruktureinrichtungen – ein höheres Programmbudget veranschlagt gewesen. 
Das Festival läuft gut ein halbes Jahr lang. In diesem Zeitraum werden wir drei sogenannte Peaks hochziehen, die jeweils zwei bis drei Wochen dauern. Da wird jeweils ein Kernthema im Fokus stehen, und es wird dann besonders viel Programm geben. Das geht weit über das hinaus, was in St. Pölten normalerweise zu erleben ist. Es gehört zu meinem Auftrag, dass wir auch ganz bewusst überregionale Gäste ansprechen.

Welche Leitthemen werden den Peaks zugrundeliegen?
Einmal geht es um St. Pölten als ehemalige Industriestadt, die sich im Strukturwandel zur Dienstleistungsgesellschaft befindet und den Anspruch hat, klimaneutral zu werden. 
Ein zweiter Bereich betrifft jüdisches Leben in St. Pölten und die Renovierung der ehemaligen Synagoge. Heute lebt ja nur mehr ein einziger Jude in der Stadt, Hans Morgenstern! Da muss man natürlich fragen: Was ist da passiert? Warum ist das so? Welche Rolle spielte St. Pölten, seine Bevölkerung zwischen 1938 bis 1945? Was wird daraus für die Zukunft? Ebenso stellt sich für uns die Frage, wenn aus einer ehemaligen Synagoge ein Ort der Kultur und der Erinnerung entsteht,  an wen sich das Programm richtet, für wen es gemacht ist, wenn Juden und ihre Nachfahren gar nicht mehr da sind. Wie hält man dieses Erbe wach, wie geht man damit um? Wir alle wissen natürlich auch, dass das auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge angesiedelte Institut für jüdische Geschichte und das Team um Martha Keil hervorragende Arbeit macht.
Dritter Schwerpunkt ist dem Thema Demokratie gewidmet. Hier geht es mir nicht so sehr um Bösewichter, Diktatoren, Populisten, sondern mehr um die Frage – was braucht es, um dieses momentan doch recht gefährdete politische Konzept zu schützen und gedeihen zu lassen? 

Ich weiß, dass Sie der Programmpräsentation im März nicht vorgreifen können, aber – um das ein bisserl auf den Boden zu bringen – was kann man sich da vorstellen?
Prinzipiell möchten wir die Leute dort abholen, wo sie sind bzw. bei Sachen, die sie ohnedies gern machen: zum Beispiel spazieren gehen entlang der Traisen. Da könnte es 2024 durchaus passieren, dass man auf Dinge stößt, die vorher noch nicht da waren und die zur Auseinandersetzung anregen – zum Beispiel mit dem Thema Wasser. Es gibt kaum eine größere Stadt, die nicht an einem Fluss gelegen ist. Ohne Wasser gibt es kein Leben und auch keine Zivilisation. Aber es kann immer auch schnell zur Bedrohung werden. Denken wir an einen Tsunami oder an Geflüchtete, die übers Meer von Afrika nach Sizilien wollen. 
Ich denke, viele Themen unseres Festivals lassen sich sehr konkret an diesem Element aufhängen und zur Darstellung bringen. An der Traisen entlang entsteht ein Parcours mit Kunst im Öffentlichen Raum. Er wird über die gesamte Stadt verstreut sein, an etwa 20 unterschiedlichen Standorten. 

Dem Vernehmen nach soll ja auch der Domplatz Teil der Tangente sein beziehungsweise programmatisch eingebunden werden?
Der Domplatz war vor vielen Jahren ein Friedhof und ursprünglich gar nicht als öffentlicher Platz konzipiert. Später wandelte er sich zum Marktplatz und auch zum Parkplatz. Nun ist er wieder autofrei, dennoch wird diskutiert, ob er in seiner Umsetzung zeitgemäß ist und auf die Herausforderungen durch den Klimawandel reagiert. Das alles und mehr führt uns zu der Frage –welche Rolle soll er für die Stadt in Zukunft spielen? Genau das werden wir aufgreifen. Deshalb haben wir zwei Künstler eingeladen, die sich für diesen Ort etwas ausdenken werden. Zugleich wird am Domplatz immer auch die Archäologie eine Rolle spielen. Wir wissen, dass die Vorträge des Stadtarchäologen Ronald Risy über die Domplatzausgrabungen immer knackevoll sind – das Thema, mit dem er sich jahrelang intensiv auseinandergesetzt hat, interessiert die Leute also – und zwar über ein reines Fachpublikum hinaus. Wir möchten auch, dass dort größere Konzerte stattfinden.

