Kennen Sie das? Da herrscht wochenlang tote Hose in Sachen kultureller Grundversorgung – und dann passiert, wie jetzt, Ende Oktober, alles wieder auf einmal. Man müsste sich klonen können, denkt der genervte Stadtbenützer, verwirft den Gedanken gleich wieder (schließlich hat das bei Schwarzenegger in „The 6th Day“ auch nicht funktioniert) und lenkt seine Schritte in Richtung Café Publik. Dort hat man sich ja einiges vorgenommen: Das des Abends üblicherweise zur Geisterstadt ...
Schöner konnte ein Sommer praktisch nicht zu Ende gehen: Spielte doch das – diesmal regenfreie! – Höfefest am 5. September wieder alle Stückeln, von Electronic bis Heinz Erhardt. Open Air-Kunst und -genuss im öffentlichen Raum war ja in den letzten Monaten überhaupt die Sache schlechthin, das meiste sensationell gut besucht.
Der Vorteil von derlei: Jeder kann dabei sein.
Der Nachteil: Jeder kann dabei sein.
So erfuhr die Traisen während Frequency die wohl höchste ...
Ihn, den Singer/Songwriter, den Vater, verbindet mit St. Pölten nicht gar so viel. Eine Erinnerung vielleicht: ein Kracherl beim Bahnhofsbuffet als Zehnjähriger zur Überbrückung der Wartezeit auf dem Weg von Krems ins Gymnasium im oberösterreichischen Stift Schlierbach. Und jetzt sehe er gelegentlich gerade einmal die Silhouette der Stadt, aus der Sicht des Autobahnbenützers.
Sie, die Malerin, die Tochter, hingegen hat St. Pölten schon auf sehr positive Weise kennen gelernt. ...
Man kann’s drehen, wie man will.
Leicht ist’s nicht.
Gar nicht.
Nämlich diese Stadt ins Herz zu schließen.
Zu viel Vervorortung.
Zu viel Nicht-Fisch-noch-Fleisch.
Zu viele XXX-Baumärkte, MegaFun-Einkaufs- und -kinocontainer, Großraumdiscos mit Komasauf-Garantie sowie riesige Flächen an Devotionalienshops zur Erwerbung der heiligen Kuh der Österreicher, des Autos.
Dazwischen – auf der ehemals grünen Wiese, gleich neben den immer blinkenden ...
Wir schreiben den 7. Mai 2009, 20 Uhr abends. Das Beislkino im Cinema Paradiso am Rathausplatz quillt vor Interessierten förmlich über. Doch keine Promi-Lesung, auch kein Konzert findet heute statt. Anstelle dessen steht ein Abend über „Freiräume in St. Pölten“ auf dem Programm. Initiiert wurde das Ganze vom Verein LAMES und umfasst die Filmpremiere des Dokumentarfilms über das von LAMES organisierte Festival „Parque del Sol 08“ sowie im Anschluss daran eine Diskussion betreffend ...
Kennen Sie Wallace? Nein, nicht Edgar. Vielmehr Alfred Russel Wallace. Letzterer war ein Zeitgenosse Charles Darwins, der sich so seine Gedanken zum Thema menschliches Bewusstsein machte. Zwei Jahre vor dem Erscheinen von Darwins Hauptwerk „Die Entstehung der Arten“ anno 1859 meinte Wallace sinngemäß, das höhere Bewusstsein von Menschen (und zum Teil auch von Tieren) hätte seinen Ursprung definitiv nicht in der physischen Welt. Sondern irgendwo außerhalb. Darwin schätzte allerdings ...
„Vorher – Nachher“ hieß eine 2005 von Alois Stöckl im pittoresken Innenhof des St. Pöltner EGON organisierte Ausstellung, die Stöckls Intention auf den Punkt brachte: eine künstlerische Auseinandersetzung mit Schicksalen verschiedenster Menschen, denen eins gemeinsam ist: Dass sie nicht in Österreich geboren sind.
Der kurz geschorene, mit einer markanten Brille versehene Stöckl lächelt, wenn er an die gemeinsam mit dem Kulturverein Fuhrmannshof durchgeführte Veranstaltung ...
2008. Ganz St. Pölten ist in den Händen dauergrinsender Schunkelbarden, sich ins Glückskoma saufender Krocha, penetrant gut gelaunter Ratgeber-Leser („Müllraustragen nach Feng Shui“, „Denke nicht – bleib blöd!“) und lebensfroher Fans bunter US-amerikanischer Teeniekomödien und französischer Wohlfühlfilme. Ganz St. Pölten?
Nein! Ein zahlenmäßig überschaubares, aber unbeugsames Völkchen zumeist schwarz gewandeter Abweichler leistet Widerstand: mit lauten ...
Als der französische Philosoph und Querdenker Guy Debord in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts von der „Psychogeographie der Städte“ sprach, dachte er mit Sicherheit nicht an St. Pölten. Im weitesten Sinne ging es ihm um die Stadt als lebenden Organismus, vergleichbar mit der menschlichen Psyche, mit Hauptstraßen, offiziellen Plätzen und versteckten Bereichen, zu denen nicht jeder Zutritt erhält.
Wobei wir doch wieder bei St. Pölten sind. Existiert doch eine Stadt in der ...
Angefangen hat’s, wie oft, im Wirtshaus. Beim EGON, um genau zu sein, an einem lauschigen Augustabend des Jahres 2005. Eine Gruppe, bestehend aus Kunstschaffenden und -vermittlern, sollte hier auf Anregung von St. Pöltens Kulturchef Karl einen Kulturentwicklungsplan (KEP) für den Bereich Literatur/Theater schmieden. Gesagt, getan.
Doch stand der Gruppe, zu der maßgeblich auch die Intendantin des Landestheaters Niederösterreich Isabella Suppanz und der äußerst umtriebige Hugo ...