„Nostalgia is a weapon.“ (Douglas Coupland). Im Film „Last Night in Soho“ geht die 60ies-Verliebtheit der Protagonistin so weit, dass sie mittels einer Zeitreise im von ihr geliebten Jahrzehnt landet. Dort wird sie erst vom Glamour einer untergegangenen Ära geblendet, um hernach schmerzlich herauszufinden, dass nicht alles Gold war, was immer noch glänzt: Nostalgie als gefährlicher und gleichzeitig verführerischer Eskapismus, wenn man so will. Und doch verhält sich Nostalgie ...
Und obwohl sich der „Blätterwirbel“ frisch wie eh und je präsentiert, darf man inzwischen durchaus von einer lieb gewonnen Tradition sprechen, die auch die St. Pöltner Bevölkerung jedes Mal mit sehr guten Auslastungen und ebensolcher Stimmung quittiert.
Angefangen hat’s, ja wie so oft, im Wirtshaus – im damals noch existierenden EGON, um genau zu sein, an einem lauschigen Augustabend des Jahres 2005. Eine Gruppe, bestehend aus Kunstschaffenden und -vermittlern, sollte hier auf ...
Manches Leben dauert wohl ewig. Zumindest denken wir das, wenn Menschen einfach so sehr zu unserem Umfeld zählen, sodass dieser Ort für uns gleichsam an Gegenwart verlieren tät‘, wenn wir sie nicht mehr um uns hätten. Weil sie etwa diese Stadt mit ihrer Person beseelen. Und dann, plötzlich, gibt es sie nicht mehr. Lapidar heißt das: verstorben. Gleich drei Menschen, die uns im besten Sinne bereichert haben, sind in den letzten Monaten von uns gegangen: Musiker Toni Wegscheider, ...
Vor Kurzem machte ich mir um den ZiB-Moderator Tarek Leitner echte Sorgen. Leidet er etwa unter Atemnot? Hat er gar was auf der Lunge oder an den Stimmbändern? Wortkompositionen wie Patient[stop]Innen oder Ärzt[stop]Innen kamen im Sekundentakt über seine Lippen. Aber nein: Was sich nach einem medizinischen Notfall anhört, nennt man Gendern. Und offenbar soll nun auch das gemeine Volk im Staatsfunk mit derlei beglückt werden, Kulturauftrag und so. Die Überlegung, Ungleichbehandlung ...
Besucht man Zdenka Becker in ihrem Haus in St. Pölten-Unterradlberg, das sie mit ihrem Gatten Leo bewohnt, wird man zum Kaffee gleich einmal in den Kuhstall gebeten.
Wie bitte? „Wo sich jetzt das Wohnzimmer befindet, war früher der Kuhstall“, erklärt die Autorin. „Fünf Kühe hatten hier Platz. Und dahinten war die Bäckerei.“ Das alles hatten sie Ende der 1970er-Jahre renoviert. Und blickt man sich um, muss man unumwunden feststellen: Es ist hervorragend gelungen. Gewölbeartige ...
Kennen Sie John Barry? Nun ja, wahrscheinlich nicht persönlich – aber wenn Sie auch nur einen Hauch an Interesse für Kino und Film hegen, ist Ihnen dieser Mann zumindest von seinen Klängen her bekannt. Er stattete nicht nur die Bond-Klassiker mit Sean Connery aus, sondern versorgte die komplette britische Film- und auch Serienindustrie der 1960ies von Underground bis Kommerz mit seinen musikalisch swingenden Einfällen. Er lieferte auch in den folgenden Jahren ins Ohr gehende, angenehm ...
Da zumindest das Spazierengehen während des Lockdowns erlaubt ist, beschloss ich also, mir wieder einmal den Kaiserwald zu ergehen. Inspiriert von Ernst Jüngers „Waldgänger“ drehte ich meine Runden. Ein pittoresker Nebel hüllte die Wege aufs Geheimnisvollste ein, im Gegenzug lüftete das Hirn aus, die Gedanken wurden zahlreich, klar und leicht bis … bis mir jemand entgegenkam, von Kopf bis Fuß mit High-End-Virtual-Reality-Tools angetan. Eine körperlose Stimme machte ihn soeben ...
„Die Blumenkinder sind schon tot / Rockstars kennen keine Not / Die Hitparaden spiel´n nur Schund / Wir kommen aus dem Untergrund / [...] / Aus den Kellern der Nacht / Aus den Kellern der Nacht / [...]“ (Ronnie Urini und die letzten Poeten)
Was Österreichs einziger wirklicher Rockstar, Ronnie Urini alias Ronnie Rocket, in den 1980ern sang, klingt heute beinahe prophetisch. Im St. Pöltner Untergrund, dem Underground, ticken die Uhren nämlich anders. Dunkler. Lauter. ...
„Des hom‘S ja eh ned, gön‘S?“ Oder auch konkreter: „Orangen hom‘s natirlich kane, gön‘S?“ Hervorgebracht in höhnisch aggressivem Tonfall, begleitet von vorwurfsvollen Blicken und den Umstehenden gegenüber Beifall heischendem Kopfschütteln, stellen dies Lieblingssätze des durchschnittlichen St. Pöltners dar, schenke ich meiner Lieblingsmarktfrau Glauben. Und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. In Baden etwa, meint sie, sei das anders, dort freuen sich die Menschen ...