Die wohl ebenfalls überregional Beachtung finden sollen? Im Hinblick auf die Kulturhauptstadt war ja der logische Anspruch, dass sie nicht nur nach innen, sondern auch nach außen – ja europaweit – wirken muss. Wie ist diesbezüglich der Zugang der Tangente?
Im Grunde genommen kann man auch hier von einem „Sowohl – als auch“ sprechen. Wenn ich den Fokus zunächst auf die Hauptstadtregion selbst richte und frage, wen ich ansprechen möchte, dann ist die klare Antwort: Alle Bürger! Nicht, indem ich alles für alle mache, sondern indem ich ein vielfältiges Angebot schaffe, um damit unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.
Ziehe ich den Radius etwas weiter, dann ist der Raum zwischen Linz und Wien relevant, der verkehrstechnisch gut ausgebaut ist und in dem es durch die Pendlerströme schon jetzt zu einer Durchmischung kommt, ja eine Metropolregion im Entstehen ist. Hier hoffen wir natürlich auf Besucher, die aufgrund der relativen Nähe gerne – durchaus auch öfter – zum Festival kommen.
Schließlich haben wir dann noch das benachbarte Ausland als Zielgebiet definiert. Hier denken wir an Städte wie München, Prag, Bozen, Belgrad, Bratislava – oder Berlin. Da sind jene Personen gemeint, die sich explizit für Kultur interessieren und bereit sind – bei entsprechend attraktivem, internationalem Angebot – den Weg auf sich zu nehmen und vielleicht gleich ein Wochenende in der Region zu verbringen. Solche Angebote, das kann ich garantieren, werden wir bieten.

Das klingt durchaus zuversichtlich. Drehen wir zum Abschluss das Rad der Zeit nach vor: Tangente 2024 ist geschlagen, was würden Sie sich wünschen, wie Ihr Fazit ausfällt?
Ich wünsche mir, dass wir 2024 sozusagen nicht nur viele Projekte finanzieren, sondern mit unserem Programm nachhaltige Entwicklungen angestoßen haben: dass St. Pölten, in seinem Selbstverständnis als vollwertige Landeshauptstadt gestärkt, auch österreichweit so wahrgenommen wird und für seine Aktivitäten dementsprechend mediale Aufmerksamkeit erfährt. Ich wünsche mir, dass sich die Arbeitsmöglichkeiten für die freie Szene auch außerhalb der Tangente strukturell und nachhaltig verbessert haben.
Und ich wünsche mir, dass die Tangente als einzigartiges Mehrspartenfestival längerfristig etabliert wird. Dass sie fortan alle ein, zwei Jahre wiederholt wird und irgendwann einmal eine so bedeutende Rolle für St. Pölten und Niederösterreich spielt wie schon heute der Steirische Herbst für Graz und die Steiermark. 

Wie steht es – sehr frei nach Peter Handke – um die Angst des Intendanten vorm Scheitern?
Einer meiner Lehrer hat einmal gesagt: „Wer sich Großes vornimmt, muss mutig sein. Am Ende des Tages wird man vielleicht drei Viertel Mist produziert haben, aber wenn es gelingt, dass ein Viertel wirklich richtig gut war, dann hat man schon viel erreicht!“ Das ist natürlich bewusst übertrieben. Aber, wir gehen bewusst ins Risiko. Damit etwas passiert, in dieser interessanten und vielleicht auch unterschätzten Stadt. Vieles wird die Leute begeistern, manches vielleicht erschrecken, einiges wird auch krachend scheitern – aber in dem Fall wünsche ich mir dann aufgeschlossene Bürger*innen, die milde darüber hinwegsehen, und sich dafür umso mehr am Gelungenen erfreuen.

TANGENTE ST. PÖLTEN

Festival für Gegenwartskultur
30. April bis 6. Oktober 2024
www.tangente-st-poelten.at